Olivier, was sagst du zu den Vorgängen in der Formel 1?
Olivier Panis: Für mich ist das lächerlich. Ich liebe diese Saison, weil Brawn GP tolle Arbeit leistet und andere Fahrer auf dem Podium stehen. Aber die Politik ist ein Witz. Vielleicht entscheidet sich ein Hersteller ja dafür, im Langstreckensport mitzufahren. Als ich in der Formel 1 für Toyota gefahren bin, sagten sie mir, dass sie sicher eines Tages zurückkehren würden, um hier zu gewinnen.

Was hältst du von den jungen F1-Piloten?
Olivier Panis: Sebastian Vettel hat mich letztes Jahr beeindruckt, er ist einer der richtig Guten. In diesem Jahr hat er aber wohl keine Chance mehr auf den Titel. Er ist gut, aber Brawn ist zu weit vorne und wird nicht nachlassen. Aber Rennen wird er sicher noch gewinnen.

Was ist mit den Franzosen los?
Olivier Panis: Sebastien Bourdais ist ein sehr guter Fahrer, aber er empfindet das Auto als schwierig zu fahren. Ich möchte niemandem zu nahe treten, aber in Le Mans wäre jeder mit einem Peugeot schnell. Es ist das beste Auto. Damit ist es immer einfacher. Der Wechsel aus Amerika in die Formel 1 war für ihn ein großer Kulturschock. Es hat lange gedauert, sich daran zu gewöhnen. Wenn man dann nicht das beste Auto hat, ist es noch einmal schwieriger. Es ist aber ein Problem, dass er gegen beide seine Teamkollegen verloren hat. Bei Vettel kann man sagen, dass er ein Ausnahmetalent war, aber Bourdais zieht jetzt auch gegen Sebastien Buemi den Kürzeren.

Wen gibt es sonst noch an französischen Talenten?
Olivier Panis: Romain Grosjean ist auf einem guten Weg in der GP2, aber bei Flavio Briatore weiß man nie, welchen Weg es nimmt. Frankreich hat gute Fahrer, aber momentan ist es schwierig, sie in die Formel 1 zu bringen.

Schwieriger Umstieg auf die Langstrecke

Panis fährt mit Bruno Senna für Oreca., Foto: adrivo Sportpresse
Panis fährt mit Bruno Senna für Oreca., Foto: adrivo Sportpresse

Wie sehr musstest du deinen Stil von der Formel 1 zu Langstreckenrennen umstellen?
Olivier Panis: Die physische Vorbereitung ist ähnlich. Neu ist, sich das Auto mit seinem Teamkollegen zu teilen. Am Anfang war das ziemlich schwierig. Danach sind selbst die Langstreckenrennen wie ein Sprint. Man muss hoch konzentriert bleiben und darf keine Fehler machen, besonders im Verkehr. Aber es macht viel Spaß.

Musst du dich manchmal ermahnen, es nicht zu aggressiv anzugehen?
Olivier Panis: Ich bin lange Zeit Rennen gefahren, einige Zeit wollte ich gegen alle kämpfen und gewinnen. Manchmal sage ich mir dann: Das Rennen ist noch lang. Aber der LMP1-Prototyp ist sehr schnell und lässt sich gut fahren. Es ist kein F1-Auto, aber es macht viel Spaß.

Wie ist der Fahrstil im Vergleich zu einem F1-Auto?
Olivier Panis: Es fährt sich weniger direkt. Das Auto ist etwas schwerer, was sich bei Kurvenfahrten auswirkt. Aber beim Abtrieb ist es ziemlich nah dran.

Kannst du dir vorstellen, noch zehn Jahre hier zu fahren?
Olivier Panis: Warum nicht? Ich fühle mich sehr gut, genieße den Moment. Wir verhandeln für nächstes Jahr mit mehreren Teams, auch welchen mit Dieselautos, aber wenn die Regeln fair sind, werde ich sicher weiter machen.

Du bist für viele Teams gefahren. Wie ist die Atmosphäre bei Oreca?
Olivier Panis: Sie ist sehr gut. Wir haben erfahrene und junge Fahrer im Team. Als ich Bruno [Senna] zum ersten Mal gesehen habe, hat mich sein Gesicht an die Vergangenheit erinnert. Er ist sehr nett und ich arbeite gerne mit ihm zusammen. Es ist ein gutes Team mit schnellen Fahrern, dazu gehört auch Bruno. Außerhalb haben wir viel Spaß, lachen gemeinsam, aber im Auto ist er sehr schnell.

Was könnt ihr im Rennen erreichen?
Olivier Panis: Wir haben im Qualifying nicht alles gezeigt, weil wir das Auto auf das Rennen vorbereitet haben. Aber gegen die Dieselautos wird es ein schwieriges Rennen. Wenn wir ins Ziel kommen, müssen wir versuchen, in die Top-6 zu gelangen.