Nico Rosberg reiste mit ziemlich gemischten Gefühlen nach Istanbul. Im vergangenen Jahr war sein Williams dort eine einzige Katastrophe gewesen, und auch jetzt war zu davon auszugehen, dass die gute Form von Monaco nicht zu wiederholen war. "Und dann musste ich noch Angst haben, dass unser Frontflügel nicht ganz so funktionieren würde, wie wir hoffen, und wir noch weiter nach hinten durchgereicht werden", meinte er noch am Samstag,

Nico Rosberg fuhr von 9 auf 5., Foto: Sutton
Nico Rosberg fuhr von 9 auf 5., Foto: Sutton

Aber es kam anders. Hauptsächlich dank Rosbergs eigener Leistungen. Er war im dritten Teil des Qualifyings Neunter, und das mit einer hohen Benzinlast. Trotz schweren Autos gelang es ihm, gleich in der ersten Runde vier Plätze gut zu machen. "Ich hatte einen super Start und eine super erste Runde, das war die Grundlage für eine gute Position", sagte der glückliche Deutsche nach dem Rennen.

Rosberg wurde im Rennen Fünfter. Nicht immer ist das Grund genug, den Mann des Rennens auszurufen. Bei Rosberg ist das aber völlig gerechtfertigt. Er hat das Beste aus seinen Möglichkeiten gemacht. Rosberg hat keine Fehler gemacht und war vor allem in der ersten Runde hellwach, als andere auf der schmutzigen Seite der Stargeraden noch herumeierten und die Chance da war, andere hinter sich zu lassen. Vor allem die beiden Ferrari. Mit einer besseren Taktik hätte er vielleicht noch Jarno Trulli herausfordern können, denn nachdem beide zum ersten Mal gestoppt hatten, lag Rosberg schon vor Trulli. Doch das ist die Baustelle von Williams.

Sitzt Rosberg auch 2010 in einem Williams?, Foto: Sutton
Sitzt Rosberg auch 2010 in einem Williams?, Foto: Sutton

Eine solche Leistung ist auch bestmögliche Werbung für Rosberg, dessen Vertrag bei Williams Ende des Jahres ausläuft. Im vergangenen Jahr hat Rosberg noch Schwächen gezeigt, als er in Monaco seinen Williams in der Hafenschikane zerstörte und in Kanada in der Boxengasse ins Heck von Lewis Hamilton krachte. Unglücklicherweise waren das auch noch jene zwei Rennen, bei denen sein Williams wirklich konkurrenzfähig war. Das war keine gute Werbung in eigener Sache, denn als Underdog muss man wenigstens die Chance nutzen, wenn sie mal da ist.

In dieser Saison fährt Rosberg dagegen weitgehend fehlerfrei. Kein anderes Rennen zeigt das so deutlich wie Istanbul. Vom Startplatz neun auf Rang fünf im Ziel mit einem Williams zu fahren zeugt von einer Reife, die auch andere Teams langsam wahrnehmen. Um sein Fernziel zu erreichen, in das schnellste Auto zu kommen, wären ähnliche Leistungen auch in den kommenden Rennen ein zusätzlicher Katalysator. "Ich kann aber davon ausgehen, dass wir jetzt immer Fünfter werden", bremste er die Euphorie. "Aber wenigstens weiß ich, dass es jetzt möglich ist."