Konstruktiv, positiv, logisch und vernünftig - diese Worte passen irgendwie gar nicht zum aktuellen Stand im Streit zwischen dem Weltverband FIA und der Teamvereinigung FOTA. Dennoch werden sie inflationär häufig verwendet. Etwa so: "Ich hoffe, dass wir eine Lösung finden. Die Punkte der FOTA sind logisch und vernünftig. Wenn man konstruktiv vorgeht, sollte man eine Lösung finden."

Diese Worte stammen von Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali, der keinen Kampf sieht. "Alle Punkte, die Max Mosley verlangt, werden durch den Vorschlag der Teams erreicht", betont der Italiener. Somit stünde eigentlich nichts einer Teilnahme aller aktuellen F1-Teams an der Saison 2010 im Weg. "Alle Teams müssen bleiben, das ist ein wichtiges Element der Formel 1. Auch Ferrari möchte bleiben, das ist keine Frage. Wir geben alles dafür, dass die zukünftige Formel 1 eine FIA-Weltmeisterschaft ist."

Das Wichtige dabei sei, dass diese Meisterschaft auf den aktuellen Regeln basiere und die Regeländerungen einen korrekten Prozess durchlaufen. "Es ist Zeit, aufzuwachen und die richtige Entscheidung zu treffen", spielte Domenicali den Wecker. "Niemand möchte den Sport schädigen. Ferrari liebt die Formel 1, aber wir müssen sicherstellen, dass die Werte der F1 auch erhalten bleiben."

Goldene Zukunft für den Motorsport

Domenicali und Konsorten wissen genau, dass eine eigene Rennserie derzeit nicht umsetzbar ist, schon gar nicht bis 2010. "Teilweise ist das eine hypothetische Frage", weicht Toyota-Präsident John Howett aus, der in den letzten Tagen als einziger immer wieder von einer Piratenserie sprach. "Es ist nicht das Ziel der FOTA, in diese Position gedrängt zu werden, aber es muss Teil unseres strategischen Szenarios sein."

In Istanbul wurde wieder viel diskutiert., Foto: Sutton
In Istanbul wurde wieder viel diskutiert., Foto: Sutton

Entsprechend kann es Howett nicht lassen, mit dem Säbel zu rasseln: "Die FOTA möchte das Richtige zum Wohle des Sports tun. Aber wenn wir zu einer Alternativserie gezwungen werden, verspricht das genauso eine tolle Zukunft für die Motorsportwelt." Wie weit fortgeschritten die Vorbereitungen für eine solche Serie sind, wollte Howett nicht beantworten. "Das sind vertrauliche FOTA-Informationen."

Abseits der Spekulationen heißt es zu warten, mindestens bis zum 12. Juni. "Der Freitag ist die Deadline aus formaler Sicht, aber wenn man vernünftig ist, kann man bis nächstes Jahr alles diskutieren", betonte Domenicali. Auch Mario Theissen spielt auf Zeit. "Warten wir es ab, ich bin nicht gut im spekulieren." Ganz wohl fühlt er sich in dieser Situation allerdings nicht. "Es beunruhigt mich, dass wir die Situation bislang noch nicht gelöst haben", gesteht er. Dem schließt sich Domenicali an. "Ich bin besorgt, weil wir nicht wissen, wie die Zukunft für die ans, unsere Mitarbeiter und den F1-Zirkus aussieht."

Das nächste Meeting kommt bestimmt

Angeblich soll es noch am Dienstag oder Mittwoch ein weiteres Meeting zwischen der FOTA und Mosley geben. Howett wollte das nicht bestätigen. "Wir werden ein solches Meeting nicht ablehnen", betonte er. "Flavio Briatore hat diese Möglichkeit besprochen, aber uns wurde gesagt, dass es falsch wäre, ein Meeting vor Freitag abzuhalten." Die FOTA stehe dem jedoch offen gegenüber. "Unsere Position ist jedoch klar definiert."

Die acht verbliebenen FOTA-Teams scheinen nach dem Ausscheiden von Williams und Force India tatsächlich für den Moment zusammenzuhalten. "Alle Hersteller stehen zusammen", bestätigt Domenicali. "Das ist ein wichtiger Punkt für die Formel 1." Teils basiert diese Einigkeit auf einem Dokument, das einen weiteren Ausbruch aus dem FOTA-Verbund verhindern soll. Die angeblich 50 Millionen Euro, die jeder Hersteller bei einem Ausbruch bezahlen müsste, bestätigte Howett nicht. "Aber es gibt eine Übereinkunft zwischen den FOTA-Teams, die von den Anwälten überprüft wurde und ein vollkommen legales Dokument darstellt." Darin bekräftigen alle Teams, sich nicht außerhalb der definierten FOTA-Bedingungen einzuschreiben.