Als Team-Ergebnis war das sehr gut. Zufrieden, oder trauert man dem Sieg ein bisschen hinterher, von dem man geträumt hat?
Helmut Marko: Wir wissen nicht, wie es ausgegangen wäre, wenn Sebastian nicht der Fehler in der ersten Runde unterlaufen wäre. Wir sind von der Überlegung ausgegangen, wenn wir in der 15. Runde hereinkommen und bei der Zweistopp-Strategie bleiben, hätten wir uns mit den Plätzen zwei und drei begnügt. Auf der anderen Seite wussten wir, dass von hinten niemand in der Lage ist, uns vom Speed her gefährlich zu werden. Darum haben wir uns entschlossen, dass wir die Dreistopp-Strategie machen, um auf Button Druck auszuüben, was auch gelungen ist - er hat einen Fehler gemacht, der war aber nicht gravierend genug.

Im dritten Stint hat der Sebastian leider starke Vibrationen gehabt und konnte nicht das Tempo gehen, das wir von ihm gewohnt waren. Da hat er seine zweite Position verloren, das war also nicht die Strategie, sondern entweder ein schlechter Reifensatz oder die Möglichkeit, dass er bei seinem Ausrutscher einiges an seinem Auto nicht unbedingt optimiert hat. Denn seine Rundenzeiten waren generell unter den Erwartungen.

Ist man also unter normalen Umständen davon ausgegangen, dass Sebastian mit drei Stopps locker vor seinem Teamkollegen bleiben wird?
Helmut Marko: Ja und das zeigen auch die Grafiken. Wenn sein dritter Stint das normale Tempo gehabt hätte, wäre auch vorne gewesen.

Kann man ihm das jetzt erklären, denn er schien ziemlich angefressen...
Helmut Marko: Ich habe es ihm gerade anhand der Grafik gezeigt und jetzt versteht er es.

Ist es jetzt auch in Ordnung?
Helmut Marko: Ja, er weiß, dass er oder der Reifensatz derjenige war, der den zweiten Platz gekostet hat.

Kann man aber auch verstehen, dass ein Fahrer da im ersten Moment stinkig ist?
Helmut Marko: Ja, das ist verständlich. Er konnte aber die Details zu dem Zeitpunkt auch noch nicht wissen.

Dass er zum Schluss nicht mehr angreifen sollte, hat er dann auch irgendwann verstanden?
Helmut Marko: Wenn wir Platz zwei und drei sind, das sind 14 Punkte in der Konstrukteurswertung, da muss man schon schauen, dass man die nicht riskiert.

Selbst auf die Gefahren hin, dass man in der Fahrer-WM sich noch etwas mehr Rückstand auf Button einfängt?
Helmut Marko: Sonst wäre es eine Teamorder gewesen: Es sind zwei Punkte, bei dem Rückstand, den wir haben, ist das nicht gerade ausschlaggebend.

Heißt das, die WM-Ambitionen hat man schon fast abgeschrieben?
Helmut Marko: Nicht fast, denn wir kriegen jetzt in Silverstone wieder ein ordentliches Update und hoffen, dass wir dann endlich die Brawns schlagen.

Kann das noch klappen?
Helmut Marko: Wir arbeiten massivst dorthin.

Es ist aber schon erstaunlich, wie viel besser sie im Rennen immer wieder sind...
Helmut Marko: Nochmals, wir wissen nicht, ob das Vettel-Auto eine Beschädigung abbekommen hat oder nicht.