Immer gewann der Pole-Mann beim Großen Preis der Türkei. Immer wenn Sebastian Vettel auf der Pole gestanden hat, hat er auch gewonnen. Beide Serien fanden am Sonntagnachmittag in Istanbul ein Ende. Stattdessen setzte Jenson Button seine Siegserie fort: Im siebten Saisonrennen holte er sich den sechsten Sieg, den vierten in Folge. "Danke Jungs", bedankte er sich via Funk nach der Zieldurchfahrt. "Ihr habt ein Monster von Auto gebaut. Ihr seid echte Legenden!"

Auch von der Konkurrenz gab es Lob. "Button und Brawn fahren Kreise um die Konkurrenz - die Abstände über eine Renndistanz liegen zwischen 15 und -wie in unserem Fall - 80 Sekunden", rechnete Norbert Haug vor. Die Grundlage für den Sieg legte Vettel. Der Red Bull-Pilot kam in der ersten Runde leicht von der Strecke ab und ermöglichte Button so in Führung zu gehen. Danach gab es für den Briten kein Halten mehr. Denn Vettels einzige Chance, das Rennen zu gewinnen, hatte darin bestanden, sich am Start durchzusetzen und sich einen Vorsprung herauszufahren. Dieser Plan war damit gescheitert. "Wir hatten Glück", so Ross Brawn. "Ansonsten wäre das Rennen viel härter geworden."

Webber und Vettel hatten Button nichts entgegenzusetzen., Foto: Sutton
Webber und Vettel hatten Button nichts entgegenzusetzen., Foto: Sutton

Und auch Plan B funktionierte nicht - im Gegensatz zu Brawn GP, wo Ross Brawn seinen Piloten in Barcelona mit Plan B und einer umgeänderten Zweistoppstrategie zum Sieg taktierte. Bei Red Bull versuchte man in Istanbul Ähnliches, doch die Aufholjagd mittels einer verzweifelt umgestellten drei Stoppstrategie endete jäh hinter Button, den Vettel nach seinem kurzen ersten Stopp nicht überholen konnte. Zu allem Überfluss fiel er bei seinem zweiten Stopp auch noch hinter seinen Teamkollegen Mark Webber zurück und überquerte die Ziellinie somit nicht als Sieger, sondern als Dritter.

"Jenson fuhr auf einem anderen Planeten", sah Webber keine Chance, den Briten einzuholen. "Am Start blieb ich vorne, aber dann habe ich das Auto fast verloren, ich weiß nicht, ob der Wind von hinten kam oder woran es lag, in der zweiten Runde war es genauso schwierig und ich hätte es beinahe wieder verloren", beschrieb Vettel seinen Fehler. "Aber Jenson war heute zu schnell für uns, daran konnten wir auch mit einer Dreistoppstrategie nichts ändern."

Rubens Barrichello hatte schon höflichere Tage., Foto: Sutton
Rubens Barrichello hatte schon höflichere Tage., Foto: Sutton

"Das ist ein starkes Teamergebnis", gab sich Christian Horner zufrieden. "Jenson hat heute einen fantastischen Job gemacht. Sebastian ist in der ersten Runde ein kleiner Fehler unterlaufen, er hat zu viel gewollt. Brawn war aber schneller als wir. Ran kommen ist eines, vorbei fahren etwas anderes. Hier ist es schwierig zu überholen. In den letzten Runden haben wir entschieden, die 14 Punkte fürs Team heimzufahren."

Rambo Barrichello

Am Start konnte sich Vettel noch gegen Button behaupten, der ihn erst einige Kurven später nach dem Fehler des Deutschen überholte. Dahinter kam es jedoch zu leichtem Chaos: Rubens Barrichello kam sehr schlecht weg und fiel bis in die zweite Hälfte des Feldes zurück. Jarno Trulli und Nico Rosberg profitierten von den Ausweichmanövern rund um den Brawn-Boliden und überholten die beiden Ferrari von Felipe Massa und Kimi Räikkönen. Der Finne fiel sogar noch weiter zurück und beschädigte sich bei einem Überholversuch seinen Frontflügel.

Noch mehr Teile flogen vom Frontflügel von Barrichello. Der Brasilianer fuhr mit Schaum vor dem Mund, um den schwachen Start wieder wettzumachen. Das klappte allerdings genauso wenig wie beim Saisonstart in Australien: Runden lang hing er hinter dem KERS-McLaren von Heikki Kovalainen fest. Bei einem überoptimistischen Angriff fuhr er dem McLaren-Piloten ans links Hinterrad und drehte sich. Das gleiche Manöver probierte Barrichello wenig später gegen Adrian Sutil - diesmal nahm jedoch sein Frontflügel Schaden und er musste die Box ansteuern. In Runde 48 gab er das Rennen dann an der Box auf - der erste Ausfall von Brawn GP in dieser Saison.

Hinter dem Podesttrio Button, Webber und Vettel rehabilitierte Jarno Trulli die schwache Leistung von Toyota aus Monaco mit Platz 4. Auch Nico Rosberg konnte als Fünfter seinen guten Start bis ins Ziel retten und Felipe Massa, Robert Kubica und Timo Glock hinter sich halten. Kimi Räikkönen verpasste als Neunter einen Punkterang.