Ross Brawn hat 15 Jahre mit Michael Schumacher gearbeitet, kennt den siebenfachen Weltmeister also genau und war auch in der dominantesten Zeit des Deutschen an seiner Seite. Nun ist er an der Seite von Jenson Button, der zumindest in diesem Jahr bislang eine ähnliche Dominanz an den Tag legt. Zwar sind sechs starke Rennwochenenden kaum mit der Karriere von Schumacher vergleichbar, Brawn wurde in Monaco dennoch danach gefragt, ob sich sein jetziger und sein ehemaliger Schützling vergleichen lassen. Auch wenn er zugab, dass es schwer sei, Vergleiche anzustellen, fand er durchaus Parallelen, die allerdings nicht immer so vorhanden waren.

"Sie sind verschiedene Charaktertypen, aber beide sind eindeutig sehr talentiert. Und ich denke, diese Möglichkeit, die Jenson bekommen hat, hat ihn sehr darauf fokussieren lassen, was passiert, was überhaupt los ist und warum es passiert - also ist er [Michael] in dieser Hinsicht ähnlich", meinte Brawn. Der Teamchef gab aber zu, dass Buttons Arbeitseinstellung in diesem Jahr besser geworden ist, wobei er anmerkte, dass jeder erfolgshungrige Sportler die Möglichkeit ergreifen wird, wenn sie sich ihm bietet. "Das ist wie bei uns allen - wenn du vorne bist und darüber nachdenkst, dann kreist dir das immer durch den Kopf."

2008 hat Button lieber vergessen

2008 sei Button wohl eher froh darüber gewesen, dass er die Geschehnisse auf der Strecke vergessen konnte, meinte Brawn weiter. In diesem Jahr denke er stattdessen gerne darüber nach. "Ich denke, beide Fahrer verbringen viel Zeit damit, Sachen mit ihren Ingenieuren auch abseits der Strecke zu besprechen. Das ist schön zu hören - aber es überrascht mich nicht, denn voriges Jahr hat er gerne vergessen, was los war. Dieses Jahr ist anders."

Überraschen kann Button ihn trotzdem immer noch, denn Brawn hatte nicht gedacht, dass er in Monaco die Pole Position holen könnte. "Er macht immer den Eindruck, dass er es nicht schafft und schafft es dann doch. Das ist die Sache, die mich weiter überrascht. Er tut es einfach immer wieder und bis zum letzten Qualifying dachte ich, vielleicht erste oder zweite Reihe. Das Auto sah im Renntrim aber nicht schlecht aus, wir könnten also ein interessantes Rennen haben."

Keine Teamorder

Trotz all des Lobes betonte Brawn aber, dass es im Team weiter keine Teamorder gibt. "In dieser Phase der Saison lassen wir die zwei Fahrer gegeneinander fahren. Wenn wir eine kritische Phase erreichen, in der nur einer von ihnen die WM gewinnen kann, könnte sich das ändern, aber das ist momentan noch weit weg. Wir glauben, wir haben ein besseres Team, wenn wir gegenüber den Fahrern offen sind. Sie fahren gegeneinander, aber sie dürfen sich nicht gegenseitig abschießen - das ist alles, worum ich bitte."

Die Teamorder-Diskussion nach dem Rennen in Spanien war für Brawn kein Thema mehr. Er tat die Rücktrittsdrohung von Rubens Barrichello als Affekthandlung ab. "Als er ins Büro kam und wir die Zahlen durchsahen, war er völlig entspannt. Er wusste eigentlich schon, dass wir da nichts gedreht hatten, er war nur frustriert, weil er dachte, er hätte eine Chance auf den Sieg gehabt. In Monaco war das genauso. Er dachte, er könnte die Pole holen, er war stark und Jenson packte in der letzten Minute dann etwas Außergewöhnliches aus." Fast wie früher Mich....... lassen wir die Vergleiche.