1. - S wie Startaufstellung

"Wohooo", klang es aus dem Cockpit von Jenson Button. Eigentlich müsste sich seine Crew bereits an seine Jubelfunksprüche gewöhnt haben, doch in Monaco ist die vierte Pole Position des Jahres für den Briten umso wichtiger. "Es ist so wichtig, in Monaco eine gute Qualifikation hinzubekommen und ich bin so froh, dass ich die Pole hier erreicht habe", sagte Button. "Diese Runde werde ich sicher nicht so schnell vergessen, ich bin am absoluten Limit gefahren!"

Neben ihm startet Kimi Räikkönen, der den roten Aufwärtstrend bestätigte. "Der zweite Platz ist ein schönes Ergebnis aber ich bin enttäuscht, dass ich die Pole um nur ein paar Hundertstel verpasst habe", sagte der Finne. "Hier macht es wirklich einen großen Unterschied, ob du vom ersten oder zweiten Platz startest."

Umso ärgerlicher war der Fehler von Lewis Hamilton, der im Q1 in den Reifenstapeln landete. "Es sah so aus, als hätten wir eine bessere Chance auf den Sieg, aber diese Dinge passieren und damit müssen wir klarkommen", sagte er. Hamiltons Fehler lag in Mirabeau nicht einmal an der Linienwahl, sondern daran, dass er die Hinterräder zu stark blockierte. "Das wollte ich abfangen und kam nach draußen." Durch einen Getriebewechsel geht er nun vom letzten Startplatz ins Rennen.

Sebastian Vettel sah sich in anderer Art und Weise blockiert: "Es wäre mehr drin gewesen", sagte der Deutsche, der im Qualifying in Verkehr kam. "Auf so einer Strecke muss es immer stimmen, aber ich hatte keine freie Runde."

2. - S wie Start

Normalerweise ist der Start in Monaco die einzige Möglichkeit, um aktiv auf der Rennstrecke einen Platz zu gewinnen. "Der Start wird sehr wichtig sein und auf der kurzen Geraden hier kann KERS definitiv eine gute Hilfe sein", meint Räikkönen. "Aber nicht so sehr, wie woanders."

Da Räikkönen KERS einsetzt, Pole-Mann Button aber nicht, könnte das die Chance des Finnen sein, die Führung zu übernehmen. "Wenn er gut wegkommt, sieht es sehr einfach aus für Button", glaubt Marc Surer. "Der Brawn ist mit vollem Tank ein super Auto, dann wird er kaum Gegner haben. Sollte aber Kimi Räikkönen den Start gewinnen, sieht es anders aus."

3. - S wie Strecke

Monaco. Wenn ein Fahrer seine Lieblingsstrecke oder die größte Herausforderung des Rennkalenders nennen muss, fällt immer wieder Name Monaco. "Die ganze Strecke ist eine besondere Stelle, denn du hast nicht ein Mal eine Sekunde Pause", erklärt Christian Klien. "Man muss immer voll konzentriert sein."

Bergauf, bergab, viele Bodenwellen auf den öffentlichen Straßen und Leitplanken direkt neben der Strecke. "Stellenweise ist es sehr buckelig, wie nach dem Casino beispielsweise", berichtet Klien. "Das erfordert jede Runde und jede Sekunde wirklich hundertprozentige Konzentration." Nur Überholmöglichkeiten gibt es im Fürstentum so gut wie keine.

4. - S wie Setup

Um mit den Bodenwellen klarzukommen, gelten große Bodenfreiheiten von fünf bis sieben Millimetern hier als normal. Oft hängen die Straßen auch zu einer Seite oder sind sehr rutschig - vor allem auf den Fahrbahnmarkierungen für den Alltagsverkehr.

Um den mechanischen Grip zu maximieren, werden in Monaco weichere Aufhängungseinstellungen gefahren. Dies hilft, Stöße besser abzufedern. Gleichzeitig sollten die Reifen auf einer Achse unabhängig voneinander ein- und ausfedern können, um die Unebenheiten optimal auszugleichen. Von daher kommen auch weichere Stabilisatoren zum Einsatz. Besondere Aufmerksamkeit gilt auch dem Radsturz. In Monaco wird mit einem verhältnismäßig hohen negativen Sturz gefahren, ohne dass dabei das Fahrzeugheck in den unebenen Hochgeschwindigkeits-Bremszonen instabil wird.

Alle freuen sich auf den Monaco GP., Foto: Sutton
Alle freuen sich auf den Monaco GP., Foto: Sutton

Das Hauptziel lautet, dem Fahrer ein neutrales, leicht fahrbares Auto zu geben, in das er auf dem anspruchsvollen Kurs Vertrauen fassen kann. Das gilt besonders für den schnellen Streckenteil zwischen Massenet und dem Casino-Platz. Dabei verlangt die Strecke nach den höchsten Abtriebwerten der gesamten Saison. Entgegen einem weit verbreiteten Glauben sind die zahlreichen engen Kurven nicht der Grund dafür. Viele Ecken werden so langsam durchfahren, dass dort der mechanische Grip eine viel größere Rolle spielt. Vielmehr wird beim Beschleunigen und Bremsen maximaler Abtrieb benötigt, um optimale Traktion am Kurvenausgang und ein stabiles Fahrverhalten auf der Bremse zu garantieren.

Die berühmte Haarnadel-Kurve am Grand Hotel ist die Kurve mit dem engsten Radius des gesamten Jahres - gemeinsam mit dem scharfen Rascasse-Rechtsknick. In der Konsequenz bedeutet dies, dass in Monaco mit den größten Lenkwinkeln der Saison gefahren wird, rund doppelt so groß wie zum Beispiel in Barcelona.

5. - S wie Strategie

Ohne Überholmöglichkeiten spielt die Strategie in Monaco eine entscheidende Rolle, doch noch wichtiger ist das 21. Auto: Seit dem Jahr 2000 gab es in Monaco sieben Safety-Car-Phasen. Die Wahrscheinlichkeit ist also hoch, dass dies auch 2009 der Fall sein wird.

Sollte das der Fall sein, müssen die Superhirne am Kommandostand schnell entscheiden - denn bei einem Boxenstopp verliert ein Fahrer rund 17,8 Sekunden. Für eine Runde benötigt ein Auto im Durchschnitt 2,58 kg an Sprit. Am meisten davon an Bord hat in den Top10 Kazuki Nakajima. Die Spitze ist hingegen relativ ausgeglichen, nur Sebastian Vettel fällt mit 631,5 kg stark ab. Er muss unseren Berechnungen zu Folge fast zehn Runden eher zum Tanken an die Box kommen als die drei Autos vor ihm. Außer es gibt eine Safety Car Phase wegen eines Startunfalls in der ersten Kurve oder eines Zwischenfalls in den ersten Runden des Rennens.

Die Fahrzeuggewichte
1. Jenson Button 647.5 kg (erwarteter erster Boxenstopp: 23. Runde)
2. Kimi Raikkonen 644.0 kg (21. Runde)
3. Rubens Barrichello 648.0 kg (23. Runde)
4. Sebastian Vettel 631.5 kg (14. Runde)
5. Felipe Massa 643.5 kg (21. Runde)
6. Nico Rosberg 642.0 kg (20. Runde)
7. Heikki Kovalainen 644.0 kg (21. Runde)
8. Mark Webber 646.5 kg (23. Runde)
9. Fernando Alonso 654.0 kg (27. Runde)
10. Kazuki Nakajima 668.0 kg (35. Runde)
11. Sebastien Buemi 670.0 kg (36. Runde)
12. Nelson Piquet 673.1 kg (38. Runde)
13. Giancarlo Fisichella 693.0 kg (50. Runde)
14. Sebastien Bourdais 699.5 kg (53. Runde)
15. Adrian Sutil 670.0 kg (36. Runde)
16. Lewis Hamilton 645.5 kg (21. Runde)
17. Nick Heidfeld 680.0 kg (42. Runde)
18. Robert Kubica 696.0 kg (51. Runde)
19. Jarno Trulli 688.3 kg (47. Runde)
20. Timo Glock 700.8 kg (54. Runde)

Die Angaben der ersten Boxenstopps basieren auf einer Hochrechnung von Motorsport-Magazin.com und sind ohne Gewähr.

6. - S wie Sonntagswetter

"Auf Regen brauchen wir nicht zu hoffen", sagt BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen. Dabei wäre ein Regenrennen wohl eine der wenigen Chancen für BMW Sauber, um in Monaco noch irgendwie in Punktenähe zu gelangen. Doch die Vorhersagen sehen diesbezüglich schlecht aus. Nick Heidfeld baut deshalb auf viele Ausfälle wegen Leitplankenzuneigung. "Unter normalen Umständen sind Punkte hier nicht drin, aber Monaco und normale Umstände gibt es eigentlich nicht."

7. - S wie Spannung

Ohne Regen, Safety Cars, Zwischen- und Unfälle ist der Große Preis von Monaco ein Langweiler. Das ist jedem bewusst, dennoch ist die Spannung vor dem Rennen enorm. "Du weißt, in Monaco gibt es keinen Platz zum Überholen", sagt Alex Wurz. "Es kommt sicher auch auf Safety Cars und derlei Dinge an. Es wird nicht einfach. Durchfahren und Punkte machen ist das Wichtigste."

Jenson Button und Brawn GP gelten erneut als Favoriten. "Die natürliche Charakteristik dieser Piste kommt eher den Brawns entgegen", gesteht Christian Horner. "Aber wir glauben dennoch, ein sehr gutes Auto zu haben." Noch gibt sich Red Bull also nicht geschlagen.

Selbst Lewis Hamilton kündigt eine Aufholjagd an, wie er sie im letzten Jahr nach seinem Fehler zu Rennbeginn zeigte. "Ich werde mein Bestes geben müssen", sagte er. "Hier kann man normalerweise nicht überholen, aber wir haben KERS, also drücke ich die Daumen, dass es uns hilft."