Monaco, Freitag Abend - das berühmte Defilee über die Start-Zielgerade, bietet ein ungewohntes Bild: Statt sich im Stopp-and-Go-Verkehr in Dreierreihen vorwärts zu quälen, ist lockeres Fahren angesagt. Nicht gerade im Formel-1-Tempo, aber immerhin, mit 50 km/h, normaler Stadtverkehr eben. An den Kartenverkaufsstellen sind für den Sonntag diesmal nur fünf Tribünen mit dem Schild "ausverkauft" überklebt, für alle anderen gibt es noch Tickets. Für jeden Monte-Carlo-Kenner ein Indiz: Was im Vorfeld viele nicht so recht wahrhaben wollten, ist tatsächlich eingetreten. Die Weltwirtschaftskrise ist auch beim Glamourrennen Nummer eins der Formel 1 angekommen.

Einen Fehler, den man in Monaco sicherlich gemacht hat: Zu glauben, dass man die Verluste aus den das ganze Jahr über nicht mehr so toll laufenden Geschäften nun ausgerechnet am Grand Prix-Wochenende ausgleichen könnte. So verdoppelten sich die sowieso schon hohen Hotelpreise vielerorts noch einmal, auch die Gebühren für die Liegeplätze im Hafen stiegen gewaltig.

Mit dem Ergebnis, dass die Kundschaft ausblieb - zum Teil sogar die sehr prominente: Der dreimalige Weltmeister Jackie Stewart wohnte ja sei über 30 Jahren immer in der gleichen Suite im Hotel de Paris - zahlte dort letztes Jahr für fünf Übernachtungen schon 40.000 Dollar. Dieses Jahr sollten es nun gleich 75.000 sein, Stewarts Arbeitgeber, die selbst krisengeschüttelte Royal Bank of Scotland, für die der Schotte ja Markenbotschafter ist, sagte zu dieser Spesenrechnung nein und zumindest bis jetzt wurde Stewart im Fürstentum auch noch nicht gesichtet.

Nico Rosberg, der ja in Monaco zu Hause ist, fiel bei einer Bootstour durch den Hafen für RTL auch schon auf, "wie wenig Yachten da im Vergleich zu den vergangenen Jahren da sind, das merkt man schon gewaltig." Viele der aufwändigen Sponsorenschiffe fehlen in diesem Jahr - die der direkt Beteiligten sind allerdings noch da: Die "Force Blue" von Flavio Briatore zum Beispiel, auf der am Freitag Nachmittag das große Treffen der Teamchefs mit FIA-Präsident Max Mosley zum Thema Budgetstreit stattfand.

Egal ob Dachterrasse oder Hafen: Einige Liegeplätze blieben frei., Foto: Sutton
Egal ob Dachterrasse oder Hafen: Einige Liegeplätze blieben frei., Foto: Sutton

Und natürlich die "Kingfischer" von Force-India-Boss Vijay Mallya, der sich seinen Spaß an der Formel 1 auch durch die Krise nicht vermiesen lässt, "die im übrigen meine Heimat Indien nicht so hart getroffen hat wie viele andere Teile der Welt. Glamour und Sport gehen immer Hand in Hand. Das wird nirgends so deutlich wie in Monaco", findet er - aber für viele andere Teams, gerade die der großen Werke, ist in diesem Jahr eben auch hier weniger Glamour angesagt.

Weniger große Partys, weniger VIP-Gäste, wie Toyota-Boss John Howett bestätigt, "auch weniger Leute im Paddock-Club", jenem exklusiven Bereich, in den meist Teams und Sponsoren ihre Firmenpartner und Kunden als besonderes "Incentive" einladen. "Da ist einiges weniger los", beobachtet Christian Klien, dem als BMW-Ersatzfahrer des öfteren die "Ehre" zuteil wird, diese Gäste zu unterhalten und für die den Experten zu geben.

"Überall auf der Welt haben die Leute zurzeit die Haltung, dass es einfach falsch ist, Geld auszugeben", stellt auch Formel-1-Boss Bernie Ecclestone fest - "und das sieht man eben in gewisser Weise auch hier in Monaco. Die Leute, die Geld haben und es in der Vergangenheit gern unter die Leute gebracht haben, tun das zurzeit nicht". Das sei wohl zur Zeit nebenbei auch eine psychologische Frage: "Ich schätze, dass die Firmenbosse einfach nicht gern dabei ertappt würden, dass sie irgendwo mit Geld herumwerfen und das ist auch richtig so."

Auch Red Bull, eigentlich das Show- und Partyteam schlechthin, muss offensichtlich sparen. Zumindest bekamen die Gäste der "Warm-up-Nacht" auf der im Hafenbecken schwimmend verankerten Energy-Station diesen Eindruck. Auf der bis 23:00 Uhr angesetzten Fete wurden ab 21:00 Uhr demonstrativ die Töpfe und Buffets geputzt, war nur noch Flüssiges erhältlich, keine feste Nahrung mehr. Einer aber hat zumindest gemerkt, dass auch die Journalisten sparen müssen. Die standen am Freitag im Pressezentrum ganz erstaunt vor dem Kaffee-Automaten. Der Preis für einen kleinen Becher war über Nacht deutlich gesunken: Von einem Euro auf 60 Cent...