Meine Vorbereitung auf Monaco, das Formel-1-Highlight des Jahres, war etwas ganz Besonderes: Ich bin in Ungarn, in Szeged, bei einer Red-Bull-Show vor einer Riesenmenschenmenge gefahren. An die 130.000 Leute für fünf Runden mit einem Formel-1- und einem Nascar-Auto - das war schon sehr beeindruckend. Ich war im Nascar-Auto, das hat richtig Spaß gemacht, mal in so einem Auto zu fahren und zu sehen, was man damit so alles machen kann. Ansonsten bin ich vor zwei Tagen auch mal Monaco im Simulator gefahren - das bringt einiges und dadurch bekommt man schon ein sehr gutes Gefühl für die Strecke.

Ich habe ja sehr schöne Erinnerungen an das Fürstentum: Meinen Einstieg in die GP2 hatte ich in Monaco, damals bei ART, als Ersatz für Michael Ammermüller, der wegen einer Handverletzung nicht fahren konnte. Das war damals eine echte Last-Minute-Aktion, ich bin erst Mittwoch spät abends angekommen, dann noch um Mitternacht mit meinem Ingenieur um die Strecke gelaufen. Aber trotzdem ist es damals gleich sehr gut gelaufen, im war im Qualifying gleich mal Vierter...

Die Top-10 als Ziel

Wenn mir das bei meinem Formel-1-Debüt auch gelingen würde, dann wäre das natürlich sensationell, ein absoluter Traum. Aber ich bleibe mal lieber am Boden - denn obwohl wir hier wieder einige neue Aerodynamikteile am Auto haben werden, die schon etwas bringen werden, obwohl wir ein gutes Auto haben und nach vorne schauen können, mit einem Platz in den Top Ten im Qualifying wäre ich schon zufrieden.

Buemis GP2-Debüt war in Monaco., Foto: Red Bull/GEPA
Buemis GP2-Debüt war in Monaco., Foto: Red Bull/GEPA

Aber das ist auch unser Ziel: Unter die Top Ten im Qualifying zu kommen, denn dann kann man im Rennen wirklich darauf hoffen, in die Punkte zu kommen, wenn vielleicht ein oder zwei Autos vorne ein Problem haben. Wir wissen natürlich, dass das schwierig ist, und manche denken vielleicht das sei schon etwas hoch gegriffen, nachdem wir zuletzt im Qualifying nur 15. waren. Aber wenn man sich die Zeitabstände anschaut, dann sind die so gering, dass es schon möglich ist, gleich ein ganzes Stück nach vorne zu kommen, wenn es mal richtig gut läuft.

Red Bull hat zuletzt wirklich Superleistungen gebracht, mit dem Update sollten wir uns wieder ein Stück an sie annähern - und ich denke, wir können jetzt bei Toro Rosso das Potenzial unseres Autos auch allmählich immer besser ausschöpfen. Wir haben jetzt mehr Erfahrung mit dem neuen Unterboden, den wir schon in Barcelona das erste Mal eingesetzt haben und ich bin sicher, dass wir hier ein gutes Rennen fahren können. Es ist halt vor allem wichtig, im Qualifying eine freie Runde zu erwischen, nicht im Verkehr steckenzubleiben - denn das Qualifying ist hier halt schon fast das Ein und Alles.

Freund der Straßenkurse

Ich bin auf Straßenkursen eigentlich schon immer gut zurecht gekommen, in Macao zum Beispiel, am Norisring - und eben auch hier. Ich freue mich wirklich auf das Rennen, ich glaube auch nicht, dass ich einen Nachteil dadurch habe, dass ich hier noch nie in einem Formel-1-Auto gefahren bin. Ich denke nicht, dass die Strecke im Formel-1-Auto wesentlich anders sein wird als in der GP2.

Es gibt einen Teil, vom Tunnel bis in die Schikane, der neu asphaltiert wurde, es sollte dort also weniger wellig sein und damit einfacher zu fahren, und auch am Casino die Kurve drei ist neu. Aber prinzipiell glaube ich, dass es hier keinen so großen Unterschied zwischen einem GP2- und einem Formel-1-Auto gibt, die Rundenzeiten liegen ja auch nur drei bis vier Sekunden auseinander. Eines wird vielleicht sogar ein bisschen einfacher als in der GP 2: die freie Runde im Qualifying. Denn erstens sind ein paar weniger Autos auf der Strecke, und zweitens wissen die Fahrer hier ganz genau, dass es sofort Strafen gibt, wenn jemand nicht aufpasst, deshalb sind sie etwas vorsichtiger.

Strecke mit Tradition

Buemi brachte die Fans in Szeged zum Jubeln., Foto: Red Bull Media
Buemi brachte die Fans in Szeged zum Jubeln., Foto: Red Bull Media

Am besten gefallen mir hier die alten, klassischen Stellen, Casino, Mirabeau, Loews - die die große Tradition haben, an denen man auch nichts verändern kann, die so geblieben sind, wie sie immer waren seit 50 Jahren. Auch der Tunnel ist schön zu fahren, aber die Passage vom Schwimmbad zur neuen Schikane dort, das ist halt nicht mehr so wie früher, da kann man geradeaus fahren, da ist jetzt relativ viel Platz, das ist mir alles fast ein bisschen zu sehr modernisiert. Aber es macht trotzdem immer noch viel Spaß, da zu fahren.

Interessant wird sicher, wie es ist, hier mit den neuen, großen Frontflügeln unterwegs zu sein. Denn normalerweise konnte man sich hier immer mal ein kleines bisschen mit dem Reifen an der ein oder anderen Leitplanke anlehnen - wenn man das jetzt macht, dann steht man ganz schnell ohne Flügel da... Ich hoffe natürlich, dass mir das nicht passiert, weder im Training noch im Rennen, und dass ich mich am Sonntagabend dann wirklich über einen Punkt freuen kann.