Die Formel 1 ist in diesem Jahr recht spannend, es zeigen sich neue Gesichter vorne, es wird auch wieder etwas mehr überholt, also haben die Regeländerungen vor der Saison doch ein wenig gebracht. Für Flavio Briatore zeigt die bislang interessante Situation eines. "Die angeblich positive Situation beweist, dass alle Teams gegenwärtig und in Zukunft nach denselben technischen Regeln fahren müssen. Der Vorschlag von FIA-Präsident Max Mosley, technisch ab 2010 eine Zweiklassengesellschaft zu schaffen, wird durch die diesjährige Praxis komplett widerlegt", erklärte der Renault-Teamchef der Welt am Sonntag. Der Italiener ist aktuell aber ohnehin nicht gut auf die FIA zu sprechen.

Immer noch liegt ihm das Diffusor-Urteil im Magen, da er nicht akzeptieren will, dass eine Regelinterpretation die Formel 1 völlig auf den Kopf stellt und Teams und Fahrer nur Rennen gewinnen, weil sie einen gigantischen technischen Vorteil haben. "Das müssen wir in Zukunft verhindern, und zwar gemeinsam mit der FIA", betonte er. Die Zweiklassen-F1 nach aktuell beschlossenem Reglement für 2010 wollen Briatore und die Teamvereinigung FOTA ebenfalls nicht. Eine Kostensenkung wollen laut dem Italiener alle, die sei aber nur durch ein stabiles technisches Reglement zu erreichen. "Im Prinzip ist der Vorschlag der FIA sogar in Ordnung. Ich bin nur dafür, einen anderen Weg einzuschlagen und ein anderes Timing anzupeilen."

Brutale Lösung hat keine Chance

Briatore meinte, dass die Technik nicht von Buchaltern bestimmt werden sollte, sondern ein stabiles, klares und nicht frei interpretierbares Reglement her müsse. Bei einem eindeutigen Reglement sah er kein Problem darin, ab 2011 mit der FIA eine bestimmte Minimalsumme für das Budget festzulegen, die für jedes Team gelte. "Eine brutale Lösung, wie sie jetzt vorliegt, wird keine Chance haben vor dem Hintergrund, dass wir, wenn die Kosten drastisch sinken, auch unser Personal fast um 50 Prozent reduzieren müssen. Da reden wir zum Teil von über 200 Arbeitsplätzen pro Team. So was geht nicht über Nacht." Für Briatore ist es angesichts der Wirtschaftskrise vor allem wichtig, dass alle Seiten - FIA, FOTA und Rechteinhaber - zusammenarbeiten, da nur so der Kollaps abgewendet werden kann.

Dazu gehöre es auch, das Investment, das Geschäft und den Ruf zu schützen. Und den sah Briatore mit einer Billig-Formel-1- gefährdet. "Dazu gehört, dass wir verhindern müssen, dass, wer auch immer, mit 20 oder 25 Millionen Euro pro Jahr ein Formel-1-Team betreiben kann. Wenn das ermöglicht wird, ist die Marke Formel 1, die in Jahrzehnten mühsam aufgebaut wurde, nichts mehr wert. Das wäre so, als wenn sich auf einer exklusiven Einkaufstraße plötzlich Billigläden niederlassen. Das hohe Niveau würde erst dereguliert und am Ende komplett zerstört", betonte der Renault-Teamchef. Weitergehen könne es nur, wenn die Formel 1 außergewöhnlich bleibe, auch wenn gespart werde. Sollte das gelingen, würden auch Ferrari oder BMW keinen Grund haben, sich zurückzuziehen.

Masse mit Klasse

Sollte Ferrari gehen, wäre die gesamte Formel 1 weniger wert, war sich Briatore sicher. Gleiches gelte auch, wenn GP2-Teams mitfahren, die ein Budget von 25 Millionen Euro haben. "Wenn es um die Masse geht, sollten wir die Klasse fördern. Statt zwei oder vier neue GP-2-Autos könnten alle Werksteams auch bei reduzierten Kosten ein drittes Auto einsetzen. Dabei wäre die notwendige Hochklassigkeit des Sports garantiert." Auch gegen Standardisierung von Teilen hatte Briatore nichts einzuwenden. Wenn die Bremsen oder das Getriebe standardisiert würden, täte ihm das nicht weh. "Damit hätte ich kein Problem, denn wir haben auf dem Motorensektor durch das restriktive Reglement schon eine große Ausgeglichenheit. Hightech ist zwar wichtig, aber wichtiger ist die Effizienz und Stabilität."