Wenn sich die Teamchefs am Mittwoch zum angekündigten FOTA-Meeting treffen, sollten sie für reichlich Getränke sorgen. "Es wird ein ausgedehntes Meeting", kündigt Mario Theissen an. "Ich bin mir nicht sicher, ob ich noch am Mittwoch nach Barcelona fliege."

Zweiklassen-F1 nicht attraktiv

Die Agenda bestand zunächst aus Themen wie der Geldverteilung an Brawn GP und dem Vorsitz der Technical Working Group. Doch seit letzter Woche gibt es dringendere Themen. "Wir haben konkrete Bauchschmerzen mit der Zweiklassen-Formel-1", sagt Theissen. Man könne über viele Dinge diskutieren, auch über eine Budgetgrenze, "aber eine Zweiklassen-F1 ist für uns nicht attraktiv."

Eine Zwischenlösung für ein Jahr kommt für Theissen ebenfalls nicht in Frage. "Warum sollte man für ein Jahr etwas einführen, was vorher und nachher nicht attraktiv ist?", fragt er. Auch die 40 Millionen Pfund Budgetgrenze hält Theissen für nicht ausreichend, zumindest nicht für 2010. "Ich werde keine andere Zahl auf den Tisch legen, aber wir plädieren nicht für eine Zahl, sondern für einen gleitenden Pfad über zwei oder drei Jahre hinweg." Ein Topteam könne das Budget nicht innerhalb eines Jahr auf ein Drittel einkürzen.

Zunächst müssten sich alle Teams darauf einigen, dass die Budgetgrenze akzeptabel ist, danach müsse man die richtige Summe finden. "Die Budgets der Teams liegen heute um Faktor 3 auseinander. Wir müssten einen vernünftigen Weg finden, der die kleineren Teams nicht überstrapaziert, aber für die großen Teams noch verträglich ist." Damit potenzielle Neueinsteiger nicht mit falschen Zahlen rechnen, muss die Entscheidung in den kommenden Wochen fallen.

Gemeinsame Basis finden

Die FOTA muss ihre Einigkeit mit Taten untermauern., Foto: FOTA
Die FOTA muss ihre Einigkeit mit Taten untermauern., Foto: FOTA

Nachdem sich die FOTA untereinander geeinigt hat, sollte es zu einer solchen Einigung kommen, wolle man mit der FIA sprechen. "Ich hoffe, dass man konstruktiv, gemeinsam das Thema angeht, aber garantieren kann ich es nicht." Die ersten Abstimmungsgespräche mit den anderen Teams habe es schon gegeben. Theissen möchte jedoch keine Zahlen in die Welt setzen. "Das erschwert unseren Prozess."

Demnach waren die Briefwechsel zwischen Max Mosley und Luca di Montezemolo alles andere als hilfreich. "Sie waren dankbar für die Presse, aber für uns nicht hilfreich", bestätigt Theissen. In der Vergangenheit waren die Teams oft Spielball zwischen Mosley und Bernie Ecclestone. "Ab und zu beschleicht mich das Gefühl, dass dieser Zustand wieder hergestellt werden soll."

Eine unlösbare Aufgabe erwartet Theissen nicht, da die FOTA bereits seit neun Monaten immer wieder die Interessen aller Teams unter einen Hut bringen musste. "Es waren nicht solche offenen Konflikte, aber die Positionen waren bei fast jedem Thema weit unterschiedlich."

Ferrari als bindende Kraft

Auch Ferrari sieht er derzeit nicht abgekanzelt vom Rest der Teams. Stattdessen lobt er den Einsatz von Luca di Montezemolo, der sich stark für die FOTA engagiert habe. "Sonst wären wir nicht dort, wo wir heute sind."

Er vertrete durchaus FOTA-Gedankengut, nur eben noch nicht in einer offiziellen Stellungnahme und mit abgesprochenen Inhalten. Ferrari sei demnach ein Vorreiter wider Willen. "Aber sie sind sehr wohl die bindende Kraft und haben sich im letzten Dreivierteljahr in sehr vielen Fragen flexibel gezeigt, wo sie früher eine feste Position hatten, die sie ohne Rücksicht auf andere vertreten haben."

Bei all den Diskussionen um die Regeln und Budgetgrenzen geraten die Verhandlungen über ein neues Concorde Agreement beinahe in Vergessenheit. "Aber sie rücken nicht nach hinten", betont Theissen, "weil damit befassen sich derzeit die Juristen und Finanziers." Die FIA-Regeln stehen hingegen bei den Technikern auf dem Programm. "Das schaffen wir parallel."