Mario Theissen sollte es mittlerweile besser wissen. Gutgläubigkeit wird in der Formel 1 gnadenlos bestraft. Damit kennt sich Max aus. Als die FOTA ihre Diskussionen über eine Höhe der Budgetobergrenze auf den 6. Mai (also weit nach die WMSC-Sitzung der FIA) legte, wiegelte er die Möglichkeit ab, dass Max Mosley schon vorher seine bevorzugte Version durchsetzen könnte. "Gefahren gibt es immer im Leben", meinte Theissen. Jetzt hat die Gefahr eiskalt zugeschlagen.

Ziel erreicht, die Budgetgrenze kommt., Foto: Sutton
Ziel erreicht, die Budgetgrenze kommt., Foto: Sutton

Mosleys 'Liebe' zu den Herstellern wird gleich in seinem namentlich nicht gekennzeichneten Frage- und Antwort-Spiel zur Budgetobergrenze deutlich: "Wie wollen Sie Hersteller davon abhalten, verdeckte F1-bezogene Projekte in ihren Mutterkonzernen zu haben?" - "Die Frage lautet eigentlich: Wie halte ich Hersteller-Teams davon ab, zu betrügen." Es ist doch immer schön, wenn in einem Q&A die Fragen in der Antwort korrigiert werden...

Auch sonst bleibt die FIA ganz die alte: Mit kurzen Fristen (vom 22. bis 29. Mai) sollen mögliche Neueinsteiger als auch alle aktuellen Teams unter Druck gesetzt werden, sich schnell und Hals über Kopf in die neue Budgetzukunft zu stürzen. Dabei müssen weiterhin alle Teams Konstrukteure sein und nachweisen, dass sie für das festgeschriebene Budget alle Anlagen und technischen Möglichkeiten bereit stellen können. Die Kundenautoverfechter werden mit den Augen rollen: Denn alle neuen Teams müssen alle Anlagen kaufen, für beschränkte Mittel - da werden sie sicher gleich vorne mithalten können...

Wer mit dem Gedanken an die Budgetgrenze spielt, sollte sich noch aus einem anderen Grund schnell entscheiden: Es dürfen nicht mehr als 50% des 2010er Budgets in diesem Jahr in die Entwicklung des nächstjährigen Autos fließen. Sonst gibt es, ja, dann gibt es etwas, nur was, dass weiß niemand so genau, denn ein Strafmaß für das Überschreiten der Budgetgrenze ist nicht festgelegt. Aber es gibt dann etwas.

Überflüssige Teile können bald abgewrackt werden., Foto: Patching/Sutton
Überflüssige Teile können bald abgewrackt werden., Foto: Patching/Sutton

Möglicherweise lassen sich Max und Bernie ja zu einer Abwrackprämie überreden. Denn aus Budgetkontrollgründen dürfen die Teams nur eine bestimmte Anzahl an Teilen ins neue Jahr übernehmen. Der Rest kommt auf den Schrottplatz. Sagt da jemand was von Kostensparen? Das ist doch jetzt nicht mehr nötig, wir haben doch eine Budgetgrenze!

Und nicht nur die: Neben Autos mit KERS, Autos ohne KERS, Autos mit Doppel-Diffusor, Autos ohne Doppel-Diffusor, Autos mit und ohne beidem wird es auch noch Autos mit und ohne bewegliche Flügel, Autos mit und ohne Motorendrehzahllimit, Autos mit zusätzlichen Testkilometern und Windkanalversuchen und Kombinationen aus all dem geben. Schön spannend nicht?

Die Fans können schon mal die Strichlisten vorbereiten, wer was am Auto hat oder eben auch nicht. Wer in diesem Jahr nicht durchblickt, wird es im nächsten ganz sicher noch weniger: Die Zweiklassen-Formel 1 kommt! Na, dann möge der Beste gewinnen - oder wer auch immer.

Die vielen, lieb gewordenen Sitzungen des Berufungsgerichts und des World Motor Sport Council werden uns wohl auch in Zukunft begleiten. Wir erinnern uns an das (F1 typische) Fehlen eines festgelegten Strafmaßes. Und als besonderes Zugeständnis an die Teams sind Geldstrafen durch die FIA nicht in den 40 Millionen enthalten. Ein Team müsste also keine zusätzliche Strafe bezahlen, wenn es mal nebenbei 100 Millionen Strafe aufgebrummt bekommen sollte und dadurch das Budgetlimit überschreiten würde. Das ist doch fair. Ansonsten bleibt aber alles beim alten - nur schlechter.