USF1, Lola und Aston Martin. Interessenten für einen F1-Einstieg gibt es viele. Motorsport-Magazin.com sprach mit einem einstiegswilligen Teamchef, der bereits ein Meisterteam hat. Paul Jackson betreibt mit iSport eines der erfolgreichsten GP2-Teams. In der Saison 2007 gewann Timo Glock mit Jacksons Mannschaft den GP2-Fahrer und Teamtitel und sicherte sich so sein Ticket für ein Formel-1-Cockpit bei Toyota.

Als nächstes plant Jackson den Aufstieg in die Königsklasse des Motorsports. Sollte die geplante Budgetobergrenze von 30 Millionen Pfund in die Tat umgesetzt werden, möchte Jackson seinen Rennstall in die Formel 1 bringen, vielleicht schon in der Saison 2010.

Paul, warum denken Sie über einen Formel-1-Einstieg nach?
Paul Jackson: Ich wurde schon oft nach der Formel 1 gefragt und ich habe immer gesagt: Wenn die Bedingungen stimmen, würde ich es gerne machen. Ich habe aber keine Lust darauf, nur dabei zu sein, um das Starterfeld zu füllen. Ich möchte gute Arbeit leisten können. Mein Ziel ist es, einigen Leuten in der Formel 1 in den Hintern zu treten und ihnen zu zeigen, dass sie Geld für nichts zum Fenster raus schmeißen. Ich mag Herausforderungen und wenn die Budgetgrenze ins Spiel kommt, wäre das interessant für uns. Noch müssen wir aber verstehen, was genau die Bedingungen sein werden.

Mit 30 Millionen Pfund als Budgetgrenze wären Sie dabei?
Paul Jackson: Es ist schwierig zu sagen. Die exakte Summe ist eines, worauf sie sich bezieht etwas anderes. Wir müssen das Gesamtbild verstehen, bevor wir sagen können, ob es gut oder schlecht ist.

Wenn es eine schnelle Entscheidung gibt, könnten Sie schon 2010 in der Formel 1 dabei sein?
Paul Jackson: Das wäre sehr knapp, aber vielleicht möglich.

2008 kämpfte Bruno Senna mit iSport um GP2-Siege., Foto: Bumstead/Sutton
2008 kämpfte Bruno Senna mit iSport um GP2-Siege., Foto: Bumstead/Sutton

Das GP2 Team würden Sie dann wahrscheinlich aufgeben.
Paul Jackson: Nein, ich würde es gerne behalten. Ein Formel-1-Team kann von der Beziehung zu einem GP2-Team sehr profitieren. Es ist viel billiger, einen Fahrer durch die GP2 vorzubereiten, als ihm viele F1-Tests zu verschaffen. Zudem sind die Tests jetzt stark eingeschränkt. Somit macht es noch mehr Sinn, neue Fahrer in der GP2 auszuprobieren. Wenn wir also beides machen könnten, wäre es perfekt.

Haben Sie bereits Sponsoren, die bereit wären, das Projekt zu finanzieren?
Paul Jackson: Einige Leute sind daran interessiert. Einige Sponsoren, einige Investmentleute, die einen Anteil halten möchten. Und natürlich würden wir sie auch alle brauchen, da wir es nicht selbst finanzieren können. Es ist überraschend, wie viele Leute daran interessiert sind.

Wäre es ein komplett neues Team oder könnten Sie sich mit einem bereits existierenden Team zusammenschließen, etwa Toro Rosso?
Paul Jackson: Es gibt viele Vorteile, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der bereits in der Formel 1 ist. Zum Beispiel würde die Infrastruktur schon existieren. Aber gleichzeitig passt die Struktur der bereits existierenden Teams nicht zu einer 30 Millionen Budgetgrenze. Also wäre es vielleicht besser, mit einem weißen Blatt Papier zu beginnen. Noch wissen wir nicht, ob 30 Millionen die endgültige Zahl sein wird.

Wenn es 50 oder 60 Millionen wären, wäre es für Sie immer noch attraktiv?
Paul Jackson: Dann müsste ich zunächst mit allen Leuten sprechen, die Interesse gezeigt haben und herausfinden, was möglich wäre. Wie gesagt: Wir werden es nur machen, wenn wir es richtig machen können und es kein großes Risiko gäbe. Man braucht einen soliden Businessplan, der sicherstellt, dass man auch wirklich überlebt.

Würden Ihre GP2-Techniker ausreichen?
Paul Jackson: Natürlich müssten wir noch einige Leute einstellen, aber wir haben eine sehr starke Ingenieurs-Basis. Unsere Jungs stehen mit beiden Beinen auf dem Boden und sind es gewohnt, gute Arbeit mit sehr limitierten Ressourcen zu leisten. Diese Kultur müssen wir erhalten und neue Leute darin integrieren.

Könnte man auf diesem Gebiet auch viel Geld sparen? Angefangen bei den Millionengehältern...
Paul Jackson: Es ist eine Frage dessen, was man erreichen möchte. Unsere oberste Priorität ist immer die Performance des Autos. Alles andere kommt danach. Es ist möglich, etwas anderes zu machen - für viel weniger Geld. Ich würde eine Gehaltsobergrenze von 100.000 Pfund für alle setzen, auch für mich selbst. Die Leute sollen um des Erfolges willen in der Formel 1 arbeiten wollen, wer mehr Geld möchte, soll woanders hingehen.

Jackson würde gerne mit Bruno Senna in der F1 Erfolge feiern., Foto: Bumstead/Sutton
Jackson würde gerne mit Bruno Senna in der F1 Erfolge feiern., Foto: Bumstead/Sutton

Ähnelt die Philosophie also dem, wie es in den 80ern in der Formel 1 gewesen ist?
Paul Jackson: Ja, genau. Jeder sagt, dass die GP2 sehr gute Rennen liefert. Die Ausgaben beeinflussen nicht zwangsläufig die Show. Das Ziel muss es sein, alle auf ein vernünftiges Level mit weniger Geldverschwendung zu bringen.

Wären Sie interessiert an einem Einheitsmotor- und Getriebe?
Paul Jackson: Das hängt von der Budgetsumme ab. Wenn man woanders einen Motor für 5-6 Millionen bekommen kann, sieht man sich diese Option natürlich an. Bislang haben wir noch keines der vorhandenen Teams kontaktiert. Zunächst müssen wir wissen, wie die Budgetgrenze aussehen wird. Sobald wir das wissen, können wir anfangen, einen Plan zu erstellen. Wenn es eine verrückte Zahl ist, müssen wir es sein lassen. Wenn sie vernünftig ist, werden wir es uns ernsthaft ansehen.

Sie können uns keine Summe nennen, die Sie als vernünftig erachten würden?
Paul Jackson: Das ist schwierig, weil ich die Summe nicht bestimmen kann. Ich muss damit leben, was beschlossen wird. Dann fragen wir uns: Wie gut können wir damit abschneiden und können wir dieses Geld überhaupt auftreiben?

Was wäre Ihre Deadline, wenn Sie 2010 am Start sein möchten?
Paul Jackson: Es muss sehr bald geschehen. Idealerweise sollte es innerhalb des nächsten Monats geschehen. Die FIA kann die Entscheidung treffen, wann immer sie es möchte.

Wären Sie daran interessiert, Bruno Senna als Fahrer zu holen?
Paul Jackson: Ja, definitiv. Wir sind die ganze Zeit in Kontakt geblieben und wenn wir Bruno helfen können, werden wir es machen. Es wäre fantastisch, wenn er für uns fahren könnte. Wenn nicht, würde ich ihm trotzdem helfen, etwas anderes zu tun. Denn ich bin davon überzeugt, dass er in die Formel 1 gehört.