Das Thema Diffusor ist für Norbert Haug mittlerweile kein richtiges mehr, eigentlich war es das auch nie. "Ich habe von Anfang an eine klare Position bezogen und gesagt, wir sollen das nicht in den Vordergrund stellen. Wir haben immer gesagt, wir sind nicht da, wo wir sein wollen. Wir können auch sagen, dass wir seit Barcelona ein Stück weit vorangekommen sind. Wir waren in China in Q1 zweieinhalb Zehntel hinter der Bestzeit und in Q2 sechs Zehntel. Das ist immer noch zu viel, wäre aber in Barcelona ein Rennen gewesen, hätten beide Werte über eine Sekunde betragen", sagte der Mercedes Sportchef in einer Telekonferenz am Dienstag.

Diese Steigerung hat McLaren ohne Doppel-Diffusor geschafft, weswegen es laut Haug auch nicht nur um den Diffusor geht. So betonte er noch einmal, dass der Brawn Diffusor unter einem anderen Auto auch keine Wunder bewirken würde. Außerdem erklärte er mit Blick auf Red Bull: "Offensichtlich geht es auch ohne Wunder-Diffusor gut genug, wenn man sein Auto gut genug baut."

Keine Energie verschwenden

Deswegen war für ihn auch immer klar, dass McLaren und Mercedes mit der Diskussion um den Diffusor keine unnötige Energie verschwenden wollen. "Vielleicht haben das andere aber gemacht." Zudem musste Haug betonen, dass man nicht argumentieren kann, dass vielleicht mehr Energie in den Diffusor hätte gesteckt werden sollen statt in KERS, da das Bauteil doch mehr bringe. Das seien zwei völlig verschiedene Bereiche, sagte er. "Wir hätten aerodynamisch einen besseren Job machen können. Wenn bei uns alles so funktionieren würde wie KERS und der Motor, wären wir sieg- und titelfähig. Deshalb kritisiere ich aber unseren Partner nicht. Wir haben es miteinander nicht so hinbekommen, wie wir es hinbekommen sollen. Wir sind aber ein Stück weitergekommen."

Sebastian Vettels Qualifying-Vorsprung in Shanghai war realistisch, Foto: Sutton
Sebastian Vettels Qualifying-Vorsprung in Shanghai war realistisch, Foto: Sutton

Auch das Konzept von Red Bull ließe sich nicht so einfach kopieren oder zumindest in Teilen nachahmen, musste Haug noch anmerken. "Die hintere Aufhängung ist bei ihnen völlig anders. Deswegen ist es auch schwerer, den Doppel-Diffusor einzubauen. Sie haben aber ein sehr gutes Auto", meinte er. Wie gut, hatte Haug in Shanghai gesehen, als Sebastian Vettel in Q2 sechs Zehntel schneller war als McLaren. "Dort fährt keiner spazieren, das war also schon ein realistischer Wert."