Flavio Briatore ließ während des China-Wochenendes seinem Frust über die abgelehnte Diffusor-Berufung recht deutlich freien Lauf. Er forderte unter anderem, dass Brawn in der FOTA als neues Team behandelt werden und deswegen keine Fernseh-Gelder bekommen soll. Für Martin Whitmarsh und Norbert Haug kommt so etwas aber nicht in Frage. "Im Moment haben wir als Team beschlossen, Brawn zu unterstützen. Sie erhalten von diesem Team viel Unterstützung und haben von Mercedes im Winter viel erhalten. Wir sahen die Notwendigkeit, Brawn in der Formel 1 zu halten. Ich denke, es wäre jetzt heuchlerisch, ihnen ihr Geld nicht zu geben, weil sie so stark sind", erklärte Whitmarsh in Shanghai.

Innerhalb der Teamvereinigung können Beschlüsse nur mit 70 Prozent Zustimmung getroffen werden, in einem Meeting am 6. Mai will Briatore das Thema Geld für Brawn ansprechen, Whitmarsh betonte aber, dass es Ruhe geben müsse. "Als Team haben wir uns da rausgehalten, weil wir Potential für hitzige Debatten sehen. Wegen der Krise in der Formel 1 wollen wir vernünftig sein und zusammenarbeiten." Mercedes Sportchef Haug findet nur einen Grund, warum die Front gegen Brawn plötzlich erheblich stärker geworden ist. "Das hier ist eine Wettkampfumgebung und als sich die FOTA entschied, das Team zu unterstützen, dachten die Meisten wohl nicht daran, dass sie ein Team unterstützen würden, das vorne fährt."

Einfach gut gearbeitet

Haug wollte das ganze aus sportlicher Sicht betrachten und stellte dabei fest, dass sich Honda am 5. Dezember aus der Formel 1 zurückzog und Brawn nur rund drei Monate später mit einem Kompromiss aus Chassis und Motor Bestzeiten fuhr. "Ich will damit sagen, sie haben gute Arbeit gemacht und nach meiner Ansicht könnte man den Diffusor auf andere Autos tun, was theoretisch und praktisch zwar nicht geht, aber das ist das nicht die einzige Sache, die sie schnell macht", erklärte er. Es seien einfach 16 oder 17 Monate Arbeit in das Auto investiert worden, weswegen es auch nicht die 1-Euro-Schüssel sei, zu der es viele machen wollen.

Haug sah es als wichtig an, die Politik so gut wie möglich aus der Formel 1 rauszuhalten. Aufgrund der Wirtschaftskrise sei die Situation schon schwierig genug, zudem wäre das Auto von Brawn GP ohne das Geld von Honda gar nicht möglich gewesen. "Wären sie neu, wäre das Auto nicht da, wo es ist. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass jemand ohne Erfahrung kommt und ein Auto im ersten Rennen auf Pole stellt und gewinnt", sagte er. Honda habe viele Jahre investiert, sei durch dick und dünn gegangen und habe viele Probleme gehabt, weil das Auto nicht stark genug war. Jetzt hätten sie ein gutes Auto gebaut. "Viele sagen, sie hätten sich zum falschen Zeitpunkt zurückgezogen, das kann ich aber nicht beurteilen. Fakt ist, ohne ihr Investment von Anfang an, wäre das Auto nicht da, wo es ist."

Lieber auf die Regeln schauen

Deswegen erachtete es Haug auch als viel wichtiger, auf einen anderen Aspekt zu schauen, nämlich auf die Regeln. "Wir müssen in Zukunft darüber sprechen, ob die Regeln richtig gemacht wurden und ob sie richtig niedergeschrieben wurden. Ich kann Flavio verstehen, aber man muss genau schauen, ob die Regeln richtig aufgeschrieben wurden und ob das nur eine FIA-Angelegenheit ist. Für mich ist das nicht nur eine FIA-Angelegenheit, das geht alle Beteiligten an."