1. Warum war Red Bull so schnell?

Jenson Button war ganz offen: "Wir hätten die Red Bulls heute nicht schlagen können." Zumindest im Regen war Red Bull eine Klasse für sich. Das belegt der Doppelsieg von Sebastian Vettel und Mark Webber. Christian Danner schreibt die Performance der roten Stiere der Strecke zu. "Ich glaube, Red Bull war in China ganz vorne. Der Streckenbelag ist etwas komisch und darauf hat das Auto besonders gut funktioniert", sagte er Motorsport-Magazin.com.

Gleichzeitig sei Brawn GP nicht mit den Bedingungen klar gekommen. "Wir haben hier das Phänomen gesehen, dass der Brawn-Wagen keine Reifentemperatur bekommen hat, der Red Bull hingegen schon", erklärte er. Etwas Ähnliches hat auch Ross Brawn beobachtet. Einen generellen Unterschied zwischen den Diffusor- und den Doppediffusorautos zugunsten der herkömmlichen Variante wollten Danner und Mario Theissen nicht erkennen.

Stattdessen sahen sie die Reifen als entscheidendes Kriterium an. Je nachdem, ob man mit frischen Regenreifen bei viel Wasser oder mit abgenutzten Reifen bei wenig Wasser fuhr, ging es besser oder schlechter. "Deshalb waren manchmal Autos drei Sekunden schneller als andere", sagte uns Theissen. "Der Reifen-Einfluss hat alles andere dominiert." Christian Horner sah Red Bull aber nicht nur im Regen vorne. "Ich glaube, wir hätten es mit unserer Strategie mit den Brawns aufnehmen können und auch im Trockenen bis zum letzten Stopp gegen sie gekämpft."

2. Was war bei Ferrari los?

Null Punkte nach drei Rennen, Ferrari erlebt den schlechtesten Saisonstart seit 1981. Ohne den Unfall von Adrian Sutil wäre man mit Abstand Letzter der Konstrukteurs-WM, so teilt man sich die Null mit Force India, liegt aber dennoch auf dem letzten Rang.

In Shanghai vermasselte ein Elektronikproblem eine gute Platzierung von Felipe Massa. Kimi Räikkönen klagte hingegen schon früh im Rennen über Motorprobleme. Passend dazu verlor er zunächst einige Positionen. "Ein paar Mal schien der Motor Kraft zu verlieren, vor allem wenn ich knapp hinter anderen Autos fuhr. Das Problem verschwand dann aber von alleine", sagte der Finne.

Er sorgte für Nervenflattern bei Red Bull, Foto: Sutton
Er sorgte für Nervenflattern bei Red Bull, Foto: Sutton

3. Warum hätte Buemi Vettel beinahe den Sieg gekostet?

Das Safety Car war gerade zum zweiten Mal auf die Strecke gegangen, dann die Schrecksekunde: Sebastien Buemi fährt im Toro Rosso auf den Red Bull von Sebastian Vettel auf. Erinnerungen an das Regenrennen von Fuji 2007 wurden wach. Damals krachte Vettel im Toro Rosso in einer SC-Phase ins Heck von Red Bull Fahrer Mark Webber. Diesmal ging es glimpflicher aus: Buemi traf nur das Hinterrad, der Reifen überlebte es, Vettel gewann, Buemi fuhr in die Punkte.

"Ich habe ihn einfach nicht gesehen", erklärte uns Buemi. "Es war fast unfahrbar. Wir sind gefahren, aber ich habe einfach nichts gesehen." Christian Horner sprach nur von einem Fluch. "Wir sahen an den Daten, dass das Auto gut war. Bei diesen Bedingungen ist das verständlich. Das ist ein Fehler, den unser Sebastian vor nicht allzu langer Zeit gemacht hat."

4. Wie kam es zum Auffahrunfall von Kubica?

Plötzlich fuhr Jarno Trulli ohne Heckpartie über die Strecke. Was war passiert? Robert Kubica lag hinter dem Toyota-Fahrer, doch er erkannte zu spät, dass dieser langsamer wurde. "Er war in dem Moment gerade auf einer Wasserlache, konnte überhaupt nichts machen, hat auf die Bremse getreten, aber keine Bremswirkung gehabt", beschreibt Mario Theissen den Unfall, der Kubica über den Toyota aufsteigen sah.

"Wir hatten fast überall Aquaplaning, und die Sicht war ein Desaster", klagte der Pole. "Es gab viele Situationen, in denen ich rein gar nichts sehen konnte." Das habe auch zu dem heftigen Unfall mit Trulli geführt. "Als Jarno die Kurve angebremst hat, bin ich durch stehendes Wasser gefahren. Obwohl ich sehr hart gebremst habe, ist das Auto immer noch schneller geworden. Ich bin ziemlich hoch aufgestiegen, als ich seine Hinterräder traf. Glücklicherweise wurde niemand verletzt."

5. Warum wurde hinter dem Safety Car gestartet?

Im ersten Moment muteten die vielen Runden zum Rennstart hinter dem Safety Car seltsam an. Doch die Fahrer im Mittelfeld glaubten sogar, dass das Rennen zu früh freigegeben wurde, als noch zu viel Wasser auf der Strecke stand und die Sicht miserabel war. "Die Bedingungen waren mit dem Aquaplaning und den Sichtverhältnissen katastrophal", sagte Nick Heidfeld.

"Angesichts der Verhältnisse am Start hat es mich gewundert, dass die Rennleitung das Rennen so früh freigegeben hat", bestätigte Timo Glock im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Am Ende des Feldes haben wir nichts gesehen und mit dem Aquaplaning war es schwierig." Sobald er freie Fahrt hatte, sei er ziemlich schnell gewesen. "Sobald ich aber im Verkehr war, war die Sicht weg und ich hatte keine Chance mehr. Im Blindflug siehst du Null Komma Null wo das stehende Wasser ist."

Der Strategie-Poker ging nicht auf, Foto: Sutton
Der Strategie-Poker ging nicht auf, Foto: Sutton

6. Warum tankten Alonso und Rosberg so früh?

Das Rennen war noch nicht freigegeben, da kamen erst Nico Rosberg und dann Fernando Alonso an die Box zum Nachtanken. Kurz darauf ging das Safety Car rein und der Grand Prix war freigegeben. "Am Rennbeginn dachten wir, dass das Safety Car noch 10 oder 15 Runden draußen bleiben würde, deshalb fuhr ich in die Box, um zu tanken", erklärte Alonso den Schachzug, der in die Hose ging.

Williams setzte auf die gleiche Taktik. "Dies stellte sich im Nachhinein als falsch heraus, da das Safety Car die darauf folgende Runde an die Box fuhr", grummelte Patrick Head, dessen Team noch einen weiteren Strategiefehler beging. Beim letzten planmäßigen Boxenstopp ging Nico Rosberg mit Intermediates auf die Bahn zurück. "15 Runden vor Rennende waren wir in keiner guten Position und ich versuchte mit einem Wechsel auf Intermediates noch etwas." Zunächst schien der Plan aufzugehen, dann setzte der Regen wieder ein und Rosberg kreiselte von der Strecke. Die Folge: Ein weiterer Boxenstopp, um erneut auf Regenreifen zu wechseln.

7. Warum war Glocks Boxengassenstart Gold wert?

Zwei Fahrer fuhren erst gar nicht in die Startaufstellung: Robert Kubica und Timo Glock. Beide waren im Qualifying so weit hinten gelandet (bei Glock wegen eines Getriebewechsels), dass sie Setupänderungen vornahmen, um wenigstens ihre letzte Chance zu wahren. Der Pole stellte sich früh am Boxenausgang an, um nicht hinter Glock losfahren zu müssen. Glock blieb deswegen bis zuletzt an der Box und konnte nach Bekanntgabe des Safety Car Starts gefahrlos auftanken. Da hinter dem Safety Car kein Startabbruch drohte, riskierte er damit auch keine Strafe für eine Verletzung der Parc Fermé Regeln, die ein Nachtanken nach dem Qualifying untersagen. Der Zeitverlust betrug wegen des Safety Cars ohnehin Null Komma Null.

8. Warum drehte sich Hamilton so oft?

Er legte los wie die Feuerwehr, doch irgendwann fiel Lewis Hamilton nicht mehr nur durch Überholmanöver, sondern vor allem durch Ausritte und Dreher auf - drei an der Zahl hatte er im Rennen. "Lewis war die ganze Zeit am Limit - und wenn du das machst, dann fährst du halt Mal zu weit raus oder drehst dich", erklärte Martin Whitmarsh.

Hamilton nannte noch einen anderen Grund: "Ehrlich gesagt, glaube ich, dass mein Reifendruck zu hoch war", verriet er gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Besonders im zweiten Stint. Nach fünf Runden war mein linker Vorderreifen komplett zerstört und ich hatte Reifenprobleme. Wenn man sie sich jetzt ansieht, dann sehen sie wie Intermediates aus."

9. Warum kollidierten Glock und Heidfeld?

Runde 13 brachte Nick Heidfeld kein Glück. Bei einem Überholversuch berührte ihn Timo Glock so ungünstig, dass sich der BMW Sauber Fahrer drehte. "Es war mein Fehler, der aus der schlechten Sicht her rührte", entschuldigte sich Glock. "Ich habe mich verbremst und die Räder sind ein bisschen stehen geblieben. Im ersten Moment dachte ich, dass Nick mich sehen und mir etwas Platz lassen würde, aber ich konnte das Auto nicht zum Stehen bringen, habe ihn berührt und meinen Frontflügel beschädigt." Heidfeld hatte danach Schäden am Unterboden seines Autos.

Adrian Sutils Unfall machte auch Nick Heidfeld Ärger, Foto: Sutton
Adrian Sutils Unfall machte auch Nick Heidfeld Ärger, Foto: Sutton

10. Warum bedeutete Sutils Unfall noch mehr Ärger für Heidfeld?

Die Begegnung mit Glock war nicht der einzige Zwischenfall mit einem Landsmann für Heidfeld. Nachdem Adrian Sutil gegen Rennende die Kontrolle über seinen Force India verloren und in die Wand abgeflogen war, flog eines seiner Räder über die Strecke. "Bei Sutils Unfall flog ein Haufen Kram auf der Strecke herum, darunter auch ein Rad", schilderte Heidfeld den ungewöhnlichen Zwischenfall. "Ich habe versucht, ihm auszuweichen, aber das eierte da völlig unberechenbar herum und traf mich. Danach fühlte sich mein Auto ganz seltsam an, so habe ich noch vier Positionen verloren." Das warf ihn aus den Punkterängen.

11. Warum wurde nicht die österreichische Hymne gespielt?

Der erste Sieg von Red Bull, das zwar in Großbritannien beheimatet ist, aber mit einer österreichischen Rennlizenz antritt, endete nicht wie gewünscht: "Wir haben eine österreichische Lizenz und es kam keine Hymne", klagte Red Bull Motorsportberater Helmut Marko. "Vielleicht haben die Chinesen das nicht im Programm."