Vor Nervosität legten Christian Horners Füße am Kommandostand von Red Bull im Rennen von Shanghai wohl mehrere Kilometer zurück. Stillstand war bei seinen Gehwerkzeugen jedenfalls kaum zu sehen. Als am Ende dann der Sieg feststand, war die Freude klarerweise groß, zwischendurch waren einige andere Gefühle da. Etwa als Sebastien Buemi Sebastian Vettel hinten leicht ins Auto fuhr. "Das war Fluch, Fluch, Fluch, ist das Auto OK? Ja. Wir sahen an den Daten, dass das Auto gut war. Bei diesen Bedingungen ist das verständlich. Das ist ein Fehler, den unser Sebastian vor nicht allzu langer Zeit gemacht hat", erzählte der Red-Bull-Teamchef.

Es ging alles gut, auch wenn Horner zugeben musste, dass das Damokles-Schwert der mangelnden Zuverlässigkeit immer über ihm hing. Die Strategie passte aber, da der aggressiv kurz gewählte erste Stint für nass und trocken ausgelegt war. "Ich glaube, wir hätten es mit unserer Strategie mit den Brawns aufnehmen können und auch im Trockenen bis zum letzten Stopp gegen sie gekämpft", sagte er. Dass alles wie geplant aufging, schrieb er klarerweise den Fahrern zu, die keine Fehler machten und auch das Teamwork lobte der Teamchef. Als Start eines WM-Angriffs sah Horner den Sieg aber noch nicht. So stehe man nun zwar gut da, kommende Woche gebe es aber wieder eine völlig andere Herausforderung in Bahrain.

Newey macht Überstunden

Denn dort sah er die letzten verbliebenen KERS-Autos wegen der langen Geraden durchaus mit Vorteilen. "Aber wir wissen, dass wir ein gutes Paket haben, dass wir gute Fahrer haben und dass da noch etwas kommt. Die Antwort der großen Teams darf man aber nicht unterschätzen. Die werden sehr hart pushen. Wir müssen mit unseren Ressourcen das Gleiche tun." Und das passiert bei Red Bull gerade auch. So berichtete Horner, dass er am Samstag mit Adrian Newey telefoniert hatte, der am Freitag erst um zwei Uhr Morgens das Werk verlassen hatte, weil er so intensiv am neuen Aerodynamik-Paket des Autos gearbeitet hatte.

In Bahrain wird Newey dann wieder an der Strecke sein, wann genau der neue Diffusor kommt, ließ Horner nicht wissen. Das Auto hatte allerdings schon in China ein paar Upgrades, Potential gibt es laut Teamchef noch viel. "Ich denke, das Auto hat viel Potential. Das haben wir schon sehr früh gesehen. Ich glaube, es kommt noch einiges an Leistung. Die Unterseite des Autos ist das größte aerodynamische Werkzeug, also können wir da hoffentlich mehr herausholen. Nichts ist einfach. Das muss erst in unser Paket integriert werden, das doch recht anders ist als bei den Anderen. Heute zeigt aber, was das Potential des Teams ist." Doch Horner erwartete auch von anderen Teams noch starke Steigerungen, speziell von McLaren und Ferrari, die seiner Meinung nach bald aufwachen werden.

Auf Red Bull sah er den Druck aufgrund des Sieges erhöht, denn nun hätten sich die Erwartungen verändert. "Ein solches Ergebnis bringt uns Aufmerksamkeit und jetzt werden wir etwas ernster genommen", sagte Horner. Ernst nehmen sollte man nach seiner Meinung aber auch Sebastian Vettel, den er aufgrund seines Alters und seiner jungen Karriere nur als unglaublich bezeichnen kann. "Er wird sich nur weiterentwickeln und besser werden. Wir dürfen aber auch Mark nicht vergessen, der fantastisch fuhr und sein bislang bestes Ergebnis holte."