Gibt Ecclestone grünes Licht für weitere Rennen in China?, Foto: Sutton
Gibt Ecclestone grünes Licht für weitere Rennen in China?, Foto: Sutton

Frage: Was ist das? Eine Traube aufgeregter, hektisch kichernder junger Chinesinnen, auch ein paar ebenso junge Exemplare aus der männlichen Gattung sind dabei - und obwohl die alle keine Riesen sind, verschwindet die Ursache der Traubenbildung unsichtbar in der Mitte des Tumults? Antwort: Ein Auftritt von Bernie Ecclestone im Pressezentrum des GP von Shanghai, um dort vor den Vertretern lokaler Medien ein bisschen Süßholz zu raspeln.

Die sind ganz begeistert, den "großen Vorsitzenden" der Formel 1 einmal aus der Nähe zu erleben - so wie sie im Fahrerlager des öfteren dadurch auffallen, ihre Notizbücher eher zum Autogramme sammeln zu verwenden. Was Bernie ihnen da erzählt, in Richtung "der Grand Prix wird immer in China bleiben, die Formel 1 und die beteiligten Unternehmen haben doch das hier vorhandene Marketingpotential noch gar nicht wirklich erkannt und ausgeschöpft", mag für die chinesischen Ohren, sollten ihre Besitzer des Englischen weit genug mächtig sein, den Ausführungen wirklich zu folgen, zwar nett klingen. Aber die reine Wahrheit ist es nicht unbedingt, eher zielorientiertes Marketing-Gerede...

Denn am Vortag war Ecclestone in der Stadt Shanghai unterwegs gewesen, um mit Politikern und Funktionären zu verhandeln - und musste dabei feststellen, dass das Interesse, den GP hier auch über den Ende 2011 auslaufenden Vertrag weiter zu veranstalten, sich bei denen wohl in engen Grenzen hält, dass es im Gegenteil sogar Versuche gibt, schon vorzeitig aus dem Kontrakt herauszukommen.

Sponsor Sinopec, jahrelang der Hauptgeldgeber, ist abgesprungen, dass das Rennen Jahr für Jahr sowieso schon massive Verluste macht, ist logisch. Am Freitag und Samstag herrscht auf den Tribünen grundsätzlich gähnende Leere, am ersten Trainingstag hatte man diesmal wirklich das Gefühl, jeden Besucher mit Handschlag begrüßen zu können. Und die am Sonntag dann die Ränge meist doch zumindest teilweise einigermaßen füllen, sehen auch nicht unbedingt aus wie zahlende Zuschauer, sondern gleichen in ihrem einheitlichen Auftritt eher abkommandierten Parteisoldaten.

Und eine Trumpfkarte, mit der Ecclestone den Oberen in Shanghai den Grand Prix einst schmackhaft machte, hat er nun auch nicht mehr: "Ihr müsst Peking mit seinen Olympischen Spielen doch etwas entgegen setzten", köderte er sie vor Jahren. Jetzt ist Olympia vorbei, Shanghai erwartet mit der Expo2010 ein eigenes Großereignis. Wer braucht da schon - aus chinesischer Sicht - die Formel 1?