Fernando Alonso nahm am Donnerstag kein Blatt vor den Mund. Die Reifenwahl von Bridgestone für die anspruchsvolle und Reifen fordernde Strecke in Shanghai sei falsch, nein, "lächerlich", sagte der Spanier. Wenn man nur eine bessere Show durch 6 Sekunden langsamere Autos im Sinn habe, solle man doch eine Lotterie veranstalten und wer die "13" ziehe, bekomme dann Regenreifen - auch im Trockenen. In Malaysia schien Ferrari dies bei Kimi Räikkönen schon einmal in einem Betatest auszuprobieren...

Aber nicht nur Alonso schimpfte sich am Donnerstagnachmittag die Seele aus dem Leib. "Es wird eine doppelte Katastrophe", schloss sich Nico Rosberg an und meinte damit, dass sowohl die härtere als auch die weichere Reifenmischung für Shanghai nicht geeignet sei und zu schnell abbauen würde. Marc Surer konnte ob dieser Kritik der Piloten nur mit dem Kopf schütteln. "Sie sind noch keinen Millimeter gefahren, woher wollen sie das wissen?", fragte der Ex-Pilot.

Reifen besser als erwartet

In den beiden Freien Trainings am Freitag kam es dann, wie es kommen musste: Die Reifenfetzen flogen nicht, obwohl Sebastian Vettel seinen Helm extra darauf vorbereitet hatte. "Ich war ein bisschen überrascht wie gut die Reifen sich heute gehalten haben", gestand Vettels ehemaliger Teamkollege Sebastien Bourdais. Auch Rosberg musste gestehen, dass der weiche Reifen besser lief als gedacht. Er schätzt, dass die weiche Mischung nach zehn Runden abbauen wird.

Die Reifen liefern viel Gesprächsstoff in Shanghai., Foto: Sutton
Die Reifen liefern viel Gesprächsstoff in Shanghai., Foto: Sutton

"Wir werden damit keine 30 Runden fahren können, aber es ist um einiges besser als erwartet", meinte Bourdais. Dessen neuer Teamkollege Sebastien Buemi glaubt, dass die Reifen zehn, zwölf Runden halten werden. "Das sollte kein Problem sein." Christian Danner schlussfolgerte deshalb: "Das erwartete Reifendrama ist nicht eingetreten." Ein Erklärungsversuch ist, dass die weichen Reifen in Shanghai, im Gegensatz zu Melbourne, in ihrem Arbeitsbereich bleiben. "Wenn das Wetter so bleibt, werden beide Reifenmischungen gut funktionieren", glaubt Danner.

Adrian Sutil ist ebenfalls positiv angetan von den Reifen. "Die harten Reifen sind über eine längere Distanz in Ordnung, aber sehr schwierig auf einer Runde", sagte er. "Die weichen Reifen sind gut auf einer Runde und auch auf den Longruns sind sie nicht so schlecht, wie wir erwartet haben." War das Drama also nur viel Lärm um nichts?

Reifen halten nicht lange genug

"Ähnlich wie bei den ersten beiden Rennen sind die Reifen problematisch", hielt Nick Heidfeld am Tenor des Donnerstags fest. "Für mich haben beide Reifen nicht optimal funktioniert", klagte er. Aus seiner Sicht ist es damit nicht möglich, einen kompletten Stint zu fahren. "Er hält schon ein paar Runden, aber nicht lange genug."

Felipe Massa erlebte ein ähnliches Szenario. "Die weichen Reifen sind gut für 10 Runden, dann verlieren sie den Grip komplett", sagte er. "Die harten Reifen lassen sich schwierig aufwärmen, aber haben auch einen starken Abfall. Das Rennen wird nicht einfach." Rosberg und Vettel glauben, dass der Schlüssel zum Wochenende darin liegt, die Reifen richtig hinzubekommen. "Wer mit den Reifen am besten haushält, wird am schnellsten sein."

Am Freitag waren das ausgerechnet jene Teams, die ohnehin schon bei den ersten beiden Rennwochenenden vorne lagen: Brawn GP und Toyota. "Sie nutzen ihre Reifen sehr gut", lobte Bridgestone-Mann Hirohide Hamashima. Die anderen Teams seien noch auf der Suche nach dem besten Setup, was eine höfliche Umschreibung dafür ist, dass es bei den meisten anderen eben alles andere als gut läuft.