Wenn am Dienstag die Berufung im Falle der umstrittenen Diffusoren von Brawn GP, Toyota und Williams verhandelt wird, geht es nach Meinung vieler auch um eine Vorentscheidung im Kampf um die Weltmeisterschaft 2009. Wird die Berufung von Ferrari, Renault, Red Bull und BMW Sauber abgelehnt, müssen sieben Teams nachrüsten, um in der WM überhaupt eine Chance zu haben und laut Ferrari-Berater Rory Byrne stehen dann die Türen für noch viel radikalere Lösungen offen. Werden die Diffusoren unerwartet doch für illegal erklärt, heißt es zumindest für die drei Teams umrüsten und aufgrund der eingelegten Proteste in Melbourne und Malaysia könnten sogar die Ergebnis-Listen umgeschrieben werden - da an den Wochenenden aber sechs Sportkommissare bereits die Legalität der Diffusoren bestätigt haben, dürfte sich nichts ändern.

Auch Charlie Whiting und der technische Delegierte der FIA, Jo Bauer, halten die Entwürfe für legal, wohingegen die Unterlagen der protestierenden Mannschaften keine wirklich stichhaltigen Argumente liefern sollen. Laut auto motor und sport sollen die vorgelegten Papiere von Ferrari so ungenau sein, dass man der Ansicht sein könnte, die Verfasser wüssten nicht genau, was die drei beanstandeten Teams überhaupt gemacht haben. Byrne hingegen ist der Meinung, dass Brawn GP, Toyota und Williams mit ihre Diffusoren beinahe auf Abtriebswerte des Vorjahres kommen und sieht den Beginn einer gefährlichen Entwicklung.

Radikale Entwicklung

So haben die aktuell beanstandeten Teile zwei Ebenen, damit muss aber nicht Schluss sein. "Theoretisch kann man beliebig viele Ebenen einziehen oder die Diffusoren immer früher beginnen lassen und damit immer höhere Abtriebswerte erzielen", sagte er. Bis zu eine Sekunde pro Runde sollen die Teile aktuell bereits bringen. Gleichzeitig wird mit immer radikaleren Lösungen das Überholen wieder schwerer, weil man anderen Autos nicht mehr so einfach folgen kann. Denn der Diffusor mit zwei Ebenen muss von der Luft optimal angeströmt werden, damit er funktioniert. "Wenn alle Autos mit diesen Diffusoren ausgerüstet sind, wird es mit dem Überholen wieder schwieriger werden", erklärte Byrne.

Das könnte erst der Anfang sein, Foto: Sutton
Das könnte erst der Anfang sein, Foto: Sutton

Werden die Bauteile von Brawn GP, Williams und Toyota für legal erklärt, rechnet der ehemalige Ferrari-Chefdesigner mit einem Wettrüsten, das wieder viel Geld verschlingen wird. "Wir werden extreme Hinterradaufhängungen erleben, nur um die Eintrittslöcher in den Diffusor immer weiter vorne beginnen zu lassen. Ich sehe schon Hinterachs-Konstruktionen wie in den 60er Jahren vor mir, mit weit nach vorne reichenden Längslenkern. Das würde Platz für die Diffusorkanäle schaffen." Byrne hält die umstrittenen Designs aber ohnehin für illegal, da seiner Meinung nach mit den Begrifflichkeiten im Reglement so lange gespielt wurde, bis sie passten.

Wer ist wie schnell?

Dennoch sieht alles danach aus, als dürften die drei angeklagten Teams den Sieg davon tragen. Im Wettlauf um den Nachbau der Diffusoren haben die übrigen Mannschaften unterschiedliche Zeitrahmen. So wird es bei Ferrari und Red Bull wohl bis zum Rennen in der Türkei dauern, bei Toro Rosso aufgrund des Vorzugs von Red Bull Racing wohl etwas länger. McLaren soll schon für Shanghai eine Notlösung planen, bis Mitte Mai soll es eine 80-Prozent-Variante geben und im Sommer dann mit Änderungen an Getriebe und Hinterradaufhängung den völligen Umbau.

Bei BMW Sauber wird auch schon seit einiger Zeit an einem neuen Diffusor gewerkt. Bis Barcelona soll es eine Lösung geben, ob das dann schon die endgültige ist, steht nicht fest. Renault will wie McLaren noch vor dem Europa-Auftakt eine Notlösung parat haben. Bei Force India sieht es so aus, als ob das neue Aerodynamik-Paket, das in Barcelona kommen soll, auch gleich den neuen Diffusor enthalten wird.