Ende gut, alles gut?
Mario Theissen: Nein, nicht alles gut. Für Nick [Heidfeld] war es sehr gut. Bei ihm hat alles gepasst. Wir waren genau eingestellt auf die Bedingungen, die sich ergeben haben. Wir hatten mit solch heftigen Regenfällen gerechnet und haben Nick deshalb mit viel Benzin ins Rennen geschickt. Dann hatten wir Glück, dass er genau so lange draußen bleiben konnte, bis der Regen kam. Somit konnte er gleich auf die richtigen Regenreifen wechseln und ist danach mit einer Bravourleistung auf diesen Reifen so lange gefahren, bis das Rennen abgebrochen wurde.

Wir waren zehn Runden lang bereit, ihn abzufertigen und ihm neue Reifen zu verpassen. Er hat auch immer wieder geklagt, wie abgefahren die Reifen waren und dass er kaum das Auto auf der Strecke halten konnte. Aber er hat es geschafft. Das zeigt seine Qualitäten als Regenfahrer und seine Erfahrung bei der Strategie. Von seiner Startposition war es ein glückliches Resultat, aber es wurde mit eigener Leistung herausgefahren. Eine hervorragende Leistung von ihm und der Pitcrew, welche die Situation richtig eingeschätzt hat.

Was war bei Robert Kubica los. Bei ihm war wahrscheinlich nicht alles gut...
Mario Theissen: Richtig. Das ist die Kehrweite der Medaille. Er hat über Leistungsverlust geklagt. Schon beim Start hat der Motor keine Leistung angenommen. Wir haben ein Pneumatikleck entdeckt und ich befürchte, dass der Motor nicht mehr zu gebrauchen ist.

Damit fällt einer von acht Motoren sehr früh aus. Wie problematisch ist das?
Mario Theissen: Das lässt sich erst am Ende der Saison beurteilen. Wenn es ein Einzelfall bleibt, sollte es klappen, aber jetzt müssen wir die Ursache herausfinden. Es hat sicher nichts mit dem neuen Reglement zu tun. Die Laufleistung des Motors war unter jener, die wir im letzten Jahr gefahren sind und da hatten wir in der gesamten Saison keinen Schaden.

Nach Australien war das Kräfteverhältnis nicht klar. Das hat sich nach Malaysia nicht geändert.
Mario Theissen: Doch, nach diesem Wochenende sehen wir schon einigermaßen klar. Die Teams mit Doppel-Diffusor haben einen klaren Vorteil. Brawn liegt vorne, der Toyota ist das zweitschnellste Auto und dann kommt eine Gruppe von vier Autos. Darin ist der Williams als drittes Doppel-Diffusor-Auto, aber auch Red Bull, Ferrari und wir gehören dazu.

Wird sich diese Hackordnung nach dem Berufungstermin verändern?
Mario Theissen: Das kommt darauf an, wie die Entscheidung läuft. Wenn der Doppel-Diffusor verboten wird, wird sie sich ändern. Wird er legalisiert, wird sie sich nicht ändern. Dann werden alle anderen Teams nachziehen, aber keineswegs schlagartig den Rückstand aufholen. Das geht nicht. Man muss nicht nur ein hinteres Diffusor-Teil ans Auto schrauben, sondern die gesamte Aerodynamik der Unterseite neu gestalten. Zudem legen die anderen nicht die Hände in den Schoss, sie entwickeln weiter und werden versuchen, ihren Vorsprung zu verteidigen.

Das nächste Rennen ist in vierzehn Tagen in China. Bleibt das Team in Asien?
Mario Theissen: Das Material bleibt größtenteils hier, das Team reist größtenteils nach Hause.

Wie viel Weiterentwicklung können Sie bis China betreiben? Gerade im Hinblick auf das Diffusorurteil.
Mario Theissen: Wir müssen uns für beide möglichen Entscheidungen rüsten. Also entwickeln wir in diese Richtung und geben Geld dafür aus. Deswegen ist es wichtig, dass die Entscheidung schnell fällt. Aber es ist eben nicht damit getan, ein kleines Bauteil zu entwickeln. Deswegen gehe ich nicht davon aus, dass die anderen Teams in Shanghai große Sprünge machen können.