Wer kennt nicht die Geschichte von Pinocchio, der sich in die große Welt aufmachte, um ein richtiger Junge zu werden. Sein Handicap: bei jeder Lüge wuchs seine Nase um ein beträchtliches Stück. Eltern erzählen diese Geschichte nur allzu gern ihren Kleinen, in der Hoffnung, dass sie lernen, dass Ungehorsam und Lügen nicht ungestraft bleiben.

Nach der nachträglichen Disqualifikation wird Lewis Hamilton mit Kritik nur so überhäuft. Sogar in seiner Heimat England lässt die Presse kein gutes Haar an dem amtierenden Weltmeister. "Du bist ein Lügner, Lewis", klagte die Boulevardzeitung The Sun den McLaren-Mercedes-Piloten in größtmöglichen Lettern an. "Hamilton verliert Gesicht und Punkte", titelte der Daily Telegraph. "Hamilton als Lügner und Betrüger gebrandmarkt", schrieb The Star.

Nur eine hohle Puppe?

Kleines Püppchen, freches Püppchen, wo hat man dich zuletzt geseh'n? Die Antwort auf diese Frage könnte in diesen Tagen Malaysia lauten. Dort hat sich Lewis Hamilton heute der Presse gestellt, um sich für seinen Fehler zu entschuldigen. Schon oft wurde dem Briten von seinen Kritikern vorgeworfen nur eine hohle Puppe bzw. Marionette zu sein. Bereits als kleiner Junge wurde Lewis Hamilton unter die Fittiche von Ron Dennis genommen, der mit allen Mitteln den damaligen jungen Nachwuchsfahrer zu einem Formel-1-Champion formen wollte.

Ob Ron Dennis in dieser Geschichte die Rolle von Meister Geppetto übernimmt, der Pinocchio aus einem Kiefernstamm geformt hat, bleibt offen. "Ich ging in die Anhörung ohne irgendeine Absicht, ich wollte sagen, was passiert ist, aber ich wurde verleitet. Jedes Mal, wenn mir etwas vom Team gesagt wurde, habe ich es getan", erklärte Hamilton. Aber vielleicht haben die Fahrer der neuen Generation einfach keine eigene Meinung und vielleicht auch kein eigenes Unrechtsbewusstsein? Auf jeden Fall bietet der Brite mit dieser Äußerung seinen Kritikern eine perfekte Angriffsfläche.

Kleines Püppchen, freches Püppchen, die Welt ist groß und du bist klein. Du kannst noch nicht alleine sein, sieh das doch ein. Mit 24 Jahren geht Lewis Hamilton schon lange nicht mehr als kleiner Junge durch, der vor der bösen Formel-1-Welt beschützt werden muss. Er sollte Manns genug sein sich gegen einen Teammanager zu wehren. Rammstöße, Parkmanöver, Kollisionen - den größten Champions war jedes Mittel recht, um zu gewinnen. Aber sie hätten sich das wohl nie von einem Teammanager aufdrücken lassen, sondern ihm gesagt, wo es langgeht. "Es war ein Riesenfehler, aber es wird nicht wieder passieren." Es bleibt zu hoffen, dass Hamilton wie Pinocchio tatsächlich aus seinen Fehlern lernt.