Das Gesicht von Jenson Button auf dem Siegerpodest verriet, wie viel ihm der Sieg bedeutete. Darin war Erleichterung zu sehen, der Genuss dieses Moments. Viel mehr Freude, als bei seinem ersten Sieg 2006 in Ungarn. Denn diesmal weiß Button, dass es keine Eintagsfliege war. Es könnte der Beginn seines lange ersehnten Weltmeistertitels sein.

Button hat am ganzen Wochenende überzeugt. Pole Position und ein Start-Ziel-Sieg. Viel mehr kann man nicht schaffen. Nicht mal die Probleme beim Restart und die kleinen Pannen beim Boxenstopp konnten ihm diesen Triumph nehmen. Und anders als der zweite Platz von Barrichello war der Sieg nicht geschenkt. Button hat ihn aus eigener Kraft herausgefahren, vom Start weg, mit einem überragenden Brawn-Auto.

"Es ist ein Märchen", stammelte er vor Glück. "Ich habe meinen Ingenieur gebeten, mich zu kneifen. Nach den dramatischen Zeiten in den vergangenen Monaten ist das ein überwältigendes Gefühl, und wir können es am nächsten Sonntag in Malaysia wiederholen."

Jenson Button ist jetzt zweimaliger GP-Sieger., Foto: Sutton
Jenson Button ist jetzt zweimaliger GP-Sieger., Foto: Sutton

Genau das ist die Befürchtung der Konkurrenten. Momentan gibt es keinen Herausforderer für Brawn GP. Nicht mal Sebastian Vettel im Red Bull, denn Buttons Vorsprung von 3,9 Sekunden nach der ersten Runde ließ ahnen, dass er ab dem Moment nur noch den Sicherheitsabstand zu Vettel gehalten hat. Mag sein, dass die Kräfteverhältnisse in Sepang etwas anders aussehen. An der Übermacht von Brawn ändert es aber nichts.

Button weiß, wem er diesen Triumph zu verdanken hat. "Ross, du bist eine Legende", gratulierte er seinem Teamchef über das Teamradio. Und nachdem er das Ex-Ferrari-Superhirn auf dem Podium erlebt hatte, beschrieb er diesen denkwürdigen Moment so: "Ross war dort oben einfach sprachlos. So etwas kommt nicht so oft vor."

Genau so denkwürdig muss der Moment auch für ihn selber gewesen sein. Denn Button war schon als ewiges Talent verspottet und seit dem Erscheinen von Lewis Hamilton selbst von den Briten links liegen gelassen worden. Wetten, dass sich das 2009 ändert? Der Speed von Lewis Hamiltons Silberpfeil war in Australien trotz des dritten Platzes, der nur durch das Unglück anderer zustande gekommen ist, dermaßen mittelmäßig, dass das Podium für den amtierenden Weltmeister zumindest in der ersten Hälfte der Weltmeisterschaft eher Zufallscharakter haben dürfte.

Ganz anders ist es bei Jenson Button. Er hat nun alle Chancen, den Titel zu holen, und so anfängerhaft, wie sich Rubens Barrichello in Melbourne präsentierte, dürfte er von seinem Teamkollegen keine allzu große Konkurrenz bekommen. Button dagegen hatte seine eigenen Nerven voll unter Kontrolle. Es war die Nervosität des Teams, vielleicht auch die Unsicherheit nach nur 1.500 Testkilometern, die ihm fast den Sieg kostete.

In seinen ersten Jahren machte Button eher der Eindruck, etwas labil zu sein. Er neigte auch dazu, den Reichtum in der Formel 1 für allzu wichtig zu nehmen. Auch seine Unentschiedenheit, ob er nun zu Williams geht oder bei Honda bleibt, war noch kein Zeichen von Größe. Aber in den letzten Jahren ist er eindeutig gereift. Er hat sich von den schlechten Ergebnissen in den vielen Jahren nicht aus dem Konzept bringen lassen, sondern hat weiter an sich selbst gearbeitet. 2009 dürfte er für diese Arbeit eine fette Ernte einfahren.