Wenn er verärgert ist, gilt Flavio Briatore nicht gerade als großer Diplomat. Dementsprechend verärgert war er auch wegen der gesamten Diffusor-Problematik. Er kritisierte die Brawn-Mannschaft und die FOTA, weil das Problem lange bekannt war und nichts getan wurde, um es vorzeitig zu lösen. "Mir gefällt das Verhalten des technischen Delegierten der FOTA nicht, der das sofort berichten hätte müssen. Brawn hätte fair sein müssen. Vor drei Monaten hätten sie zu uns kommen sollen, und sagen können, dass es zwei Interpretationen beim Diffusor gibt. Wenn ich zur FIA oder Ecclestone gehe, dann gehe ich im Namen der FOTA und nicht von Renault. Ich mag die Tatsache nicht, dass der FOTA-Vertreter die Dinge nicht transparent gemacht hat", ärgerte sich der Renault-Teamchef.

Der indirekt angesprochene Ross Brawn konnte dazu nur sagen, dass Briatore da wohl etwas emotional reagiert hatte und sich besser erst einmal zurückgelehnt und nachgedacht hätte. "Das war nicht logisch, sondern emotional. Er hat im Team momentan wohl ein paar Hindernisse und feuert in jede Richtung", sagte der Teamchef.

Von Kostenreduktion keine Rede

Briatore konnte dennoch nicht verstehen, wie das mit den Diffusoren passieren konnte. Er erinnerte daran, dass Regel-Entscheidungen von Max Mosley immer darauf abgezielt hatten, um den Ansaugeffekt des Unterbodens zu minimieren. "Stattdessen wurde dieser Diffusor erlaubt und dadurch gibt es diesen Unterboden-Effekt. Was sie [Brawn GP, Toyota und Williams] getan haben, folgt nicht den Prinzipien der Regeln. Das ist eine ironische Situation: wir wurden schon von einem Team gezwungen, KERS zu verwenden, wir haben irrsinnige Geldbeträge ausgegeben. Wir haben es, während es das Team nicht hat [zumindest am Auto von Robert Kubica]. Wenn es in diese Richtung weitergeht, haben wir in Barcelona alle den gleichen Unterboden-Effekt, werden aber das halbe Auto umbauen müssen. Und dann reden sie über Kostenreduktion...", meinte Briatore.

Der Italiener meinte, dass alleine der Diffusor 14 Prozent aerodynamischen Abtrieb bringt. In ein paar Monaten werden die Teams nach seiner Ansicht 30 bis 40 Prozent gefunden haben und die Rundenzeiten um zwei Sekunden runtergehen. "Es ist so, als Charlie Whiting nach der Legalität der Lösung gefragt wurde, wurde ihm nicht die ganze Wahrheit gesagt. Ich denke, er wurde von diesen Banditen hereingelegt; den Sportdirektoren. Wenn 70 Prozent der Teams einer Interpretation folgen und unter diesen 70 Prozent alle Teams sind, die in den vergangenen Jahren Titel geholt haben, dann muss das doch was heißen, oder?", klagte der Renault-Teamchef. Er meinte nur, bevor er aufgebe, müsse man ihn töten. Er werde bis zum Ende weitermachen.