Australien ist für die deutschsprachige F1-Gemeinde quasi das andere Ende der Welt. Dort wollten sie Zuflucht suchen vor den üblen Machenschaften und bösen Spielchen, die einem im Alltagsleben so blühen. Sie, das sind fünf Deutsche und ein Schweizer. Doch Pustekuchen: Der Reihe nach bekamen die Flüchtlinge einen rechten Haken von einem boxenden Känguru verpasst.

Timos diffuse Lieferung

Timo muss noch etwas basteln., Foto: Sutton
Timo muss noch etwas basteln., Foto: Sutton

Der erste war Timo. Er hat keine Kosten und Mühen gescheut und sein neuestes Spielzeug mit nach Downunder gebracht - im Zeitalter von Expressbestellungen ist das alles kein Problem mehr. Jedenfalls so lange, bis die Zollinspektoren sich die Inhalte seiner Pakete mal genau angesehen haben.

Plötzlich leuchteten die Alarmlichter auf: "Extrem!" waren die Inhalte, die sie entdeckten. Und "flexibel" obendrein. Da der nächste Patch Day noch einige Wochen hin ist, muss der Case-Modder Timo nun selbst Hand anlegen und seinen "extrem flexiblen" Heckflügel stabilisieren. Zum Glück gibt es viele helfende Hände. Gleich von sieben Teams bekam er den Tipp: "Nimm doch ein paar Teile am Diffusor ab, dann kannst du damit den Flügel verstärken!" Gut, dass es so diffuse Freunde gibt...

Nicks diffuser Wecker

Nick hätte auch ein paar gute Freunde gebrauchen können, solche mit gutem Zeitgefühl zum Beispiel. Eigentlich wollte er nur einen normalen Samstag verleben, gemütlich ein bisschen Fernsehen, vielleicht ein paar Kängurus im Zoo besuchen und auf dem Weg dorthin ein paar Knöpfe am Lenkrad drücken. Doch das boxende Alltagskänguru fand auch ihn: Sein Wecker verweigerte den Dienst. Nichts ging mehr und so verpasste er knapp die dritte Folge seiner Lieblingsserie namens "Qualifying".

Nick wurde gleich von mehreren Kängurus bedrängt., Foto: BMW
Nick wurde gleich von mehreren Kängurus bedrängt., Foto: BMW

"Es ist klar, dass ich nicht zufrieden bin", ärgerte er sich. "Die Zeiten liegen eng beieinander." Ohne funktionstüchtigen Wecker hilft das aber auch nichts. Wenigstens einen Trost gibt es: Die verschlafene Zeit vom Samstag lässt sich dank Sommerzeitumstellung am Sonntag wieder reinholen. Er nennt das einen "strategischen Vorteil". Hoffentlich stört er sich nicht am diffusen Licht der späten Abendstunden. Notfalls ließe sich dagegen aber sicher Protest einlegen.

Adrians diffuse Begegnung

Nicht nur einen kleinlauten Protest, sondern gleich eine lautstarke Demonstration erlebte Adrian. Vor ein paar Wochen sah in seinen Augen alles noch rosig aus, doch heute fand er sich plötzlich inmitten eines Protestmarsches militanter Umweltschützer wieder. Deren Wortführer wäre glatt als Sektenoberhaupt durchgegangen - erst sprach er von Musik in seinem Kopf, von vielen Jungfrauen, einem Ausflug ins Weltall und am Ende gar von Biobenzin!

Das reichte Adrian. Er holte seinen Superserver von der Mülldeponie im Albert Park, wo er ihn eigentlich endlagern wollte, und bohrte ihn mit einer neuen Sternen-CPU auf. Doch die silberne Platine reichte nicht aus, um die viel zu vielen Datenbankabfragen zu erfüllen. "Unser Hauptproblem ist der fehlende Anpressdruck", sagte Adrian, der auf dem Rückweg zum Endlager von den Umweltschützern umstellt, einbetoniert und fest gekettet wurde. Die Folge: 15 Minuten Verspätung. Damit war der Anschluss an die U-Bahn-Linie Q2 nicht mehr zu schaffen.

Nicos diffuse Stimmungsschwankungen

Vorsicht: Die boxenden Kängurus greifen an., Foto: Sutton
Vorsicht: Die boxenden Kängurus greifen an., Foto: Sutton

So schlimm können die Alltagsprobleme sein. Und wenn man keine hat, dann schafft man sich eben welche, so wie Nico. "Das Schöne ist, dass ich mit dem 5. Platz unzufrieden bin", sagte er zu sich selbst. Dabei hatte er noch zwei Tage vorher gesagt: "Wenn wir das fünftbeste Team sind, wäre ich zufrieden." Wie schnell sich doch das Blatt wenden kann.

"Wir sind die zweite Kraft, ein dritter Platz ist drin, aber warum, das versteht kein Mensch", sagte er jetzt. Und wie kam es zu dem Sinneswandel? Keine Ahnung, vielleicht hat ihn einfach das boxende Känguru getroffen, und zwar zweimal: "Ich bleibe trotzdem dabei, dass wir das fünfte Team sind - nur eben erst beim nächsten Mal."

Doppel-Sebs diffuses Alphabet

Sie sind sich so ähnlich - und doch so verschieden. Der eine heißt Sebastian, der andere heißt Sebastien. Beide kommen aus der gleichen Schule, nur aus zwei aufeinanderfolgenden Jahrgängen. Trotzdem sind sie wie Tag und Nacht: der eine aufgeweckt und stets um einen Witz bemüht, der andere vermittelt manchmal den Eindruck, dass er Nick unbedingt bei der Suche nach einem funktionstüchtigen Wecker helfen sollte.

Aber im Alltag teilen sie die gleichen Probleme: Die Technik streikt, unvorhersehbar und leider auch oft. "Ich glaube, das muss man in dem Moment einfach wegstecken", sagt der etwas ältere, erfahrenere Seb mit "a". "Ich muss noch viel lernen", sagt der etwas jüngere, unerfahrenere Seb mit "e". Wirklich viel Erfahrung hat aber keiner von ihnen, besonders nicht im Ferienlager Melbourne. "Damit müssen wir zurechtkommen", so "a", dem "e" zustimmt: "Wenn man hier ins Ziel kommt, holt man Punkte." Und wenn es nur ist, weil das boxende Känguru am Sonntag viele andere Alltagsopfer findet.