Es war ein eigenartiges Gefühl für Jenson Button, als er am Donnerstag ins Paddock des Albert Park kam, irgendwie anders als noch vor einem Jahr. "Wir haben noch nicht einmal einen Grand Prix gefahren und jeder ist sehr freundlich. Wann war das letzte Mal, dass zehn Journalisten bei einem Briefing mit mir gesprochen haben?", fragte der Brawn GP Fahrer. Den Winter hinter sich musste er als gut und schlecht bezeichnen, wobei aktuell aufgrund der starken Testauftritte alles recht gut aussieht. Auch er selbst sieht sich in einer "annehmbaren Position", wie er meinte. "Wir wissen noch immer nicht, wo wir stehen. Wir müssen bis morgen warten, aber ich weiß, dass wir ein gutes Auto haben und es sich gut anfühlt", meinte er.

Gleichzeitig meinte er auch, dass er sich in einer guten Position für den Sieg wähne, besser als im Vorjahr - wobei eine Steigerung diesbezüglich nicht allzu schwer war. "Ich denke aber, jeder Fahrer wird sagen, dass er siegen will, wenn er nach Melbourne kommt." Ob es auch wirklich für den Sieg reichen kann, wollte er hingegen nicht sagen, den Glauben daran hatte er. "Erst einmal müssen wir aber an morgen denken, denn morgen ist ein wichtiger Tag. Wir dürfen uns nicht einfach ins Auto setzen und denken, es ist schnell, alles ist gut und wir werken herum, ohne was zu zeigen. Wir müssen Setup-Arbeit machen und haben im Vergleich zu anderen Teams noch nicht viele Runden gefahren", meinte er. Das gab er vor allem in punkto Zuverlässigkeit zu bedenken, die bislang zwar gut war, bei der sich das Team wegen der kurzen Testzeit aber noch nicht sicher ist.

Wochen ohne Tests genutzt

Außerdem verfolgt Button noch der kleine Nachteil, dass an seinen Testtagen das Wetter nie besonders gut war, weswegen er das Auto auf seinen Fahrstil noch etwas mehr abstimmen muss. Dennoch konnte er nicht verneinen, dass es gut losgegangen war. "Ich denke, wir hatten ein paar Wochen, um sicherzustellen, dass am Auto alles passt, während die anderen getestet haben. Wir mussten nichts überstürzen. Ich stimme zu, wir waren sofort schnell, aber darin war das Team immer gut. Auch wenn wir ein schlechtes Auto hatten, gingen wir raus und beim ersten Run war das Auto so schnell wie es ging." Dass der Brawn GP in aktueller Konfiguration dann gleich so schnell ist, ist klarerweise ein Bonus für Button. Er gestand aber, dass dieser große Sprung vor allem daran liegt, dass das Vorjahresauto zugunsten des diesjährigen schon bald nicht mehr weiterentwickelt wurde.

Am Freitag wird es ernst, Foto: Sutton
Am Freitag wird es ernst, Foto: Sutton

Für ihn als Fahrer fühlte sich das allerdings zunächst falsch an. "Das Auto war schlecht und wir wollten es verbessern. Aus Fahrersicht ist es frustrierend, ein Auto zu fahren, das so schwer zu bändigen ist." Dann kam im Winter noch der Ausstieg von Honda, was den Frust weiter nach oben trieb, da er zuvor zwei schlechte Jahre in einem schlechten Auto ausharren musste. "Danach ein Cockpit zu kriegen, wäre schwer gewesen. Also hielt ich aus und tat meinen Teil, in dem ich so hart wie mir möglich daran arbeitete, dass das Team existiert." Und es existiert, was Button bereits für den ersten Erfolg hat. Dass das Auto noch dazu schnell ist, stört ihn dabei nicht.

Die Reifen als Verbesserung

Bei Brawn GP ist er aber nicht der einzige, der es wissen will. Auch Rubens Barrichello ist hungrig, was der Brite weiß. Das bessere Abschneiden des Brasilianers am Ende der vorigen Saison begründete er damit, dass Barrichello das Auto einfach besser lag und da es keine Entwicklung gab, sei es schwer gewesen, es für ihn selbst zu verbessern. "Im Vergleich zum Vorjahr fühle ich mich nun aber mit den Reifen viel wohler. Ich brauche ein starkes Heck am Auto. Ich kann keine Front haben, die einfach schwimmt und bei diesem Reifen ist das nicht so. Es fühlt sich bei der Qualität des Reifens und beim Grip beim Einlenken wie vor zwei Jahren an. Ich genieße es, diesen Reifen zu fahren und ich denke, es ist eine große Verbesserung."

Dass er trotz der wenigen Testtage im Winter nun bereits als WM-Favorit gilt, erstaunt Button aber trotzdem. Vor allem weil die Leute überrascht scheinen, dass er so schnell sein kann. "Das war immer da, aber ich hatte nie auch nur annähernd das Equipment, das ich verdiene und das die ganze Mannschaft verdient. Jetzt haben wir ein starkes Auto und wir müssen sicherstellen, dass es so bleibt und wir es über das Jahr verbessern. Das ist der Schlüssel, damit man um die Weltmeisterschaft kämpfen kann. Nicht dass wir das jemals hätten, aber ich bin seit neun Jahren in der Formel 1, das ist mein zehntes Jahr und der Schlüssel ist, das Jahr hindurch konstant zu sein. Gleichzeitig muss man auch das Auto die ganze Saison verbessern", erklärte er. Deswegen hoffte er auch darauf, dass das aktuell gute Auto sich auch so gut verbessern kann wie das bei Ferrari oder McLaren der Fall sein wird.