"Wir unterschätzen niemanden. Brawn, Ferrari, BMW, Toyota, es gibt da so viele Optionen. Die Weltmeisterschaft ist so offen, dass es für uns sehr aufregend wird", meinte Fernando Alonso am Donnerstag in Melbourne. Sein eigenes Team wollte der Spanier natürlich auch dort vorne sehen, weswegen er ein gutes Gefühl hatte. Besonders gespannt war er auf den Sonntag, wenn endlich erstmals ein Eindruck entsteht, wer sich wo befindet. "Nach den Wintertests ist es schwer zu wissen, wie schnell man ist, also denke ich, wir werden bald die Antwort haben."

Die Diffusor-Problematik, die in Melbourne gerade mit einem Protest abgehandelt wird, erachtete er nicht als entscheidend für die Saison, sehr wohl aber als wichtigen Faktor für die ersten Rennen. "Es gibt da ein paar sehr schnelle Teams wie Brawn. Sie haben eine andere Interpretation der Regeln, also wird es für die ersten Rennen entscheidend, wie die Entscheidung heute aussieht. Für den Rest der Meisterschaft macht es aber keinen Unterschied, da ab Rennen drei oder vier, egal was heute herauskommt, alle Autos wieder recht ähnlich sein werden", erklärte Alonso.

Schlechte Wochen

Gestört fühlte er sich durch das viele Hin und Her vor Saisonstart aber schon. Neben den Diffusoren gab es ja noch ein paar Scharmützel wegen der neuen Punktevergabe, die wieder verworfen wurde und auch wegen der freiwilligen Budgetgrenze ab 2010. "Leider waren die letzten drei oder vier Wochen nicht gut für den Sport, da die Regeln geändert wurden und man versucht hat, die Weltmeisterschaft so zu ändern, dass sie durch Siege entschieden wird. Wir freuen uns, dass sie ihre Entscheidung bedauert haben und zurück zu den normalen Punkten gegangen sind." Die Sache mit den Diffusoren empfand er aber weiter als störend, da die Fans seiner Ansicht nach nicht verstehen werden, wie eine Weltmeisterschaft mit so vielen Zweifeln und Änderungen überhaupt gestartet werden kann. "Wir sehen, wann es vorbei ist und beim ersten Rennen können wir dann über den Sport reden, über den Spaß im Auto und hoffentlich werden die Fans es genießen."

Dank der knappen WM-Entscheidungen der vergangenen Jahre sah er auf jeden Fall genug Show im Sport. Jetzt würde sich Alonso nur noch Kontinuität wünschen. Das soll aber klarerweise nicht bei der WM-Vergabe gelten, denn dort will Alonso am Ende ganz vorne auftauchen. Das Ziel gab er beim Launch bereits aus und hat es seitdem nicht geändert. "Wir wollen am Ende des Jahres Weltmeister sein. Wir wissen, es ist schwer, wir wissen, es ist die Formel 1, aber ich habe vollstes Vertrauen in das Team. Sie haben voriges Jahr gezeigt, dass sie das Auto verbessern können und wir haben das Gefühl, in einer starken Position zu sein. Die Ausgangsposition ist dieses Jahr besser als voriges und wir sind gut genug, zu Saisonbeginn Punkte zu holen", betonte Alonso. Mit Konstanz und Weiterentwicklung soll es während der Saison dann Richtung WM-Form gehen.

Probe für KERS

Nicht ganz sicher war er sich beim Thema KERS, denn der Renneinsatz des Systems birgt auch für Renault noch einige Fragezeichen. "Es ist das erste Mal, dass wir es in einer Rennsituation einsetzen, in der wir mit anderen Autos kämpfen." Rein bei den Rundenzeiten erwartete er keine großen Unterschiede, da in den Kurven etwas Zeit verloren, auf den Geraden dafür gewonnen wird. Wie sehr es beim Überholen hilft, will er am Sonntag herausfinden. Wie viele Andere auch, hat Alonso wegen KERS abgenommen, weil das System doch einiges auf die Waage bringt. "Das Team muss 500 Gramm hier, 400 Gramm dort und an anderer Stelle noch 300 Gramm finden, um irgendwann zwei Kilo eingespart zu haben. Für die Fahrer gibt es da keinen Grund, dem Team nicht so viel zu helfen wie möglich."