In der Formel 1 muss man immer positiv denken und selbst aus den Rückschlägen etwas Positives ziehen. Genau darin versucht sich McLaren-Neu-Teamchef Martin Whitmarsh derzeit in Melbourne. "Jetzt, wo wir nicht so konkurrenzfähig sind, wie wir es gerne wären, ist es eine nützliche Sache, wenn unsere Fahrer gegeneinander antreten", sagt er. Das Duell Heikki Kovalainen gegen Lewis Hamilton soll also zunächst für den Ansporn sorgen. Die Konkurrenz wähnt man derzeit außer Reichweite.

"Wir haben das Auto 2008 bis zum letzten Rennen entwickelt", blickt er zurück. Der Preis dafür war, dass man diese Ressourcen nicht in das neue Auto für 2009 stecken konnte. "Zu Beginn der neuen Saison können wir diese Ressourcenverteilung bedauern, aber wir sind stolz, die Startnummer 1 auf dem Auto zu haben." Dafür sei diese Entscheidung im letzten Jahr notwendig gewesen. Sonst hätte Felipe Massa nun die Nummer 1 auf dem Ferrari.

"Am Samstagnachmittag könnte ich diese Entscheidung vielleicht bereuen, denn das Auto ist nicht so schnell, wie wir es wollten, aber wir wissen woran es liegt." Es fehlt dem MP4-24 an Downforce. Zum Teil trage dazu auch die unklare Regelauslegung beim Diffusor bei. "Die unterschiedliche Interpretation der Regeln durch einige Teams hat unser Leid bei den letzten Tests noch verstärkt", betont Whitmarsh, der diese Situation sehr bedauert.

Doppelter Nachteil beim Diffusor

"Wir kommen alle gerne nach Australien und es ist schade, dass an diesem Wochenende wieder so viel über Regelkontroversen geschrieben und gesprochen werden wird." Man müsse nun zu einer Lösung finden, an deren Ende entweder eine Minderheit oder die Mehrzahl der Teams ihre Autos grundlegend verändern müssen.

Die ungewisse Situation behindert McLaren auch bei der Aufholjagd. "Wir haben ein nicht so weit entwickeltes Auto mit zu wenig aerodynamischen Downforce. Also möchten wir das so schnell wie möglich aufholen." Der beste Weg sei es, den Aerodynamikern zu sagen: Das sind die Regeln, macht das Beste daraus. "Aber das kann ich momentan nicht machen. Wir stehen mit einem Bein im Boot und mit einem an Land."

Wenn die Interpretation der meisten Teams korrekt sei, müsste man die Ressourcen darauf konzentrieren, wenn aus anderen Gründen die abenteuerlichere Variante erlaubt sei, dann müsse man diesen Weg einschlagen. "Das ist für sieben der Teams die gleiche Situation." Ebenso wie BMW Sauber, Renault, Red Bull und Ferrari habe auch McLaren über einen Protest gegen die drei betroffenen Teams nachgedacht. "Aber wir konzentrieren uns auf unsere eigenen Probleme, die wir lösen müssen."

Gleichzeitig umgeht das - eigenen Aussagen zu Folge - momentan nicht siegfähige McLaren Mercedes Team so einen Protest gegen das derzeit - Aussagen vieler Teams zu Folge - wohl siegfähige Mercedes-Kundenteam Brawn GP.