Das Denken an das Hätte-Wäre-Wenn ist bei Rennfahrern wenig beliebt, hindert die Medien und ihre Nutzer aber nicht daran, es dennoch zu betreiben. Deswegen wird seit der Einführung des neuen Punktesystems am Dienstag auch eifrig darüber geschrieben, wer alles seinen Titel verloren hätte, wenn das neue System, das den Fahrer mit den meisten Siegen zum Weltmeister macht, schon immer gültig gewesen wäre - die drei Schlagworte kamen im vorigen Satz nicht nur zufällig vor.

In Großbritannien wurde klarerweise gleich das vorige Jahr aufgerollt, in dem Lewis Hamilton einen Sieg weniger hatte als Felipe Massa und damit nach neuen Regeln den Titel auch nicht gewonnen hätte - mögliche andere Taktiken beim Vorhandensein eines anderen Punktesystems wurden trotz Hätte-Wäre-Wenn-Mentalität ausgeklammert. Lewis Hamilton, der auf einer Collage der Sun aufgrund des Punkteumbruchs als "Lew-ser" (englische Aussprache beachten, dann kommt das mit dem Loser hin) bezeichnet wurde, hält von der neuen Regel jedenfalls wenig.

So sagte er laut Bild: "Ich mag es nicht wirklich. Wir wollen konstant gut sein, egal ob wir Erster oder Dritter werden. Es sollte darum gehen, dass Team und Fahrer als Einheit über ein ganzes Jahr die besten sind. Nicht darum, wer die meisten Rennen gewinnt." Besonders viel Aufmerksamkeit widmete das Blatt dem Crash-Potential, das im neuen Siegzwang steckt. Keke Rosberg sah da aber doch noch die Vernunft der Fahrer vorne anstehen. "Ich glaube, dass den Fahrern ihr eigener Schädel mehr wert ist als ein Sieg", sagte er.