Derzeit sprechen in F1-Kreisen alle über Brawn GP. Der neue Brawn-Mercedes ist superkonkurrenzfähig und das Team könnte in dieser Saison einschlagen wie eine Bombe. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Honda sein Team nach so vielen Jahren der Misserfolge für £1 verkauft hat, welches nun - dank einer Finanzspritze von Honda - die Fähigkeiten von Ross Brawn, seiner Ingenieure und des Mercedes-Benz-Motors unter Beweis stellt. Eigentlich ist das wahnsinnig traurig.

Ross Brawn sagt, dass es ein Risiko gewesen sei, einen Management-Buyout zu riskieren, aber es war der einzige Weg, das Team zu retten, da Honda mit den potenziellen Käufern nicht zufrieden war. Lange Verhandlungen führten letztlich dazu, dass Honda Teile der Finanzierung beisteuert und damit das Team für 2009 absichert. Jetzt sucht man nach langfristigen Optionen. Der Erfolg dieser Suche hängt stark von der Leistung ab. Wenn das Team sich als Siegerteam beweist, könnte es auch Geldquellen finden.

Brawn GP ist auf der Suche nach Sponsoren., Foto: Sutton
Brawn GP ist auf der Suche nach Sponsoren., Foto: Sutton

In der Gerüchteküche kursiert das Gerücht, dass der österreichische Online-Wettanbieter Bwin als Sponsor involviert sein könnte. Bislang hat die Formel 1 diese Geldquelle außen vor gelassen - dabei bedeuten Online-Wetten viel Geld und die F1 spielt dabei sogar eine große Rolle. Für die Regierungen ist es unmöglich, die Wetten im Internet zu kontrollieren, was - wie in der Tabakindustrie - zu Werbeverboten führte. Viele Wettanbieter sind verantwortungsbewusste Unternehmen, die viel von der Tabakindustrie gelernt haben. So lange sie es dürfen, werden sie versuchen ihr Geschäft auszuweiten und wenn ihnen die F1 dabei helfen kann, umso besser.

Bwin ist ein reguläres Unternehmen, das an der Wiener Börse geführt wird und mit Hannes Androsch einen bedeutenden Vorsitzenden hat, der zwischen 1970 und 1981 Finanzminister und von 1976 bis 1981 Vizekanzler in Österreich war. Danach übernahm er Führungspositionen bei der OECD und dem International Monetary Fund. Die Strategie von Bwin ist es, Wettlizenzen in verschiedenen Ländern zu erwerben und so die Verbote zu umgehen.

Geld spielt dabei keine Rolle. Die Erlöse sind von 1,9 Millionen US-Dollar im Jahr 2000 auf 450 Millionen US-Dollar im letzten Geschäftsbericht angestiegen. Um die Werbeverbote zu umgehen, hat das Unternehmen bereits mehrere Spitzen-Fußball-Clubs gesponsert, darunter Real Madrid, der AC Mailand und der AS Monaco. Im Jahr 2006 erwarb man die internationalen TV-Rechte für die deutsche Fußball Bundesliga für drei Jahre, um sie an internationale Fernsehsender zu verkaufen. Auf diese Weise sollten die Kosten getragen werden und gleichzeitig die Liga als Marketingwerkzeug eingesetzt werden.

Eine der bekanntesten Verbindungen: Ferrari und Marlboro., Foto: adrivo Sportpresse
Eine der bekanntesten Verbindungen: Ferrari und Marlboro., Foto: adrivo Sportpresse

Das beste Beispiel für eine Zusammenarbeit in der Formel 1 ist die Beziehung zwischen Ferrari und Philip Morris International. Die PMI-Marke Marlboro war lange Zeit der größte F1-Sponsor. Heutzutage ist es gesetzlich verboten, dass die Logos auf den Autos erscheinen, aber Marlboro verwendet die F1 weiter für Werbezwecke, indem man die Namensrechte am Ferrari-Team erworben hat. Jedes Mal, wenn ein Ferrari auf dem Fernsehbildschirm zu sehen ist, erscheint die Einblendung: "Scuderia Ferrari Marlboro".

Bwin möchte expandieren und sucht Geschäftsmöglichkeiten in Asien, wo es Niederlassungen in Peking gegründet hat, und in Südamerika, wo es bereits in Mexiko und Argentinien vertreten ist. Das Unternehmen verkauft Lizenzen an lokale Firmen, die das Marketing, die Finanzen- und Verwaltung, die Kommunikation, das Controlling und die IT-Dienstleistungen übernehmen.

Es mag moralische Bedenken beim Thema Wetten geben, aber ein Rennteam hat sich damit nicht auseinanderzusetzen. Diese Aufgabe kommt den Regierungen zu, von denen viele die Glücksspielindustrie für ihre eigenen Zwecke ausnutzen. Diese präsentieren sich bei einer Diskussion über ein Werbeverbot heuchlerisch. Die Aufgabe eines Rennteams ist es, Geld aufzutreiben und Rennen zu gewinnen. Wenn es also Gelder gibt, die Arbeitsplätze in der Motorsportindustrie retten können, dann sollte ein Team sie auch ergreifen.