Der Mittwoch war ein normaler Arbeitstag für Robert Kubica, wie das halt an Testtagen so ist. Irgendwie war es aber doch nicht ganz so normal. Denn für den Polen war es der vorletzte Testtag vor dem Saisonstart und aufgrund der schlechten Wetterbedingungen bei seinen Ausfahrten in Jerez vorige Woche hatte er doch etwas mehr zu tun. Dennoch blieb es für Kubica Routine. "Es lief recht gut. Wir hatten gute und weniger gute Ergebnisse. Insgesamt war es OK", meinte er in üblicher Post-Testtags-Manier. Immerhin konnte er festhalten, dass das Auto eine gute Balance hat, womit weder beim Bremsen noch beim Beschleunigen große Instabilitäten auftraten.

Irgendwelche Rückschlüsse will Kubica vor Melbourne aber nicht ziehen. Er meinte, dass das Qualifying dort die genauesten Erkenntnisse liefern wird. "Aktuell widmet sich jeder seinen Problemen und geht in andere Richtungen. Ich muss jetzt noch einen Tag fahren, dann geht es nach Australien und dort werden die Spekulationen und Fragespiele vorbei sein. Wir warten also am besten bis dahin." Auch bei seinen eigenen Erwartungen an die Saison blieb Kubica verschlossen. Er habe das gleiche Ziel wie immer und das sei, sein Bestes zu geben, die beste Leistung als Fahrer abzurufen und das maximale Potential aus seinen Fähigkeiten und sich selbst als Person zu holen.

Für Brawn GP sieht es gut aus

Klarerweise soll das alles an der Spitze des Feldes geschehen, doch Kubica weiß, dass viele Faktoren mitspielen müssen, damit das auch passiert. "Es geht gegen viele Teams und es sieht so aus, als ob viele Mannschaften eng beisammen liegen. Es wird sicher eine schwere Saison", betonte er. Als neue Überraschung im Spitzenfeld musste der Pole dabei auch Brawn GP ausmachen. Toyota war seiner Meinung nach vorne zu erwarten, Brawn sei hingegen beeindruckend gewesen. "Nicht nur, weil sie schnell waren, sondern auch wenn man bedenkt, wo sie waren. Sie kommen her und sehen recht stark aus und scheinen keine Zuverlässigkeitsprobleme zu haben. Sicher haben sie kleine, aber das Auto läuft gut und sie können viele Runden fahren. Für sie sieht es gut aus."

Das Brawn Team hat er ebenso auf der Rechnung wie viele andere, weswegen er auch zu bedenken gab, dass man zwar gerne vor McLaren und Ferrari wäre, das aber nicht genügen muss. "Es gibt da einige Teams, die nahe dran sind. Auf die dürfen wir nicht vergessen. Wenn man gewinnen will, muss man aber vor allen sein, also ist das eigentlich egal. Wir werden einfach unser Bestes geben." Ob Kubica das mit KERS machen wird, wusste er nicht. Bei den Tests gebe es gute und weniger gute Tage und es werde ständig daran gearbeitet, die Zuverlässigkeit zu verbessern. "Im Rennen ist das dann immer schwer. Beim Testen kann man zwar immer ein Rennen simulieren, aber die maximale Belastung kommt im echten Rennen. Das betrifft auch die Temperatur, da wird es anders sein."

Viel zu entdecken

Außerdem wird der KERS-Einsatz bei Kubica auch noch davon abhängen, ob es ihm im Auto etwas bringt. Denn im Vergleich zu Nick Heidfeld bringt das Energierückgewinnungssystem beim Polen ein gewisses Gewichtsproblem mit sich, wodurch ein Verzicht auf das System bei ihm notwendig sein könnte und bei seinem Teamkollegen nicht. Da aber ständig an allen Ecken und Enden weitergearbeitet wird, könnte das bis Melbourne auch anders aussehen. "Das Team liefert recht viele neue Teile und wir testen viel. Mit den neuen Regeln gibt es aber noch viel zu entdecken: bei Reifen, Aerodynamik und KERS. In den kommenden zwei Wochen wird es in den Werkstätten noch recht geschäftig zugehen, um den besten Kompromiss und das beste Paket für Melbourne zu finden."