Geht man nach den aktuellen Testfahrten, dann sind die Jahre der zweiseitigen Einseitigkeit an der Spitze der Formel 1 vorbei. Ferrari mischt nach wie vor an der Spitze der Zeitenliste mit, McLaren hält sich noch vornehm zurück und einige andere Teams haben sich nach vorne geschoben. Fernando Alonso geht davon aus, dass dies auch während der Saison so sein wird. "Ich denke, es wird anders. Es gibt keine Ferrari-McLaren-Dominanz mehr. Ich glaube, es gibt einige Teams, die gute Pace zeigen und schnell sind; BMW, Toyota, Brawn. Es ist eine sehr offene Weltmeisterschaft, sie ist sehr interessant. Das ist gut für die Öffentlichkeit und die Zuschauer und hoffentlich auch gut für den Sport", sagte der Spanier am Mittwoch in Barcelona.

Geholfen haben dabei die Regeländerungen, die die Autos optisch stark verändert haben und die Teams zu einem völligen Neuanfang zwangen. Gleichzeitig wird in der Formel 1 auch eifrig gespart, wobei Alonso das trotz weniger Zeit zum Testen als durchaus richtig empfindet. "Ich denke, es war nötig, im Budget der Formel 1 etwas zu kürzen. Ich meine, in den letzten 10 Jahren ist das alles etwas über sich hinausgewachsen, was die Budgets betrifft. Jetzt ist es etwas normaler." Seiner Meinung nach wird sich die Formel 1 durch diese Schritte wieder erholen und einen gesunden Neuanfang machen. Dass die Teams sich bei den Sparmaßnahmen einig sind, ortet der zweifache Weltmeister ebenfalls als gutes Zeichen für die Zukunft.

Kompromisse an den Freitagen

In der Gegenwart heißt das allerdings auch, dass mit Saisonbeginn und einsetzendem Testverbot die Grand-Prix-Freitage wichtiger werden. Ein Rundenfest sollte man aber nicht erwarten. "Jeden Freitag wird es neue Teile am Auto geben und die muss man auf der Strecke prüfen. Gleichzeitig ist der Rennmotor drin, weil wir nur acht Motoren haben. Man kann also nicht viele Runden fahren. Es wird da immer ein Kompromiss sein müssen", erläuterte Alonso. Trotzdem wird Renault während der Saison Aufholarbeit leisten müssen, denn der Spanier sieht einige Teams mit Entwicklungsvorsprung. "BMW fuhr im November schon mit KERS-Auto, ohne Aerodynamik auf den Sidepods und neuem Vorderflügel. Sie sind ein oder zwei Monate vor uns, also können sie in Melbourne stärker sein."

Für Alonso ist das aber nicht so bedeutend, ihm ist es wichtiger, dass konsequent weiter gearbeitet wird und am Saisonende die Abrechnung stimmt. "Es ist wichtig, am Ende einen Punkt mehr zu haben als die anderen - nicht zu Beginn." Trotz Entwicklungsrückstand ist der Renault-Pilot aber zufrieden mit dem Auto. Zwar gab es aufgrund der neuen Teile in Jerez vorige Woche mehr Fortschritte, doch in Barcelona wird nun dafür an Setup-Feinheiten gearbeitet. "Ein Teil der Arbeit ist für den Spanien Grand Prix im Mai und wir versuchen auch dafür ein gutes Setup zu finden. Wir sind dem Auto und der Leistung zufrieden, wissen aber auch, dass wir weiterarbeiten müssen."

Keine Entspannung

Denn Alonso will sich in diesem Jahr keine Auszeit gönnen. Zu knapp liegen für seinen Geschmack die Zeiten beisammen, um sich zu entspannen. "Wenn man eine Woche entspannt, kann man plötzlich 14. sein. Arbeitet man hart und findet zusätzlich etwas, kann man Erster sein." Noch erwartet er sein Team aber nicht ganz vorne. Dort reiht er andere ein. "Die Ferrari-Zeiten von gestern sind unmöglich zu erreichen. Die Brawn-Zeiten von heute wohl auch. Andere Teams zeigen wirklich eine sehr gute Leistung." Einseitig dürfte es an der Spitze aber wohl nicht werden.