Bob, die drittletzte Testsession liegt hinter euch - was hat das Team in Jerez gelernt?
Bob Bell: Zu Beginn der Woche behinderte uns das schlechte Wetter, aber an den beiden Schlusstagen kam die Sonne raus und wir kamen viel zum Fahren. So konnten wir doch noch alle Entwicklungsteile, die wir beim ersten Saisonrennen in Melbourne einsetzen möchten, auf ihre Performance und ihre Zuverlässigkeit testen. Deshalb würde ich die vier Tage in Jerez als sehr produktiv bezeichnen.

Beide Fahrer äußerten sich recht zufrieden mit dem Auto. Welches Feedback haben sie Ihnen gegeben, etwa zur Fahrbarkeit?
Bob Bell: Über die Fahrbarkeit haben wir uns tatsächlich etwas Sorgen gemacht, besonders weil die neuen Aerodynamikregeln nicht gerade zu leichter fahrbaren Autos führen. Durch die Schilderungen von Fernando Alonso und Nelson Piquet konnten wir die Aerodynamik-Entwicklungen des Autos aber in eine Richtung steuern, die die Performance verbessert, ohne Fahrbarkeit und Konstanz einzubüßen.

Das Team probierte diese Woche einige neue Komponenten aus - wie lief es damit?
Bob Bell: Als wichtigste Entwicklungsteile hatten wir einen neuen Frontflügel und einen neuen Diffusor dabei. Die Testergebnisse sehen ermutigend aus: Beide Teile machen das Auto in dem Maße schneller, das wir vorher berechnet hatten. Damit haben wir eine gute Basis für die weitere Entwicklung gelegt. Und wir ziehen daraus die Gewissheit, dass wir uns auf die Systeme in Enstone verlassen können - die dort entworfenen und produzierten Komponenten funktionieren offenbar so, wie wir uns das vorstellen.

Renault hat große Ziele: auch vom Titel ist die Rede., Foto: Moy/Sutton
Renault hat große Ziele: auch vom Titel ist die Rede., Foto: Moy/Sutton

Ihr arbeitet immer noch an der Feinabstimmung des Frontflügels. Vor welche Probleme stellt euch dieser Bereich und wie weit seid ihr damit gekommen?
Bob Bell: Dieser Prozess lief nicht ohne Schwierigkeiten, aber die Herausforderung war sicherlich kleiner als die Entwicklung und Integration von KERS. Bewegliche aerodynamische Anbauten bedeuten für jedes Team Neuland. Aber wir haben das mechanisch absolut im Griff, das System arbeitet zuverlässig - und das ist im Moment die Hauptsache. Es beschleunigt sogar die Testarbeit, weil die Fahrer den Flügel auf der Strecke verstellen können, wenn sie eine andere Abstimmung ausprobieren möchten. Sonst mussten sie für jede Änderung an die Box kommen.

In Jerez hat das Team sehr viele Kilometer abgespult, was bei den vorhergehenden Tests wegen des üblen Wetters unmöglich war. Haben Sie das Gefühl, bei der Zuverlässigkeit schon dort zu sein, wo Sie hinwollen?
Bob Bell: Du weißt nie hundertprozentig, ob und wann ein technischer Defekt zuschlägt. Du kannst zwei problemlose Tage erleben und am dritten steht das Auto nach fünf Runden. Aber insgesamt haben wir jenen Stand an Zuverlässigkeit erzielt, den wir für den Australien-Grand Prix erreichen wollten. Trotzdem musst du immer wachsam bleiben und ständig vorhersehen, was vielleicht schief gehen könnte, damit es dazu erst gar nicht kommt.

Die Tests lassen zwar kaum Rückschlüsse über die Kräfteverhältnisse zwischen den Teams zu. Dennoch die Frage: Sind Sie mit der aktuellen Performance des Renault R29 im Vergleich zu den direkten Gegnern zufrieden?
Bob Bell: Wir fühlen uns mit dem Erreichten schon ganz gut und haben die Basis für eine gute Saison gelegt, für Podestplätze und Siege. Und wenn das eintritt, bedeutet dies auch, dass wir mit um den Titel kämpfen. Wir haben immer gesagt, dass das unser ultimatives Ziel bleiben muss. Wir sind nicht hier, um das Feld aufzufüllen, sondern um zu gewinnen. Allerdings bleibt es dabei, dass kein Team genau weiß, wo es steht. Erst in Melbourne, wenn alle mit ausgereiften Autos unter den gleichen Bedingungen antreten, wird sich das wahre Bild zeigen.

Es bleiben nun noch zwei Testsessions vor dem Saisonstart in Australien. Worauf wird das Team dabei den Schwerpunkt legen?
Bob Bell: Die Priorität lautet, alle neuen Entwicklungsteile rechtzeitig vor Melbourne zu testen und zu bewerten. Parallel werden wir natürlich die allgemeine Zuverlässigkeit des R29 weiter im Blick behalten. Diese Phase wird für das Team an der Strecke und die Kollegen in den Workshops extrem anstrengend, aber wir alle sind fest entschlossen, unsere Ziele zu erreichen. Wenn wir in Melbourne ankommen, werden wir die Leistung zeigen, die von uns erwartet wird.