Renault trat in diesem Winter nur selten in Erscheinung. Klar, bei der Präsentation des neuen R29 spuckte man große Töne, sprach vom Titelgewinn, doch danach verschwand man schnell in der tiefsten Versenkung der Ergebnislisten. Oftmals fehlten über zwei Sekunden auf die Konkurrenz, hinzu kamen technische Probleme, die vor allem Nelson Piquet Jr. plagten. Fernando Alonso wurde davon erstaunlicherweise meistens verschont - so auch am vierten und vorletzten Testtag in Jerez.

Kimi Räikkönen saß bei Ferrari im Cockpit., Foto: Moy/Sutton
Kimi Räikkönen saß bei Ferrari im Cockpit., Foto: Moy/Sutton

Der Ex-Weltmeister fuhr über 100 Runden und markierte die schnellste Zeit des Tages - drei Zehntel schneller als Kimi Räikkönen im Ferrari und fast sechs Zehntel schneller als Nick Heidfeld im BMW Sauber. Geholfen hat ihm eine verbesserte Aerodynamik, die unter anderem einen neuen Frontflügel beinhaltete. Das Timing für die Bestzeit hätte nicht besser sein können, schließlich drohte Renault-COO Patrick Pelata wenige Stunden vorher einen Ausstieg der Franzosen an, sollten die Kosten für die F1 nicht sinken und die Einnahmen gleichzeitig steigen.

"Ich bin mit dem Ergebnis dieses Tests sehr zufrieden, da wir zwei problemfreie Tage hatten und das Auto sehr konstant war", freute sich Alonso, der sich auch vom Wind nicht unterkriegen ließ. "Er machte es schwierig, Setupänderungen zu verstehen, aber das war für alle Teams gleich." Cheftestingenieur Christian Silk freute sich derweil über die gute Zuverlässigkeit des R29. "Wir haben eine exzellente Zuverlässigkeit gezeigt, viele Kilometer zurückgelegt und einige gute Setupfortschritte erzielt."

Probleme bei Hamilton

Mit einem bekannten Bild begann der Tag für Nick Heidfeld, der den BMW Sauber F1.09 von seinem Teamkollegen Robert Kubica übernahm. Der Pole saß von Sonntag bis Dienstag im Auto. Heidfelds Auto rollte nach gut 25 Minuten am Morgen auf der Strecke aus. Das Team begründete das mit dem Leerfahren des Tanks. Dabei können die Ingenieure per Telemetrie die tatsächlichen Benzinlevel messen. Danach konzentrierte sich Heidfeld vor allem auf Arbeiten an den Reifen und Bremsen. "Der starke Wind beeinträchtigte uns etwas, aber ich konnte trotzdem mit vielen Reifenmischungen arbeiten und viele verschiedene Setup-Lösungen ausprobieren."

Schlimmer erwischte es Weltmeister Lewis Hamilton, der seinerseits den Silberpfeil von Heikki Kovalainen in Empfang nahm. Gegen Mittag schlugen Flammen aus dem Heck des MP4-24 mit der Startnummer 1 - ganz ohne absichtliches Tank leer fahren. Hamilton brachte das Auto zwar an die Box zurück, musste danach aber eine Reparaturpause abwarten, in der laut Team einige Teile an der Hinterradaufhängung getauscht wurden.

Hamilton musste wegen eines Problems einige Zeit zuschauen., Foto: Sutton
Hamilton musste wegen eines Problems einige Zeit zuschauen., Foto: Sutton

"Wir hatten ein Problem", spielte er die Situation während der Wartezeit herunter. "Aber ich glaube, sie beheben es und wir werden so bald wie möglich wieder fahren." Das traf tatsächlich zu, vom Ende der Zeitenliste konnte er sich allerdings erst eine halbe Stunde vor Testende befreien. Für ihn übernahm sein Freund Adrian Sutil die rote Laterne. Der Deutsche absolvierte seinen zweiten richtigen Testtag mit dem neuen Force India Boliden.

Abgesehen vom Defekt an seinem Auto und einem Dreher war Hamilton zufrieden: "Das Auto war gut. Ich konnte nicht viele Runden fahren, aber ich freue mich darauf, wieder rauszufahren." Dabei setzte McLaren erneut einen Heckflügel nach 2008er Reglement ein. Schon bei den letzten Testfahrten hatte das Team vom 2009er Flügel auf eine alte Version zurückgerüstet. Eine neue soll in Arbeit sein.

Kampf gegen den Wind

Mit Problemen ganz anderer Art mussten alle anwesenden Teams leben: dem Wetter. Leichter Nieselregen, aber starker Wind störten die Fahrer bei ihren Testprogrammen auf der andalusischen Strecke. Jarno Trulli ließ sich davon nicht beeindrucken und bestätigte abermals die guten Eindrücke seines Teams, das an den letzten beiden Tagen in Person von Timo Glock die Bestzeit markiert hatte. Trulli kam nach 131 Runden, den meisten Tages, auf Position 4.

Trulli musste seine Rennsimulation abbrechen., Foto: Sutton
Trulli musste seine Rennsimulation abbrechen., Foto: Sutton

"Es war ein schwieriger Tag, weil unser Programm unterbrochen wurde", sagte er. Das Hauptproblem sei der Wind gewesen. "Er machte es schwer, Vergleiche zu ziehen." Wenigstens am Vormittag habe man aber Fortschritte mit dem Setup machen können. "Wir versuchten am Nachmittag, eine Renndistanz zu fahren, aber dann hatten wir ein Problem mit der Tankanlage." Deswegen musste Trulli den Long Run abbrechen und das Auto in der Box auftanken lassen.

Während Toyota auch am Donnerstag in Jerez aktiv sein wird, beendete Force India (ebenso wie Renault) seinen ersten Test mit dem neuen Auto bereits am Mittwoch. "Wir sind am Vormittag viel gefahren", freute sich Adrian Sutil, der vor allem am Setup, Entwicklungsteilen und Reifenvergleichen arbeitete. Dabei war er vor allem von den unterschiedlichen Fahrverhalten der weichen, superweichen und mittleren Bridgestone-Mischungen überrascht.

"Auf Long Runs verhielten sie sich ziemlich unterschiedlich", verriet Sutil. "Das größte Problem war das Graining. Es geschieht sehr schnell, wird dann schlimmer und der Grip kommt nie mehr zurück. Wir sprechen hier von großen Rundenzeitunterschieden - solch ein großes Grainingproblem habe ich noch nie gesehen." Fast alle Teams würden damit kämpfen.