Bruno Senna wurde von der plötzlichen "Trendwende" beim Honda-Nachfolgeteam ziemlich kalt erwischt: "Es war schon ein Schlag, wir konnten absolut nicht damit rechnen," gab er zu. Schließlich hatte er so lange, bis aus dem Management-Buyout von Brawn und Fry die alleinige Machtübernahme von Brawn wurde, von beiden immer wieder versichert bekommen, in einer, sehr, sehr guten Position zu sein.

Aber auch wenn er bis Montag Abend immer noch nichts Offizielles bekommen habe, wie er auch in brasilianischen Medien noch einmal betonte, wusste er in den letzten Tagen ab Donnerstag, Freitag dann die Zeichen zu deuten. "Wenn ich Ross Brawn nicht mehr erreiche, wenn man mich zu einer geplanten Sitzanpassung nicht mehr holt, wenn Brawn das geplante Meeting dann einfach absagt..."

Zu lange Ungewissheit

Dennoch versucht er, die negative Erfahrung möglichst abzuhaken: "Das Blöde ist halt vor allem, dass sich die ganze Sache so ewig hingezogen hat, dass ich dadurch bessere Alternativen verloren habe, als sie jetzt so spät da sind." Was natürlich vor allem einen sicheren Platz in einem Top-Team der GP2, speziell bei iSport, betrifft. Trotz der Enttäuschung blickt er so schnell wie möglich nach vorn: "Ich habe in meinem Leben schon einiges durchgemacht, auch, aber nicht nur im Rennsport Rückschläge einstecken müssen, ich habe auch gelernt, wieder aufzustehen", sagte der 25-Jährige im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Der erste Schritt sei jetzt, "sich mit meiner Familie, meinen Beratern, zusammenzusetzen und zu überlegen, welchen Weg wir weiter gehen sollen." Die immer wieder kolportierte Geschichte, er habe mit Mercedes-Chef Norbert Haug bereits konkret über einen DTM-Vertrag gesprochen, sei jedenfalls falsch: "Ich war zwar vorletzte Woche bei ihm, aber da ging es nur um die Formel 1."

Keine Tourenwagengespräche

Tourenwagen waren bis jetzt nie so ganz seine Welt, auch kein Ziel. Interessant könnte eine solche Verbindung für beide Seiten aber vielleicht dann sein, wenn sie zumindest mittelfristig auch andere Perspektiven bieten könnte, erst einmal vielleicht für die "Rookie-Testtage", die ja im Laufe der Saison geplant sind oder dann auch in Richtung des McLaren-Mercedes-Partners Force India. Und beim so beliebten Spiel der Fahrerwechsel in der GP2 ist ja auch nicht ganz ausgeschlossen, dass gerade in der zweiten Saisonhälfte dort auch mal wieder ein gutes Cockpit zumindest für einige zusätzliche Einsätze frei wird - um in einem erzwungenen Übergangsjahr auch noch zu ein paar Formel-Renneinsätzen zu kommen...

Was Senna an der ganzen Entwicklung um Brawn und Honda ein bisschen trösten kann: Hätte Brawn ihn jetzt - mehr oder weniger gegen seinen Willen und nur unter Druck von außen, etwa von Bernie Ecclestone oder wegen des Geldes - erst einmal genommen, dann aber beim kleinsten Fehler, der gerade einem Neuling immer mal passieren kann, sofort die alten Vorbehalte wieder ausgepackt, ihn gar während der Saison ausgetauscht, hätte das seiner Karriere erst recht schaden können. "Ich will in ein Team, wo man mich wirklich will, wo man mir und meinen Leistungen vertraut, nicht in eine solche Situation", sagt er auch selbst - in der Hoffnung, dass sich spätestens 2010 eine solche Chance auch ergeben wird...