Es war ein langer Winter, noch dazu ohne Testfahrten. Wie sehr freust du dich, wieder im Auto sitzen zu können?
Adrian Sutil: Ich hatte eine schöne Winterpause und bin glücklich und zuversichtlich. Es war sehr gut, etwas abzuschalten und zuhause zu sein, aber jetzt ist es Zeit, wieder loszulegen. Ich habe seit Brasilien nur sehr wenig testen können, nur anderthalb Tage, und deshalb bin ich von dieser Pause doch etwas genervt - ich möchte wieder arbeiten. Meine Akkus sind aufgeladen, ich bin heiß darauf, gute Rundenzeiten zu fahren und ich zähle die Tage, Stunden und Minuten!

Adrian Sutil fühlt sich wohl bei Force India., Foto: Force India
Adrian Sutil fühlt sich wohl bei Force India., Foto: Force India

Es ist dein viertes Jahr beim Team, das dritte als Stammfahrer. Wie wichtig ist die Stabilität für dich?
Adrian Sutil: Es ist schön, so lange bei einem Team zu sein. Man kommt den Leuten näher und kennt sich. Man fühlt sich als Teil des Teams. Auf der anderen Seite spielt es keine Rolle, wie lange man im Team ist, man muss sich immer selbst beweisen. Obwohl es mein viertes Jahr mit dem Team ist, gehe ich es wie mein erstes an - ich muss alles geben, was ich habe und mich gegen alle anderen Fahrer beweisen.

Wie viel hast du in den letzten drei Jahren gelernt und was hast du von deinem Teamkollegen Giancarlo Fisichella gelernt?
Adrian Sutil: Ich bin in den letzten drei Jahren sehr viel reifer geworden. Giancarlo hat mir in der letzten Saison sehr geholfen. Auch vorher hatte ich schon gute Rennfahrer als Teamkollegen, aber sie waren keine Rennsieger. Giancarlo ist ein starker Fahrer, er hat Rennen gewonnen und oft auf dem Podium gestanden. Es war eine echte Herausforderung. Zu Saisonbeginn hatte ich einige Probleme mit dem Auto und damit, mich an die Regeln anzupassen - das hat Giancarlo besser hinbekommen. Dabei konnte ich viel von ihm lernen - von seinem Stil, wie er mit den Reifen umging, aus seinen Daten. Er hat mir keine großen Geheimnisse verraten, aber ich konnte sehen, wie er arbeitet. Es war sehr wichtig, auf dem gleichen Level zu sein, was ich erreicht habe. Wenn ich jetzt gegen andere erfahrene Piloten antrete, fühle ich mich mental stärker.

Was sind deine Ziele für 2009?
Adrian Sutil: Ich möchte alle Rennen ohne Probleme beenden. Im letzten Jahr hatten wir viele technische Probleme, die möchten wir in dieser Saison verhindern. Wir müssen zuverlässig und konstant sein. Die Ergebnisse hängen dann vom Auto ab. Wenn es richtig gut ist, was wir alle hoffen, sollten wir in die Punkte kommen können. Vorerst möchte ich aber keine Vorhersagen treffen. Ich möchte nur eine Saison ohne Probleme und sehr viel mehr Zielankünften. Alles andere hängt vom Paket ab. Warten wir ab, wie es ausgeht.

Es gibt viele Regeländerungen für die neue Saison. Was wird die größte Herausforderung? Die Slicks, KERS oder die neue Aerodynamik?
Adrian Sutil: Die Autos sind komplett anders. Es ist eine Herausforderung für jeden. Meiner Meinung nach werden die Slicks die größte Herausforderung sein. KERS ist für den Fahrer nur ein Knopf. Wenn das Team gute Arbeit geleistet hat, wird er dir einen Schub geben. Wenn die Aerodynamik des Autos gut ist, wird es gut ausbalanciert sein, aber die Slicks werden das Verhalten des Autos gänzlich ändern. Niemand hat viel Erfahrung damit, zumindest nicht mehr. Das wird die große Herausforderung für alle.

Adrian Sutil hat viel von Giancarlo Fisichella gelernt., Foto: Force India
Adrian Sutil hat viel von Giancarlo Fisichella gelernt., Foto: Force India

Werden die Regeländerungen für ein engeres Feld sorgen?
Adrian Sutil: Ich glaube schon. Niemand weiß wirklich, wo er im Vergleich zum Rest steht. Die Teams scheinen besser gemischt zu sein. Einige der stärkeren Teams aus dem Vorjahr hatten Probleme bei den Tests, einige sind wirklich schnell. Es wird Veränderungen im Feld geben. Es ist eine sehr große Herausforderung für alle und es ist gut für den Sport - es wird sehr interessant.

Auch bei Force India gab es einige Veränderungen.
Adrian Sutil: Sie waren positiv für uns. Die Kooperation mit McLaren und Mercedes war bislang gut, denn das Team kann jetzt effizienter arbeiten und sich auf die Aerodynamik und die anderen Bereiche des Autos konzentrieren, die mehr Einfluss auf die Leistung haben. Wir haben das Paket eines Weltmeisterteams und es ist das Beste, was wir bekommen können. Es ist also eine tolle Chance. Deswegen sind wohl alle so motiviert - es sieht viel versprechend aus.

Ist das späte Debüt des VJM02 ein Nachteil?
Adrian Sutil: Es war die richtige Entscheidung mit McLaren und Mercedes eine Partnerschaft einzugehen. Natürlich hat das alles etwas verschoben, aber wir haben jetzt ein besseres Paket. Wir müssen die Testtage sehr gut nutzen, da es nur wenige davon gibt, aber insgesamt ist es besser, am Anfang ein gutes Autos zu haben, mit dem man etwas später loslegt, als eher zu fahren und erst Probleme lösen zu müssen.