Es war ein schöner, aber auch ungewöhnlicher Winter für Nico Rosberg. Seine Freizeit und sein Trainingsprogramm absolvierte er zunächst in Österreich, dann in Monaco. Doch zwischendrin tauchte er auch immer wieder in der Williams-Fabrik in Grove auf, um sich im Simulator auf die neue Saison und die neuen Regeln vorzubereiten. Denn Testkilometer im Auto sind dank der Testbeschränkungen Mangelware.

"Natürlich ist das sehr komisch für mich, wenn ich zwischendrin mal eine Woche keinen Test habe, wo wir früher in der Saisonvorbereitung jede Woche ständig getestet haben", gesteht Rosberg. Aber schwierig sei diese Situation nicht, da sie ja für alle Teams gleich sei. "Man muss jetzt die Rennwochenenden dafür nutzen, besonders die Freitagstrainings", sagt er. "Man muss aber auch mehr Vertrauen in das haben, was in der Fabrik gebaut wird, in die Computersimulationen."

Vertrauen in die Computer

Dieses Vertrauen hat Rosberg. "Zu 90 oder sogar 95 Prozent ist das, was im Computer schneller ist, auch auf der Strecke schneller", erklärt er. Jetzt müsse man voll darauf setzen, was der Computer vorausberechnet. "Ganz wenige Male wird man dann etwas falsch machen, aber im Gesamtbild ist das der Weg." Erst am Donnerstagmorgen saß Rosberg im Simulator, um neue Dinge für die anstehende Saison zu testen.

Nico Rosberg muss in dieser Saison viel laufen, zuschauen und in Simulatoren sitzen., Foto: Moy/Sutton
Nico Rosberg muss in dieser Saison viel laufen, zuschauen und in Simulatoren sitzen., Foto: Moy/Sutton

"Das Wichtigste ist, den Simulator so realistisch wie möglich hinzubekommen", verrät er. Das sei unglaublich kompliziert, weil es letztlich nur ein Computer und kein Echtes Rennauto sei. Dieser Unterschied werde auch immer bleiben: "Man weiß, dass man im Computer sitzt - und das wird auch immer so bleiben, egal wie echt es sich anfühlt."

Kaum noch Rennfahrer

Die Anpassung an das neue Auto und das neue Fahrgefühl muss also weiterhin auf der Strecke stattfinden. "Jedes Jahr verlangt von einem Fahrer, dass er seinen Fahrstil anpasst", sagt Rosberg. Dieses Jahr gebe es mehr Übersteuern in langsamen Kurven und ein bisschen mehr Untersteuern in schnellen Kurven. "Ansonsten ist es sehr ähnlich." Rosberg kommt damit gut klar. "Ich habe in den letzten Jahren gelernt, dass man sich gut anpassen muss und das ist mir bislang immer gut gelungen."

Trotzdem fehlen den Fahrern die vielen Testkilometer, und zwar nicht nur bei der Fahrzeugentwicklung. "Es ist natürlich ein Nachteil, weniger Übung zu haben", betont er. "Besonders für die Muskeln ist es schwieriger, weil du zwischen den Rennen viel weniger im Auto sitzt. Und an den Rennwochenenden fährst du sowieso fast gar nicht - das Fahren ist heutzutage extrem wenig geworden. Mein Beruf sollte eigentlich Rennfahrer sein, davon ist aber nicht viel übrig geblieben."

Erfolge im Visier

Bis zu einem gewissen Punkt könne das der Simulator ersetzen, aber natürlich nicht bei der Fitness. Zumindest beim technischen Wettlauf zwischen den Grand Prix erwartet Rosberg keine Nachteile durch das Testverbot. "Ich glaube nicht, dass es viel schwieriger wird, einen Rückstand aufzuholen als in den vergangenen Jahren", sagt er. "Du musst einfach schauen, dass du deine Windkanalarbeit verbesserst, wenn du hinten liegst." Soweit soll es am besten aber gar nicht kommen.

"Ich möchte Erfolg haben, deswegen bin ich in diesem Sport", sagt Rosberg, der hofft, schon dieses Jahr Erfolge mit Williams einfahren zu können. "Die Möglichkeit ist vorhanden", glaubt er. Bis Mitte des Jahres müsse darüber und über seine Zukunft Klarheit herrschen. Denn der nächste Schritt für 2010 sei wichtig und müsse stimmen. "Spätestens 2010 möchte ich Erfolge haben, dafür brauche ich ein gutes Auto. Hoffentlich kann mir das Williams zur Verfügung stellen, denn ich fühle mich wohl hier und es wäre auch etwas Besonderes für mich, mit diesem Team Erfolg zu haben."