Nach zwei wettermäßig eher bescheidenen Tagen durften die fünf anwesenden Teams in Portimao am Mittwoch endlich das Fahren auf trockener Strecke üben. Zwar hatte es am Morgen noch auf nassem Geläuf begonnen, dank einigermaßen guten Wetters wurde es aber zusehends trocken und damit auch angenehmer für die Piloten. Zeichen für die besseren Verhältnisse war, dass Lewis Hamilton an seinem McLaren am Nachmittag mit einem Flügel neuer Konfiguration fuhr und das alte Modell abgelegt hatte, mit dem man im Nassen sicherheitshalber mehr Abtrieb haben wollte.

Problemfrei lief der erste Testtag des Weltmeisters aber nicht, da der McLaren am Nachmittag einmal den Dienst einstellte und Hamilton das Auto parken musste. Zumindest war zu erkennen, dass die Streckenarbeiter danach mit Bindemittel über den Kurs gingen, was darauf hindeutet, dass doch etwas Öl verloren gegangen war. Ein McLaren-Sprecher erzählte von einer Abschaltung des Motors. "Wir fahren unsere Motoren beim Testen mit größeren Vorsichtsmaßnahmen, also könnte es das gewesen sein, was die Abschaltung ausgelöst hat."

Der erste Motorschaden?

Weniger Glück hatte Timo Glock, dessen Toyota-Motor gleich ganz in Rauch aufging und ihn eine Zeit zum Zuschauen zwang - das sah nach dem ersten Motorschaden des Jahres aus, wobei Toyota meinte, es habe sich nur eine Ölleitung gelöst. Angesichts der neuen Motorregeln, wonach die Fahrer neben den acht Rennmotoren nur vier Testmotoren zur Verfügung haben, wäre die zweite Variante die bessere. So oder so, Glock war zufrieden. "Der erste Eindruck mit dem neuen Auto ist gut; ich bin zufrieden damit. Am Morgen auf nasser Strecke fühlte ich mich recht wohl und es war leicht zu fahren. Es gab keine echten Probleme", meinte er. Das setzte sich nach den Reparaturarbeiten auch auf trockener Strecke fort, allerdings hatte er nicht wirklich Zeit, am Setup zu feilen. Dennoch verglich er Abstimmungs-Optionen und arbeitete mit dem verstellbaren Vorderflügel. Die geplante Arbeit an den Bremsen musste ausfallen.

Timo Glocks Motor rauchte etwas zu viel, Foto: Sutton
Timo Glocks Motor rauchte etwas zu viel, Foto: Sutton

Besser lief es bei Nico Rosberg, der so wie Sebastien Buemi im alten STR3 einige längere Runs absolvieren konnte. Das stimmte Williams Technikdirektor Sam Michael nach den verregneten Vortagen doch zufrieden. "Wir hatten heute die ersten paar Stunden eine nasse Strecke, aber am Ende des Vormittags war es trocken und wir konnten erstmals Slicks auf dem FW31 fahren. Es war ein konstruktiver Tag, da wir viel auf unserer Liste abarbeiten konnten, inklusive Systemchecks, sowie aerodynamische und mechanische Leistungstests", erzählte er. Dass es dabei zu keinen nennenswerten Problemen gekommen war, ließ Michael noch etwas zufriedener sein.

Buemi und die Hütchen

Rookie Buemi probierte neben seinen Longruns auch noch ein paar Boxenstopps aus, wobei die Hütchen zur Simulation der Stopp-Position allerdings ein bisschen etwas abbekamen. Zusätzlich testete der Schweizer die Aufhängungs-Systeme und die Ergebnisse werden laut Toro Rosso wichtig für das Auto von 2009 sein. Auch Fernando Alonso war an seinem ersten Tag im neuen Renault einigermaßen ausgiebig unterwegs. Doch der Spanier hatte nicht wie geplant KERS im Auto. Diesen Test hat Renault nun verschoben und will ihn kommende Woche mit Nelson Piquet Jr. in England bei einem Shakedown über 50 Kilometer nachholen.

Ohne KERS konnte sich Alonso erst einmal so an das neue Auto gewöhnen und auch weiter am Entwicklungsprogramm von Renault arbeiten. Alonso meinte: "Es ist noch früh, wir entdecken jede Runde etwas und bekommen auch ein größeres Verständnis. Man kann in kurzer Zeit so viel lernen und wir müssen unsere Zeit auf der Strecke maximieren; deswegen war es gut, dass wir heute so viele Runden [85] gefahren sind. Morgen wird das Programm ähnlich aussehen, also bleibt es hoffentlich trocken", sagte der Spanier. Das hoffte auch Test-Chefingenieur Christian Silk, denn dank des guten Wetters am Mittwoch konnten viele Punkte auf der Checkliste erledigt werden. "Wir haben also viel gute Information, die wir heute Abend durchgehen werden und aus denen wir Details herauspicken, damit wir morgen am letzten Tag das Meiste herausholen können", meinte Silk.

Es gab auch Zeiten

Testzeiten gab es natürlich auch und dabei war wieder einmal das alte Auto schneller als die neuen. Zwar ist der STR3 auf neue Abtriebslevels getrimmt, dennoch hat das Auto gegenüber den neuen Versionen Vorteile, wodurch sich Buemi mit einer späten Runde von 1:27.987 rund 1,7 Sekunden vor Rosberg die Bestzeit holte. Der Williams-Pilot war mit 143 Runden dafür der Fleißigste gewesen. Hamilton wurde als Drittschnellster Fahrer des Tages gemessen. Sein Rückstand auf Buemi betrug rund 2,2 Sekunden. Glock kam 2,9 Sekunden hinter dem Schweizer auf Rang vier und Alonso hatte mit rund 3,7 Sekunden Rückstand die rote Laterne - wobei die bei Premieren-Tests nicht wirklich etwas zu bedeuten hat.