2008 hat sich Renault stark zurückgekämpft. Was ist Ihr Urteil zur vorigen Saison?
Flavio Briatore: Ich bin stolz auf die Arbeit, die das Team 2008 geleistet hat. Wir hatten einen schweren Saisonstart, aber niemand gab auf - eigentlich sogar das Gegenteil. In beiden Fabriken in Viry und Enstone hat jeder sehr hart gearbeitet, um das Auto zu verbessern und uns wieder nach vorne zu bringen. Die Siege in Singapur und Fuji gehörten dem ganzen Team und waren für unsere Vorbereitungen 2009 wichtig. Wir haben gezeigt, dass wir wirklich ein Top-Team sind, wieder siegen können und das gibt uns echte Hoffnung für das bevorstehende Jahr.

Sie müssen damit das Gefühl haben, dass Renault vor der neuen Saison in einer starken Position ist...
Flavio Briatore: Wir haben genau auf die neuen Regeln geschaut und unsere Vorbereitungen am R29 recht früh begonnen. Nachdem wir im Vorjahr unsere Leistungsfähigkeit gezeigt haben, ist das Team noch entschlossener, 2009 wieder zu gewinnen. Es gibt viele neue Dinge, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen und das könnte die Geschichte etwas aufwühlen, aber Renault hat gezeigt, dass es ein Top-Team ist und wir haben in jedem Fall vor, vorne mitzukämpfen. Wir werden uns jetzt 100 Prozent auf die letzten Vorbereitungen für den Saisonstart konzentrieren, damit wir in Australien bereit für den Angriff auf das Podest sind.

Was waren die größten Herausforderungen im Winter?
Flavio Briatore: Sobald die Regeln für 2009 bestätigt wurden, mussten wir das R29-Programm finalisieren, um sicherzustellen, dass das Chassis für den ersten Test im Januar bereit ist. Ob das die neuen Aerodynamik-Regeln oder Änderungen am Motor waren, das Projekt verlangte viel Arbeit von unseren Ingenieurs-Teams in Enstone und Viry. Mit diesen Änderungen klarzukommen, waren die größten Herausforderungen diesen Winter.

Für Flavio Briatore ist Fernando Alonso nach wie vor der beste Fahrer im Feld, Foto: Sutton
Für Flavio Briatore ist Fernando Alonso nach wie vor der beste Fahrer im Feld, Foto: Sutton

Bei den Fahrern gibt es Kontinuität, nachdem Fernando Alonso und Nelson Piquet für 2009 bestätigt wurden. Was sind die größten Stärken dieser Paarung?
Flavio Briatore: Es ist wichtig, Stabilität zu haben, vor allem wenn das Drumherum sich ändert. Fernando und Nelson kennen sich; sie haben voriges Jahr gut zusammengearbeitet und fühlen sich im Team wohl. Sie wissen auch, dass wir alles geben, damit wir ihnen diese Saison ein starkes Paket geben. Fernando ist ohne Zweifel der beste Fahrer im Feld - er hat das voriges Jahr wieder bewiesen und wir freuen uns sehr, unsere Zusammenarbeit mit ihm fortzusetzen. Das ist für das Team ein ordentlicher Motivationsschub. Nelson hat viel gelernt und ist in seiner Rookie-Saison reifer geworden. Wir wollen ihm eine Chance geben, um unser Vertrauen in ihn zu bestätigen. Wenn ich auf die Saison schaue, dann bin ich überzeugt, dass wir ein besonders starkes Lineup bei den Fahrern haben.

Renault hat oft von Regeländerungen profitiert und seine Fähigkeit zur Anpassung gezeigt. Die Saison 2009 hat neue Regeln auf technischer und sportlicher Seite - kann Renault daraus einen Vorteil ziehen?
Flavio Briatore: Renault hat oft von Regeländerungen profitiert und sich dadurch abgehoben, dass man durch seine Entscheidungen einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz gewann. Dieses Jahr wird sehr hart umkämpft sein und wir werden bald wissen, ob unsere technischen Entscheidungen die richtigen waren. Wir lassen jetzt aber nicht nach und da der Start der Saison nur mehr wenige Monate weg ist, konzentrieren wir uns voll auf unser Entwicklungsprogramm, um diese wichtigen Hundertstel und Zehntel zu finden, die den Unterschied machen. Wir gehen also in die Saison 2009 mit der Hoffnung, das stärkste Paket zu haben, sind uns der Herausforderungen aber bewusst.

Obwohl die Saison noch nicht begonnen hat, wer glauben Sie, werden die größten Gegner in der Weltmeisterschaft 2009?
Flavio Briatore: Zu dieser Zeit des Jahres ist es nie leicht, Vorhersagen zu treffen. Wir wissen, wo wir in unserem Entwicklungsprogramm stehen und wir haben auch Feedback von Fahrern und Ingenieuren, doch ich will keine Vorhersagen riskieren, vor allem in diesem Jahr, mit so vielen neuen Regeln. Wir können wohl einige Überraschungen erwarten, die für die Fans interessant sein werden.

Wo wird Renault nächste Saison im Feld sein?
Flavio Briatore: Ich hoffe vorne. Wir machen alles, damit es so kommt. Ob es die Fahrer oder die Mitarbeiter in Enstone und Viry sind, ich weiß, jeder wird sein Maximum geben, um unsere Leistungsfähigkeit zu steigern.

Um jeden Preis wieder nach vorne, Foto: Renault
Um jeden Preis wieder nach vorne, Foto: Renault

Kann das Team vorne mitkämpfen?
Flavio Briatore: Renault hat 2005 und 2006 beide Titel geholt und sich nach einer schweren Saison 2007 voriges Jahr wieder stark zurückgekämpft. Wir haben damit gezeigt, dass wir ein Top-Team sind und uns wieder zurückarbeiten können. Wie gesagt, wir werden alles tun, um das dieses Jahr wieder zu bestätigen und zu zeigen, dass wir mit Änderungen umgehen können.

So wie die Weltwirtschaft momentan aussieht, muss die Formel 1 da ihre Arbeitsweisen ändern?
Flavio Briatore: Alle Hersteller haben sich geeinigt, die Operations-Kosten der Teams zu verringern und die Zukunft des Sports zu sichern. Diese schwierige Umstellung ist manchmal nötig, aber zielt darauf ab, langfristig ein besseres Spektakel für die Fans zu schaffen, die der Formel 1 folgen. Wie viele andere Unternehmen auf der Welt müssen die Teams und Hersteller ihre Arbeitsmethoden und Wirtschaftsmodelle neu überdenken. Beim aktuellen Klima wäre nichts Anderes möglich gewesen.

Sie haben die Formel 1 immer als Spektakel in sich selbst gesehen. Sind Sie als Vorstand der Marketing und kommerziellen Gruppe der FOTA mit der Richtung zufrieden, in die der Sport geht?
Flavio Briatore: Es gibt viele verschiedene Vorschläge mit dem Ziel, die Formel 1 aufregender zu machen, aber die werden noch verhandelt. Viele Dinge werden besprochen, so wie ein neues Qualifying oder ein Testformat an den Freitagen, was die Dinge interessanter machen könnte. Sogar ein Medaillensystem wird diskutiert, wie es in vielen anderen Sportarten existiert, womit jener Fahrer Weltmeister wird, der die meisten Rennen gewinnt. Wir müssen ein Spektakel höchster Qualität liefern und hoffen, dass sich mehr Leute dafür interessieren. Nicht zuletzt steht das Überleben der Formel 1 auf dem Spiel.