"Er lebt in einer anderen Welt, er lebt auf einem anderen Planeten" - ein wahrlich ungewöhnliches Kompliment von Stefano Domenicali in Richtung Kimi Räikkönen. Beim traditionellen Medientreffen der Scuderia im malerischen Wintersport-Paradies Madonna di Campiglio nahm der Teamchef Stellung zu seinem Weltmeister.

"Kimi isoliert sich. Wenn er Druck verspürt, dann nur aus sich selbst heraus. Alles, was von Außen kommt, berührt ihn überhaupt nicht, das ist unglaublich", erklärte Domenicali die Stärke des "Iceman". Man habe nicht erwarten können, dass Räikkönen aus der Winterpause komme "und plötzlich italienisch gelernt hat, um sich besser mit seinem Team verständigen zu können oder dass er plötzlich ein Lächeln mehr auf dem Gesicht trägt. Das ist nicht seine Art. Aber er ist ganz ungeduldig darauf, wieder Rennen zu fahren und zu gewinnen", weiß Domenicali.

Kritik an KERS und BMW

Zu den Gerüchten um einen Vorvertrag mit Fernando Alonso wollte der 43-Jährige sich nicht äußern. Umso heftiger polterte Domenicali gegen das KERS-System und BMW. Für den Italiener macht das Energierückgewinnungssytem keinen großen Sinn. "Das hat nichts mit der Formel 1 zu tun und ist nur zum Fenster hinausgeworfenes Geld." Einen Seitenhieb musste auch BMW, das sich im Gegensatz zu den anderen Herstellern lautstark für das Hybridsystem stark gemacht hatte, einstecken. "Die im Interessenverband FOTA vereinigten Teams müssten trotz unterschiedlicher Positionen nach außen einheitlich auftreten", meinte Domenicali.

Insgesamt stellte Domenicali der FOTA aber ein gutes Zeugnis aus. "Ohne FOTA hätte es keine solche Kostenreduzierung für 2009 gegeben", sagte er. Die Rennställe hatten, nicht zuletzt auf großen Druck des Internationalen Automobil- Verbandes FIA, einem radikalen Sparprogramm zugestimmt, das die Kosten angeblich um 30 Prozent senken soll. Allerdings lassen die bisher beschlossenen Kürzungen große Zweifel an einem tatsächlich so gewaltigen Umfang aufkommen.

Selbst Domenicali räumte ein, dass einige Maßnahmen nicht den erhofften Effekt hätten. "Wir sparen bei den Testfahrten, geben das Geld aber auf dem Prüfstand aus." Prinzipiell verteidigte der 43- Jährige aber die Budgetkürzungen. Die Wirtschaftskrise sei auch eine Bewährungsprobe. Jetzt konzentriere Ferrari seine Ausgaben eben auf die wichtigsten Projekte und investiere weniger in Zweitrangiges. "Wir wollen auf jeden Fall unsere Mitarbeiter halten", erklärte Domenicali. Und auch Michael Schumacher muss nicht um seinen Job bangen. "Michael bleibt wie bisher unser Berater", versicherte der Teamchef.