Wie bereits Murray Walker musste auch Martin Brundle bei der Autosport International Show zugeben, dass es schwer ist, irgendwas für die kommende Saison vorherzusagen. Der ehemalige Grand-Prix-Pilot meinte: "Wir hatten eine lange Zeit Regeln in der Formel 1, die sehr stabil waren und das Feld rückte näher und näher zusammen und es war hart umkämpft. Das verlieren wir und darüber bin ich etwas besorgt. Da ist etwas Unsicherheit und vielleicht ist das auch eine gute Sache." Denn es werde nicht so sein, dass jemand den Fernseher einschaltet und weiß, wer das Rennen gewinnen wird. Ein Dominator wie Michael Schumacher sei nicht zu erwarten.

Nach Brundles Meinung werden einfach diejenigen vorne sein, die das Auto mit der neuen Aerodynamik, mit KERS und den Slicks am besten zum Laufen bekommen. "Man muss annehmen, dass die üblichen Verdächtigen mit dem meisten Geld, dem größten Budget und den meisten Ressourcen die Besten sein werden: die Ferrari und die McLaren. Es könnte dieses Jahr aber ein paar tolle Überraschungen geben; Leute, die bei der Aerodynamik einfach ins Schwarze getroffen haben und die Hausaufgaben gemacht haben", sagte er. Generell hofft er, dass die Änderungen auch wirklich dazu beitragen, dass das Überholen wieder leichter geht; immerhin hätten ein paar clevere Leute daran gearbeitet. "Das Problem ist, dass wir diese Bilder von Jim Clark, Graham Hill und Jackie Stewart lieben, auf denen sie mit ihren Autos driften. Ich habe diese alten Autos gefahren und es ist eine Freude, sie so zu fahren", meinte Brundle.

Rundenzeit ist egal

Diese Autos seien aber anders gewesen und hätten eher Auftrieb statt Abtrieb gehabt. Die Ingenieure könnten heutzutage aber nicht ignorieren, was sie gelernt haben und dadurch die Autos einfach wieder dichter hintereinander fahren und rutschen lassen. "Es ist wirklich recht komplex, die Autos genug zu ändern, damit sie einander folgen, aber sie haben das besser richtig hinbekommen. Auch wenn sie fünf Sekunden pro Runde langsamer wären... eine MotoGP-Maschine ist in Barcelona eine halbe Minute langsamer. Das ist viel Zeit, oder? Aber wenn sie zu dritt oder viert nebeneinander fahren und die Maschinen herumrutschen, dann sieht das sehr aufregend aus. Und das wollen wir bei der Formel 1", betonte Brundle.

Weniger wichtig sei dafür, ob die Motoren mit 20.000, 17.000 oder 15.000 Umdrehungen drehen. Gleiches gelte dafür, ob das Getriebe zwei Jahre oder zwei Minuten halte. "Solange sie Seite an Seite fahren und wir die besten Fahrer der Welt Rad an Rad sehen, die uns begeistern und wir sehen, wer der Beste ist, dann ist mir das egal." Nicht egal ist Brundle die Situation um KERS, da einige Teams sich entscheiden könnten, es nicht einzusetzen, während andere es verwenden. "Vor allem zu Beginn der Saison. Man wird da einen Fahrer an einem anderen vorbeischießen sehen und sich denken, sind das die Ingenieure, die hier überholen oder ist das der Fahrer? Es wird schwer, da zu schätzen, wer die Arbeit erledigt."

Formel 1 muss relevant bleiben

Letztendlich rechnet er aber damit, dass es sich auf klassische Formel-1-Art lösen wird. Seiner Meinung nach werden die Teams schließlich alle ein recht ähnliches KERS-Paket haben und es auch auf gleiche Weise einsetzen, da die Strategie sie dazu zwingt. "Formel 1 muss für die Welt, in der wir leben, relevant bleiben und ich begrüße die grünen Schritte. Aber ich bin besorgt, ob das wirklich etwas für das Racing bringt. Ich stehe dem aber offen gegenüber. Ich bin nicht gegen den Wechsel, ich bin nur etwas besorgt, dass wir in den ersten sechs oder acht Rennen verfälschtes Racing sehen, wenn einige Systeme funktionieren und andere nicht."