Formel 1-Oberboss Bernie Ecclestone macht weiterhin Werbung für die Einführung eines Medaillen-Systems für die Formel 1. Auf der offiziellen F1-Webseite will er die Fans zu Anhängern dieses Systems machen.

"Ganz einfach, die Formel 1 wird ein sehr viel spannenderes Spektakel, wenn der Anreiz für den Fahrer erhöht wird, ein Rennen zu gewinnen." Weiter sagte Ecclestone: "Wir werden mehr Überholmanöver sehen - bis zum Fallen der karierten Flagge. Im Moment sehen wir zu oft Fahrer, die in ihrem letzten Stint stumpf nur noch ihre Positionen halten. Die Fahrer trifft keine Schuld, sie sind Racer, aber das Punktesystem zwingt sie zum konservativen fahren. Sie nehmen die sicheren Punkte und gehen weniger Risiko ein."

"Aber wir sind die Formel 1, die Königsklasse im Motorsport, und nur der beste Fahrer sollte auch den Titel gewinnen. Es geht um den Formel-1-Weltmeister und nicht um den konstantesten und zuverlässigsten Fahrer. Es geht um Siege und nicht um zweite Plätze", argumentierte Ecclestone weiter.

Siege sollen entscheiden

Ecclestone nannte weitere Beispiele aus der letzten Saison: "Letztes Jahr: Hamilton führte in der Meisterschaft, bevor er den ersten Sieg einfuhr. Das gleiche nach Kanada in diesem Jahr: Kubica führte in der WM nach Punkten, obwohl Hamilton, Massa und Räikkönen alle mehr Rennen gewonnen hatten. Lewis [Hamilton] und Robert [Kubica] sind beide sehr talentiert, aber ich glaube nicht, dass das System ein solches Ergebnis bringen darf."

"Es sollte nicht möglich sein, dass ein Weltmeister gekrönt wird, ohne dass er ein einziges Rennen gewonnen hat. Aber das kann wirklich passieren, wenn wir nicht das Bewertungssystem ändern."

Ecclestone stellte weiter klar, dass nur die Fahrer-Weltmeisterschaft durch das Medaillen-System entschieden werden sollte. Den Titel gewinnt der Fahrer mit dem meisten Gold. Im Falle eines Tiebreaks würde die Anzahl von Silber und Bronze entscheiden. Die Konstrukteurs-Meisterschaft würde weiter nach dem alten Punktsystem entschieden.

Ecclestone möchte Max Mosley & Co vom Medaillensystem überzeugen., Foto: FIA
Ecclestone möchte Max Mosley & Co vom Medaillensystem überzeugen., Foto: FIA

"Für die Teams sind die Konstrukteurs-Punkte eine rein finanzielle Angelegenheit, danach richten sich die jährlichen Preisgelder", sagte Ecclestone. "Seit 2003 haben wir das Punktesystem bis Platz acht. Das war vor allem großartig für die kleineren Teams. Aber es verschlimmerte das Problem mit den Fahrer-Punkten, da die Abstufungen nun zu seicht waren."

Beispiele aus der Vergangenheit

Die Saison 2003 nahm Ecclestone als weiteres Beispiel für die Schwächen des Punktesystems: "Michael [Schumacher] gewann 2003 den Titel vor Kimi [Räikkönen] mit zwei Punkten Vorsprung. Aber Michael hatte sechs Rennen gewonnen und Kimi nur ein Rennen. Kimi ist ein großer Fahrer, aber ich glaube nicht, dass es gerecht gewesen wäre, wenn er den Titel geholt hätte - und es wäre fast passiert."

Ecclestone ist auch zuversichtlich, dass die Einführung eines Medaillen-Systems die Meisterschaft nicht bereits zu Halbzeit langweilig werden lässt. "Ich denke, dass kann nur bei einem Punktesystem passieren, wenn ein Team mit einem überlegenen Auto dominiert. Beim Gold-Medaillen-System ist es weniger wahrscheinlich."

"Die Chance durch Gold-Medaillen noch Weltmeister zu werden, ist vier oder fünf Rennen vor Saisonende größer, als wenn die Differenz zwischen Sieg und Platz zwei nur zwei Punkte beträgt."

Weckruf

Weiter freute sich Ecclestone über die letzten Vorschläge zu Kostensenkungen: "Ich denke, es war ein Weckruf und alle haben erkannt, dass das gegenwärtige Niveau der Ausgaben einfach nicht tragbar war. Das Racing sollte wieder im Vordergrund stehen".

Ecclestone bestritt, dass er nur deshalb auf ein neues Medaillen-System poche, weil er nicht glücklich mit einem Weltmeister Hamilton war. "Unsinn! Lewis [Hamilton] ist ein würdiger Weltmeister, und niemand hat sich mehr gefreut als ich, dass er gewonnen hat. Er war dazu bestimmt Weltmeister zu werden. Es war nur die Frage, wann das sein würde. Das einzige, was ich unangenehm fand, dass im Rahmen des jetzigen Systems Lewis nur einen fünften Platz erreichen musste, um den Titel zu gewinnen. Und ich glaube nicht, dass die Fans beim Rennen oder vor dem Fernseher einen Fahrer sehen wollen, der Rang fünf als Ziel hat. Die Fans wollen die besten Fahrer sehen, die hart um den Sieg kämpfen."