Für den Ottonormal-Fan scheint Toro Rosso in den Wochen seit Beginn der Wintertests zur F1-Übermacht aufgestiegen zu sein. Eine Bestzeit nach der anderen erzielen die Toro Rosso-Piloten, egal wer gerade im Auto Platz nimmt: Sebastien Buemi, Sebastien Bourdais oder Takuma Sato. Auch die Fahrer des Schwesterteams Red Bull mischten bei ihrem einzigen Test in Barcelona ganz vorne mit - zweimal war Ex-Toro-Rosso-Mann Sebastian Vettel der Schnellste.

Auch in Jerez sah es nicht anders aus: von Dienstag bis Donnerstag stand Sebastien Buemi ganz oben in der Zeitenliste, jedes Mal gefolgt von seinem jeweiligen Teamkollegen, einmal sogar mit drei STR-Fahrern hintereinander. Man könnte fast meinen: Wie gut, dass Williams am Montag alleine getestet hat - so gab es wenigstens einmal einen anderen Bestzeithalter.

Toro Rosso durchbricht die Schallmauer

Toro Rosso ritt einsam in den Sonnenuntergang., Foto: Bumstead/Sutton
Toro Rosso ritt einsam in den Sonnenuntergang., Foto: Bumstead/Sutton

Am letzten Testtag durchbrachen sowohl Buemi als auch Sato die 1:18er Marke. Aber warum ist Toro Rosso in den Zeitenlisten auf einmal so überlegen? Sind sie zum WM-Anwärter gereift? Die Antwort ist einfach: nein. Sowohl RBR als auch STR setzten bei den bisherigen Wintertests auf das 08er Auto, bei dem maximal der Downforce von 2009 simuliert wurde, neue Teile - wie bei BMW Sauber, Honda oder zuletzt McLaren - kamen nicht zum Einsatz. Zudem fuhr man, zumindest in Barcelona, mit einem vollen 2008er Streckensetup. So wird das Auto allerdings nie wieder ein Rennen bestreiten.

Ein Beispiel: alle 10 Fahrer schafften es am Donnerstag, den Kurs unter 1:20 Minuten zu umrunden. Dennoch hatten die beiden BMW Sauber auf den Rängen 9 und 10 knapp 2,5 Sekunden Rückstand auf die STR-Bestzeit von Buemi. Im Gegensatz zum Schweizer waren sie auch mit einem 09er Aerodynamikpaket unterwegs. Christian Klien blieb allerdings wieder einmal wegen eines technischen Defekts am Vormittag stehen.

Alles außer Toro Rosso

Hinter den beiden Toro Rosso-Piloten reihten sich die Spitzenteams der vergangenen Saison ein. Mit knapp acht Zehnteln Rückstand erfuhr sich Heikki Kovalainen an seinem zweiten Testtag der Winterpause die Spitzenposition des Nicht-STR-Feldes. Weitere acht Zehntel dahinter fuhr Kimi Räikkönen auf Platz 4, knapp vor seinem Teamkollege Felipe Massa, der am Donnerstag den gesamten Tag testen durfte, nachdem er am Mittwoch direkt aus Brasilien an die Strecke anreiste.

Kimi Räikkönen bekam wieder Gesellschaft von Felipe Massa., Foto: Bumstead/Sutton
Kimi Räikkönen bekam wieder Gesellschaft von Felipe Massa., Foto: Bumstead/Sutton

Beide Ferrari-Fahrer konzentrierten sich auf Arbeiten an den Slicks, neuen Komponenten für 2009 sowie dem Setup. Räikkönen arbeitete außerdem an der Zuverlässigkeit des Motors, der im nächsten Jahr noch länger halten muss.

Die fleißigsten Fahrer des Tages waren Fernando Alonso (124 Runden) auf Platz 6, Nico Rosberg (130 Runden) auf Platz 7 und Robert Kubica (134 Runden) auf Platz 9. Dazwischen reihte sich Pedro de la Rosa im zweiten McLaren auf dem 8. Rang ein. Der Spanier kam jedoch nur auf 47 Runden.

"Ich konnte viele Runden fahren und fast 600 Kilometer", freute sich Robert Kubica. "Das war sehr gut. Unser Hauptziel zu diesem Zeitpunkt ist es, zu verstehen, was wir mit dem Setup für nächstes Jahr machen können." Neben Reifentests konzentrierten sich Kubica und Klien vor allem auf das mechanische Setup.

Für Renault sind die Wintertests mit dem Testabschluss in Jerez beendet. Ab sofort wird auf das Debüt des R29 im Januar hingearbeitet. "Es war ein guter Tag und wir konnten weiter Kilometer sammeln und die Reifen besser verstehen lernen", sagte Fernando Alonso, der den zweitägigen Test als eine Fortsetzung seines Fitnesstrainings ansah. "Jetzt freue ich mich auf die Tests mit dem neuen Auto im Januar."

Die letzten Tests des Jahres finden kommende Woche von Montag bis Mittwoch in Jerez und Portimao statt. Der portugiesische Kurs an der Algarve ist zum ersten Mal Gastgeber eines Formel-1-Tests, neben Ferrari wird McLaren anwesend sein. Honda musste den Test nach der Bekanntgabe des F1-Rückzugs absagen. Toyota testet seit dieser Woche alleine in Bahrain.