Max Mosley ist betrübt, ob des F1-Ausstiegs von Honda, aber gänzlich unerwartet kam es für ihn nicht. "Ich habe schon seit geraumer Zeit erwartet, dass einer der großen Hersteller aussteigen würde." Denn aus Sicht des FIA-Präsidenten waren die Kosten schon vor der Weltwirtschaftskrise außer Kontrolle geraten. "Jetzt ist es schwer vorstellbar, wie überhaupt ein Automobilhersteller in der F1 bleiben kann, wenn wir die Kosten nicht dramatisch senken."

So lange man den Vorständen der Hersteller aber nicht versichern könne, dass die Kosten gesenkt werden, würden sie Wohl oder Übel über einen Ausstieg nachdenken. Mosley sieht Honda somit als Alarmsignal, welches die Teams aber erkannt hätten. Denn das FOTA-Meeting vom Donnerstag habe einige gute Kostensenkungsideen hervorgebracht. "Die Frage ist nur, ob sie ausreichend und radikal genug angehen."

Massive Einsparungen 2010

Das größte Problem sieht Mosley darin, dass die meisten Änderungen erst 2010 greifen werden, wenn auch der Einheitsantriebsstrang zur Verfügung stehen soll. "2009 wird sehr schwierig, weil die Ente bereits gegessen ist. Wir können momentan nur massive Einsparungen für 2010 machen, aber wir müssen vorher 2009 überstehen."

Sollte dies nicht gelingen, könnten bald 16 oder sogar noch weniger Autos am Start stehen. "Dann würde es richtig kritisch", betonte Mosley. "Wenn es weniger als 14 Autos würden, dann hätten wir ein ernsthaftes Problem. Früher hätte man dann den Teams gesagt, dass sie drei Autos einsetzen sollen. Aber sie würden wahrscheinlich antworten, dass das nicht gehe" Mosley versucht deshalb die Kosten auf ein Minimum zu senken, so dass die Teams allein mit den Geldern von der FOM leben könnten - nur mit einem Minimum an Sponsorengeldern. "Dann müssten die Hersteller oder Red Bull nicht so tief in ihre Tasche greifen."

Der Zuschauer merkt nichts

So klein müssen die Budgets werden., Foto: Sutton
So klein müssen die Budgets werden., Foto: Sutton

Dabei sieht Mosley sogar Neueinsteiger am Horizont. Vor einiger Zeit wusste er von zwei Automobilherstellern, dass sie bei geringeren Kosten eingestiegen wären. Sie könnten 2010 dabei sein, wenn die Kosten gesenkt werden. Den Weg dazu sieht er in den Einheitsmotoren. "Wenn es einen Antriebsstrang, einen Motor und ein Getriebe, geben würde, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass einige alt gediente F1-Unternehmen die Überbleibsel der Teams aufkaufen würden, so lange dies zu vernünftigen Konditionen möglich wäre."

Mosley schwebt dabei ein Jahresbudget von 35 bis 45 Millionen Euro vor. "Wir können die Kosten soweit senken, ohne dass es die Zuschauer bemerken." So sollen die Einheitsgetriebe ab 2010 nur noch 10% der heutigen Beträge kosten. "Der einzige Unterschied wird sein, dass sie 5 kg schwerer sind, aber das spielt dann keine Rolle, weil alle die gleichen verwenden. Es ist absoluter Wahnsinn, was momentan passiert. Riesige Summen werden ausgegeben, um winzige Fortschritte zu erzielen - das muss aufhören."

KERS kostet nicht zu viel

Mosley plant deswegen über eine Budgetobergrenze hinaus, die vor einiger Zeit im Gespräch war. "Wir wollen bestimmte Entwicklungsbereiche erlauben, die die Leistung unterscheiden sollen, und andere nicht", verriet er. Diese kleinen Bereiche könne man viel besser überwachen. "Es ist absolut machbar - wir haben viel darüber nachgedacht und wir wissen, wie wir es tun können. Es geht nur darum, alle an Bord zu bekommen."

Die Einführung des teuren Energierückgewinnungssystems KERS sieht Mosley nicht als Grund dafür, dass die Teams die ohnehin schon hohen Budgets noch weiter strapazieren müssen. Stattdessen müsse man alles in Relation sehen, meinte er. "Die Budgets der Topteams liegen im Bereich von 230 Millionen Euro und sie beschäftigen zwischen 700 und 1000 Mitarbeitern. Aber keiner gibt mehr als 8-13 Millionen Euro für KERS aus. Wir sprechen also von weniger als 10% des Gesamtbudgets."

Das erste Einsparungspotenzial sieht Mosley beim Getriebe. "Es kostet mehr als KERS und ist eine komplette Geldverschwendung." Wie gut, dass er schon ein Einheitsgetriebe in der Hinterhand hat... "Auch die Windkanäle und die Aerodynamik sind Geldverschwendung und kosten mehr als KERS."