So schlimm und sicher auch schmerzhaft die Beinverletzung von Mark Webber auch sein mag, der Australier scheint schon wieder richtig guter Dinge zu sein. Er nimmt sich Leute wie Lance Armstrong und Mick Doohan zum Vorbild, die nach schwerer Krankheit oder Verletzung auch wieder mit voller Stärke zurückgekommen sind. Dementsprechend optimistisch blickt er auch voraus. "Ich werde locker rechtzeitig für den Australien Grand Prix Ende März zurück sein. Es wird Business as usual", sagte Webber der Herald Sun.

Seine Test-Zeit im Auto sah er auch nicht als wirklich stark vermindert an. Lediglich die vergangenen Tage seinen eine etwas größere Störung gewesen, da er im Krankenhaus liegen musste. "Aber ich hatte seit dem Ende der Formel-1-Saison keine Auszeit, also ist eine Woche - wenn auch erzwungener - Urlaub sicher nicht so schlecht", meinte er. Da der Bruch sauber und glatt ist, erwartet Webber auch keine Komplikationen oder Rückschläge beim Heilungsprozess. Am liebsten würde er gleich morgen wieder nach Europa kommen, doch zunächst wird er in Canberra oder Melbourne seine Zelte aufschlagen, da die Ärzte ihm von langen Flügen vorerst abgeraten haben.

Erinnerung an den Unfall

"Die einzige Operation hatte ich, als ich nach dem Unfall herein kam und da haben sie einen Nagel und Schrauben eingesetzt. Ich brauchte keine weitere Behandlung, also ist es nun nur noch eine Frage des Wartens, bis ich entlassen werde", meinte er bezüglich seiner bisherigen Genesung. Erstmals erzählte er auch genau, wie es zu dem Unfall bei der Pure Tasmania Challenge am Samstag gekommen war. "Ich fuhr nach rechts, um dem Auto auszuweichen, aber ich wusste, wenn ich zu weit ausweiche, würde ich in einem Graben enden. Ich habe es aber gut geschafft, meine oberen Extremitäten und meinen Kopf vor einem Einschlag zu schützen, aber leider gab es nicht viel, was ich gegen den Einschlag auf meine Beine machen konnte, da meine Füße in den Pedalen eingehakt waren. Deswegen gab es dort den Einschlag. Der Schmerz war ziemlich schlimm und ich wusste sofort, dass mein Unterschenkel gebrochen war", berichtete er.

Mark Webber sieht nicht viel Testzeit verloren gehen, Foto: Sutton
Mark Webber sieht nicht viel Testzeit verloren gehen, Foto: Sutton

Die letzte große Verletzung davor datierte Webber auf seine Schulzeit zurück, als er sich den Arm gebrochen hatte. "Meine Mum wollte mir drei, vier Tage nicht glauben, dass er gebrochen war", scherzte der Australier. Nach Auskunft seiner Freundin Ann Neal wollte Webber das Bett und das Krankenhaus bereits wieder verlassen. Aber auch wenn er noch etwas länger für die Genesung brauchen wird, so sieht er die Vorbereitung für nächstes Jahr nicht so stark eingeschränkt. "Ich hätte nächsten Monat nur zwei Tage getestet und danach wären Sebastian [Vettel] und ich wegen der verringerten Wintertests vor dem 10. Februar nicht im neuen Auto gesessen. Sobald ich mich wieder frei bewegen kann, werde ich mich voll auf die Reha konzentrieren und tun, was auch immer Red Bull will."

Rehabilitation unter Red-Bull-Anleitung

Weihnachten wird für Webber jedenfalls wie geplant verlaufen. Das will er mit seiner Familie in der Wahlheimat Großbritannien verbringen. In Europa will er auch an seinem Comeback arbeiten. "Im Moment arrangieren wir, dass die medizinischen berichte nach Europa geschickt werden, wo die medizinischen Experten von Red Bull eine Bewertung durchführen werden. Sie haben einige der besten Rehabilitations-Ressourcen und -Einrichtungen der Welt zur Verfügung, da sie auch ständig schwierige Ski-Verletzungen behandeln und Ski-Fahrern sowie andere Leuten zurück in den Wettkampf helfen. Sobald Red Bull alle Informationen hat, können sie entscheiden, was der beste Weg für die Reha ist und mit wem der Weg zurückgelegt wird."

Ein wenig schmunzeln musste Webber, weil ihm die schwere Verletzung nicht in einem Formel-1-Auto passiert war, sondern auf dem Rad. Er sah es so, dass die Sicherheit in der Formel 1 heutzutage so hoch ist, dass man viel Pech haben muss, um sich schwer zu verletzen. "Im Gegensatz dazu hat man kaum Schutz, wenn man auf einem Rad sitzt - vor allem wenn man mit einem Auto zusammentrifft. Ja, es ist ironisch, dass ich auf einem Rad und nicht in einem Rennauto verletzt wurde, andererseits bin ich fast jeden Tag auf meinem Rad, wenn ich nicht in einem Formel-1-Auto sitze, also ist da die Wahrscheinlichkeit höher." Was ihn allerdings überraschte, war die große Anteilnahme an seinem Unfall. Beinahe jeder, den er kenne, habe ihn oder seine Freundin kontaktiert. Die besten Wünsche, die er von überall bekommen habe, seien sehr berührend gewesen und dafür bedankte er sich auch. "Ich habe auch einige tolle E-Mails und SMS-Nachrichten von anderen Leuten aus dem F1-Feld bekommen; ebenso von MotoGP- und Superbike-Fahrern", sagte er.

Die Fabrik darf Besuch erwarten

So oder so schaute Webber aber schon voraus und meinte, dass er bereits das Seatfitting im RB5 fest eingeplant habe. "Ein gebrochenes Bein hält mich nicht davon ab, die RBR-Fabrik zu besuchen und genau zu wissen, was mit dem Auto passiert. Was die Fitness betrifft, so wird auch alles passen. Es sind noch so 83 Tage bis zum ersten Test 2009. Hoffentlich ist der RB5 von Beginn an so gut wie erhofft und wir können gleich um Punkte mitfahren. Mit den neuen Regeln und Vorschriften dürfte es ein interessantes Jahr werden."