Die Freude war ihm anzusehen: Bruno Senna war mit seinem ersten "echten" Testtag, den er nur knapp drei Zehntel hinter seinem Honda-Teamkollegen Jenson Button abschloss, mehr als zufrieden. Dementsprechend locker war er dann auch danach im Gespräch mit dem adrivo Motorsport-Magazin.

Wie lief dein erster "echter" Formel-1-Testtag?
Bruno Senna: Heute habe ich mich im Auto und im Team schon viel mehr zu Hause gefühlt, ich glaube, wir haben schnelle und gute Fortschritte gemacht, haben viel an der Abstimmung gearbeitet und auch herausgefunden, welche Abstimmung am besten zu meinem Fahrstil passt. Ich war am Ende nur drei Zehntel hinter Jenson Button, der ein sehr erfahrener Pilot ist. Ich denke, wir haben da sehr gute Arbeit geleistet und deshalb bin ich sehr zufrieden. Auch das Team hat einen Superjob gemacht, das Auto hat nie auch nur das kleinste Problem gehabt, für meinen ersten echten Tag in der Formel 1 war das schon ganz gut.

Bist du damit auch zuversichtlich für alles Weitere?
Bruno Senna: Ja schon, ich habe mich ja, wie gesagt, sehr wohl gefühlt, ich hatte auch einige Freiheiten, innerhalb des Teams Dinge auszuprobieren, und ich glaube, das hat sich dann in der Konstanz und meiner Leistung allgemein widergespiegelt.

Bruno Senna hat nun anderthalb Testtage hinter sich., Foto: Sutton
Bruno Senna hat nun anderthalb Testtage hinter sich., Foto: Sutton

Glaubst du, du hast das Optimale herausholen können?
Bruno Senna: So ziemlich - dafür, dass ich im Prinzip nur zwei neue Sätze Reifen hatte - der dritte wurde durch eine Rote Flagge in meiner dritten Runde ein bisschen ruiniert, den konnte ich nicht wirklich ausnutzen. Aber mit dem zweiten dann ganz zum Schluss konnte ich noch mal richtig gut angreifen, da war ich dann auch ziemlich schnell. Je besser man das Auto kennen lernt, desto mehr kann man es natürlich auch auf sich selbst zuschneidern und vom Team dann Dinge wollen, die besser zum eigenen Fahrstil passen. Aber ich denke, für den ersten Tag habe ich schon praktisch 100 Prozent erreicht.

Wie vergleichst du die Eindrücke zwischen Montag und heute?
Bruno Senna: Heute lief alles vom ersten Moment an viel natürlicher ab, ich musste über nichts mehr nachdenken, was mein Ingenieur über Funk von mir verlangt hat, es ging alles ganz automatisch. Aber trotzdem stehe ich in der Formel 1 natürlich noch ganz am Anfang, es gibt noch sehr, sehr viel zu lernen, aber das heute war schon ein ziemlich großer Sprung.

Würdest du dir selbst nach dem heutigen Tag das Cockpit geben?
Bruno Senna: [lacht] Schwierige Frage... Es liegt am Team, zu entscheiden ob sie mir einen Vertrag geben, ich habe meinen Teil getan, aber jetzt müssen halt mal wir erst mal bisschen abwarten...

War das wie eine Prüfung in der Schule für dich?
Bruno Senna: Es war auf jeden Fall mehr als eine Prüfung - sie wollten ja nicht nur mich testen, sondern auch ihr Auto weiterbringen. Deshalb war es wichtig, dass ich die richtigen Informationen gebe, sie haben dann vieles mit den Telemetriedaten abgeglichen, und ich glaube, gemeinsam sind wir wirklich weiter gekommen. Das ist das wichtigste an diesem Test: Nicht nur schnell zu sein, Konstanz zu beweisen, Informationen zu liefern, sondern auch mit dem Team gemeinsam weiter zu kommen, mit der Abstimmung, mit der Beziehung zu den Leuten. Ich glaube, das hat wirklich gut funktioniert, ich arbeite sehr gut mit dem Team zusammen...

Du bist über 100 Runden gefahren - ziemlich anstrengend?
Bruno Senna: Über 100 Runden sind mit jedem Formelauto anstrengend, natürlich ist man da nicht mehr ganz so frisch wie am Morgen, aber dass ich auf meinem letzten Run, dem letzten mit den neuen Reifen so schnell war, zeigt ja, dass ich da keine Probleme hatte.

Du hättest also auch noch ein bisschen was dranhängen können?
Bruno Senna: Wenn ich noch mehr hätte fahren müssen, wäre das auch problemlos gegangen, klar.

Senna ist mit seinem ersten F1-Test zufrieden., Foto: Sutton
Senna ist mit seinem ersten F1-Test zufrieden., Foto: Sutton

Wie war es, das erste Mal mit Ross Brawn zu arbeiten?
Bruno Senna: Es war sehr interessant, wir haben am Nachmittag ein bisschen über die Veränderungen gesprochen, was mehr bringt, was weniger. Es ist ja klar, dass ich von ihm unheimlich viel lernen kann, von seinem profunden technischen Wissen. Wenn man als Neuling in die Formel 1 kommt, und dann mit so jemandem arbeiten und Ideen umsetzen kann, dann ist das schon toll.

Hast Du auch mit Jenson direkt zusammengearbeitet?
Bruno Senna: Ja, wir hatten über den Tag ein paar Gespräche, das war sehr nützlich für mich, er hat natürlich viel mehr Erfahrung. Wir haben ein paar Veränderungen gemacht, die er an seinem Auto vorgenommen hat, manche haben zu meinem Fahrstil gepasst, andere nicht, aber wir konnten daraus einen guten Weg für uns finden...

Habt ihr einen ziemlich unterschiedlichen Fahrstil?
Bruno Senna: Schon etwas, ich denke, jeder hat seinen eigenen, individuellen Stil, da gibt es immer Unterschiede. Ich denke, ich habe einen etwas aggressiveren Stil als er, aber doch ein bisschen. Wir sehen manche Dinge auch etwas verschieden, aber natürlich waren seine Daten für mich sehr wichtig, um zu sehen, wo die Zeit zu finden ist und das zu meinem Vorteil zu nutzen.

Wie weit wart ihr unter ähnlichen Bedingungen auseinander?
Bruno Senna: Nicht so einfach zu sagen. Mit alten Reifen sind wir fast die gleichen Zeiten gefahren, mit neuen hat er natürlich schon einen Vorteil, nachdem er ja schon seit einiger Zeit Formel-1-Autos mit neuen Reifen fährt. Und ich hatte ja heute auch nur zwei echte Versuche damit... Aber es ging ja auch nicht darum, schneller zu sein als er. Sie wollten sehen, dass ich konstant bin. Ich glaube, das habe ich alles erfüllt - in welchem Ausmaß, das überlasse ich dem Team zur Beurteilung. Aber das war das, was ich heute erreichen konnte.

Mit welchem Gefühl gehst du jetzt hier weg?
Bruno Senna: Ich bin wirklich sehr glücklich und zufrieden, dass der Test so gut gelaufen ist, ich denke, von meiner Seite aus war das "Mission accomplished"...