"Ja, sicher", meinte Pedro de la Rosa in Barcelona auf die Frage, ob aufgrund der neuen Regeln im kommenden Jahr in der Formel 1 das Überholen einfacher wird. Doch eine allzu große Revolution in punkto Überholen wollte der McLaren-Testfahrer damit nicht ankündigen. Denn die Formel 1 bleibe auch 2009 die Formel 1. Wenn die Leute glauben, dass die Einführung von KERS, die Reduktion des Abtriebs und die Slicks die Formel 1 verändern, dann sollten sie es vergessen. Es wird immer noch ein breites Auto sein, es wird weiter einen aerodynamischen Effekt geben und abseits der Linie bleibt es schmutzig. Es wird leichter, aber es wird nicht die MotoGP. Und das müssen die Leute verstehen", betonte der Spanier.

Die Änderungen nannte er dennoch einen Schritt in die richtige Richtung. Schwer wäre der Umstieg vor allem deswegen, weil so viel geändert wird und im kommenden Jahr die Testkilometer weiter stark reduziert wurden. "Das wird die Feinabstimmung der Autos zwischen Rennen schwer machen. Es wird sehr interessant - und es wird nicht genug Zeit geben, um alles zu testen", sagte de la Rosa. Was den allgemeinen Grip auf der Straße angeht, so erwartet er keine zu großen Veränderungen, denn durch die Slicks wird seiner Ansicht nach der Verlust an Abtrieb ausgeglichen. Ganz anders fühle sich das Auto aber trotzdem an. "Es ist die Balance zwischen Front und Heck, die sich verändern wird - die Slicks haben eine sehr starke Front, wenn man in die Kurven geht und sie haben sehr gute Traktion, wenn man aus ihnen herauskommt", erklärte er.

KERS und die Feinabstimmung

Um es zusammenzufassen, meinte de la Rosa, dass die Slicks die Geschwindigkeiten in den langsamen Kurven erhöhen werden, während der fehlende Abtrieb die schnellen Kurven langsamer machen wird. Bei KERS fiel ihm eine Zusammenfassung etwas schwerer, denn dort sei man nach wie vor in der Lernphase und er musste eingestehen, dass es noch einiges zu tun gebe, bevor es im Rennen einsatzfähig ist. "Das braucht viel Feinabstimmung am Auto - vor allem beim Bremsen. KERS muss sich selbst aufladen - wenn man also die Bremsen tritt, dann generiert das zusätzlichen Widerstand, den man irgendwie kompensieren muss, damit das ausbalanciert wird. Das heißt, dass es Interaktion zwischen Motorbremse und Bremsbalance geben muss", meinte de la Rosa.

Deswegen gehe es im Endeffekt darum, einen Kompromiss zu finden, denn es reiche nicht aus, KERS einzubauen und dann sei man schneller. Man müsse das ganze System ausbalancieren. "Wenn das nicht richtig eingestellt ist, dann kommt das zu plötzlich. Die Schwierigkeit wird sein, die Übergänge angenehmer zu gestalten." Doch nicht nur deswegen sah er noch viel Arbeit auf sich und das Team zukommen. Bei den drei Tests in Barcelona, Jerez und Portimao müssten viele Dinge ausprobiert werden, nicht zuletzt die Slicks. "Wir werden mit Heizdecken arbeiten, damit es leichter wird, die Reifen aufzuwärmen und den Druck zu kontrollieren. Wir werden das KERS-Programm für den ersten ordentlichen Test auf der Strecke bereitmachen. Und wir werden mit weniger Abtrieb fahren, die ganzen Zusatzflügel kommen vom [MP4-]23 runter. Es geht darum, so viel wie möglich auf den begrenzten Kilometern zu lernen."