Die Lehre vom Visa

Wer in der Weltgeschichte herumreist, hat es nicht einfach. Das erlebten einige Mitglieder des F1-Trosses zuletzt in China, wo gleich zwei unserer Redakteure hart mit der chinesischen Botschaft um ihr Visum kämpfen mussten. In Brasilien war das einfacher, allerdings nicht für eine junge Dame aus Kanada. Die 19-Jährige Katrina Lesko sollte eigentlich als Formula Una Gast bei Red Bull sein.

Doch sie missverstand den Hinweis, sie müsse sich ein gültiges Visum (auf Englisch Visa) für Brasilien holen. Am Flughafen angekommen, zeigte sie ihre durchaus gültige, aber nicht wirklich akzeptierte Visa-Kreditkarte her. Die Einreisestelle gehört wohl nicht zu den weltweit 24 Millionen Akzeptanzstellen mit denen Visa wirbt. Nicht auszudenken, wie die Chinesen reagiert hätten...

Die Lehre vom Fotografieren

Nein, sie hat ihr Visum schon vorher bekommen und durfte sich über eine echte Überraschung freuen., Foto: Sutton
Nein, sie hat ihr Visum schon vorher bekommen und durfte sich über eine echte Überraschung freuen., Foto: Sutton

Nico Rosberg ist es gewohnt, im Fahrerlager auf Schritt und Tritt verfolgt und überall fotografiert zu werden. Als er vor dem Brasilien GP in New York bei seiner Freundin vorbeischaute, griff auch er zum Foto und machte ein paar Bilder in der U-Bahn-Station der Wall Street. Die Folgen: er wäre beinahe im Knast gelandet.

"Man darf da keine Bilder machen, denn man könnte ja etwas planen", klärte er geläutert auf. "Ich habe dem Polizisten gesagt, ich bin Formel-1-Fahrer. Er hat nur gemeint: Formula What?" Es wird definitiv Zeit für mehr Rennen in Amerika...

Die Lehre von Sao Paulo

Auch Sebastian Vettel hatte eine Begegnung mit den Freunden und Helfern. "Heute Morgen stand auf einmal ein Kerl mit einer Shotgun im Weg", schilderte er seine abenteuerliche Anreise zur Strecke. "Hier hält man sich lieber zurück als Fußgänger und Autofahrer." Allerdings konnte er im Vorbeifahren nicht genau erkennen, was sich dort abspielte. "Sie haben zwei Typen auseinandergenommen, an die Wand gepresst und etwas gesucht." Ach ja, sie war die Polizei...

Die Lehren für die Zukunft

Kaum war das letzte Saisonrennen vorbei, sprachen viele Fahrer schon davon, dass die Saison 2009 nun für sie begonnen hätte. Sebastian Vettel nahm das schon am Freitag wörtlich: "Der letzte Reifensatz war am Ende des Trainings 2009-Spec - also hatte kein Profil mehr. Wir bereiten uns schon auf nächstes Jahr vor." Und was wird sich durch die vielen Regeländerungen wirklich verändern? Vettel wagt den Blick in die Kristallkugel: "Letzten Endes fährt man immer noch im Kreis und der am schnellsten ist, steht vorne."

Die Lehre von den Scherzen

Die basilianischen Comedy-Könige sind bekannt dafür, die Formel-1-Pressekonferenzen rund um das Rennen unsicher zu machen. Diesmal erwischte es Lewis Hamilton - und das gleich doppelt. Bei einer einstündigen Pressekonferenz für einen Sponsor wurde ihm zunächst ein Fußballtrikot von Vasco da Gama überreicht. Der Gag ging unter: Hamilton wusste wahrscheinlich genauso wenig wie Sie, dass der Club als Erzrivale von Sao Paulo als ewiger Zweiter gilt.

Dem nicht genug: wenig später überreichte ein anderer so genannter Komiker Hamilton eine schwarze Stoffkatze als Geschenk. In Brasilien bringen diese Tierchen Pech, auch wenn sie nicht aus irgendeiner bestimmten Richtung kommen. Aber auch hier Pech für die Scherkekse: in England bringen schwarzen Katzen Glück, sein Titelgewinn bestätigte das.

Die Lehre vom Sparstrumpf

Nächstes Mal lassen sie den Weltmeister vielleicht selbst die Flagge schwenken..., Foto: Sutton
Nächstes Mal lassen sie den Weltmeister vielleicht selbst die Flagge schwenken..., Foto: Sutton

Die Finanzkrise ist in aller Munde, auch im Fahrerlager. Doch während David Coulthard schon lange in Hotels investiert, ist sein Nachfolger noch nicht kein Finanzfachmann. "Für Aktien bin ich nicht clever genug", sagt Sebastian Vettel lächelnd. "Das bisschen Geld, was ich habe, habe ich alles im Keller."

Ja, ja, F1-Fahrer und ihre Keller. Der eine bunkert dort sein Vermögen wie in Fort Knox, der andere verwandelt es in einen schallisolierten "Atombunker", um dort Schlagzeug zu spielen. Vielleicht tun sich Vettel und Heikki Kovalainen ja mal zu einem Duett zusammen? Mit Sparbüchsen und Goldbarren lässt sich sicher gut musizieren.

Die Lehre von den Fehlinformationen

Neben der Finanzkrise waren auch die Einheitsmotoren ein beliebtes Thema in Sao Paulo. Kurz vor dem Rennwochenende drohte Ferrari einen Ausstieg an, sollten tatsächlich Einheitsmotoren eingeführt werden. FIA-Präsident Max Mosley konterte eiskalt: "Da scheint der Ferrari-Vorstand falsch informiert worden zu sein", sagte er. Nur dumm, dass der Ferrari-Vorstand von Luca di Montezemolo informiert wurde, der wiederum einen ganzen Tag lang von Mosley persönlich informiert wurde. Woher würden dann wohl die Fehlinformationen kommen?

Die Lehre mit der Flagge

Eigentlich war es eine prächtige Idee: die Eltern und Familienangehörigen des neuen Weltmeisters sollten am Sonntag die Zielflagge schwenken. Besser als einst Pelé hätten sie es sicher gemacht, denn das Auto ihres Sohnes oder Bruders hätten sie sicher erkannt und nicht wie die Fußballlegende den falschen abgewunken.

Schon beim Bekanntwerden dieser Idee unkten wir: hoffentlich passiert auf der letzten Runde nichts mehr, immerhin hat ein gewisser Björn Wirdheim mal einen F3000-Sieg in Monaco auf der Zielgeraden weggeschmissen. Wir sollten recht behalten: die Entscheidung im WM-Kampf fiel erst in der allerletzten Kurve des Rennens. Familie Massa wäre es zu diesem Zeitpunkt wohl lieber gewesen, wenn sie wie geplant den Weltmeister hätten abwinken dürfen...