"Step back, step back." Die McLaren-Presseleute und auch die Aufpasser von Lewis Hamilton hatten am Sonntagnachmittag in Sao Paulo viel zu tun. Denn der Andrang auf den Briten war enorm, sprechen wollte jeder mit ihm, es wollte jeder Antworten, auch wenn die Fragen eigentlich immer die gleichen waren. Klar schien nur, dass die große Aufregung um seine Person es Hamilton nicht leicht machte, zu realisieren, was überhaupt passiert war. "Ich denke nicht, dass es schon eingesunken ist. Es war eines der intensivsten Rennen meines Lebens. Mein Herz rast immer noch. Ich bin so dankbar für diese Möglichkeit, die mir das Team gegeben hat", sagte er und dankte neben seinem Team auch noch seiner Familie, seinen Fans und auch Mercedes.

Nicht von Hamiltons Seite wich sein Vater Anthony, der gegen Ende des Rennens hinter der Box auf und ab lief, weil er es vor Nervosität kaum aushielt. "Es ist ein Traum, ein absoluter Traum. Das ist der Traum für andere Kinder", erklärte er danach. Doch im Angesicht des Sieges vergaß Hamilton Sr. auch nicht diejenigen, die verloren hatten: "Ich will nur sagen, Respekt an Mr. Massa, Senior und Junior und an die ganze Familie. Das sind liebenswerte Menschen." Auch Lewis wollte seinen Hauptrivalen nicht vergessen. "Glückwünsch an Felipe für den Sieg und auch dafür, dass er mich das ganze Jahr gefordert hat. Es ist aber toll, ganz oben zu stehen."

Getan, was er tun musste

Auch Sebastian Vettel musste Hamilton Jr. seinen Respekt aussprechen, denn der hatte am Ende des Rennens alles von ihm verlangt. Doch nicht nur Vettel hatte es ihm schwer gemacht. "Das Auto wurde während des Rennens immer schwächer. Ich habe nur versucht, es nach Hause zu bringen", sagte er. Außerdem bekam er gegen Ende auch noch Graining an den Reifen, weswegen er Vettel auch nicht angreifen konnte. "Ich kam nicht nach vorne, aber zum Glück an Glock vorbei. Ich tat, was ich tun musste. Wir kamen, sahen und taten, was wir tun mussten", erklärte er. Klarerweise waren die letzten zehn Prozent des Rennens dabei aber die schwersten. Und das nicht nur fahrerisch.

Das Herz explodierte nicht und es konnte gefeiert werden, Foto: Sutton
Das Herz explodierte nicht und es konnte gefeiert werden, Foto: Sutton

Auch emotionell wurde Hamilton durchgeschüttelt. "Mein Herz ist fast explodiert, ich denke, so wie Ihres. Ich weiß nicht, wie ich cool geblieben bin. Ich hatte einiges an Glück, vor allem in der letzten Runde. Das war mein Traum", sagte der Brite. Diese Anspannung entlud sich am Ende dann auch ordentlich. "Ich habe geweint. Mein Herz ist so mitgenommen, aber ich denke, das ist für alle so." Als ganz besonders empfand Hamilton den Triumph, weil er auf dem Boden seines Idols Ayrton Senna geschah. In einer ersten kleinen Rückschau auf die Saison sah er aber nicht alles nur rosig. "Es war vielleicht nicht das erfolgreichste Jahr, vor allem zu Beginn. Dann aber ganz oben zu sein und gewonnen zu haben, dafür bin ich so dankbar."