Zwei deutsche Piloten spielten eine entscheidende Rolle dabei, dass das Finale in Sao Paulo ein wahrer Krimi wurde. Aber weder Sebastian Vettel noch Timo Glock meinten danach, dass sie ein besonders großes Drama produzieren, sondern einfach nur ihr Rennen fahren wollten. "Da gibt's nicht viel zu erzählen", meinte Vettel danach gegenüber Premiere. "Ich habe einfach probiert, alles rauszuholen. Ich wusste vor dem Stopp, dass ich solide auf fünf und hinter Lewis bin. Ich kam aber nie nahe genug an ihn ran."

Doch als die Zeit kam, am Rennende auf Intermediates zu wechseln, wurde alles ein wenig hektisch. Zunächst war niemandem klar, wie stark der Regen werden würde. "Eine Runde vor Schluss hatte ich dann die Chance, ihn [Hamilton] zu überholen. Ich wusste nicht genau, wo ich bin. Ich hoffte irgendwie, dass es noch auf das Podest gehen könnte. In der letzten Runde war dann Timo da, der hatte mit Trockenreifen keine Chance. Aber Respekt, dass er das Auto bei den Bedingungen auf der Strecke gehalten hat", sagte Vettel. Auch auf der Boxentafel hatte er keine Informationen erhalten, wo er sich eigentlich befand, denn die konnte er aufgrund der vielen Arbeit bei den schweren Bedingungen gleich gar nicht ansehen. Eines musste er aber noch klarstellen: "Zu Beginn hatte ich auch Massa im Visier. Und wenn ich eine Chance gehabt hätte, wieso hätte ich ihn dann nicht auch überholen sollen?"

Glocks Auto war unfahrbar

Der angesprochene Glock musste seinerseits auch betonen, dass er am Ende Hamilton definitiv nicht mit Absicht vorbeigelassen hat. "Wir haben gepokert und sind so lange wie möglich draußen geblieben. Wir wussten, die letzte Runde wird die schwerste. Das Auto war dann fast unfahrbar. Ich habe 1:48 gebraucht und konnte gar nichts machen. Wenn Lewis mich nicht in der Kurve überholt hätte, dann eben auf der Geraden. Wir haben gepokert, aber das ist Racing. So haben wir noch was aufgeholt; wenn wir an die Box gegangen wären, hätten wir mehr verloren", erzählte der Toyota-Pilot.

Doch nicht nur das Rennende war für Glock eine haarige Angelegenheit gewesen. Auch zu Beginn war es schwierig gewesen, sich auf die Bedingungen richtig einzustellen. "Es war da schwer, den richtigen Punkt für die Trockenreifen zu finden. Am Ende war es das gleiche. Wir haben fünf Runden lang immer gesagt, wir kommen rein, ich bin dann aber immer noch draußen geblieben. Das ist Racing und das macht auch Spaß", meinte Glock. Letztendlich sei es seine Entscheidung gewesen, doch draußen zu bleiben. So oder so musste er betonen, dass Massa und Hamilton sich schon vorher den Weg für Sonntag geebnet hatten. "Natürlich tut es mir leid für die Fans hier, dass es am Ende so ausgegangen ist."

Vettels Abschied

Während Glock im kommenden Jahr wieder bei Toyota fahren wird, hieß es für Vettel am Sonntag Abschied nehmen von Toro Rosso. Und der war, ungeachtet der größeren Rahmenhandlung, ganz gut gelungen. "Wir haben heute das Beste rausgeholt. Wir konnten den sechsten Platz bei den Konstrukteuren festigen und das tut uns sehr gut. Morgen beginnt jetzt die nächste Saison." Und die wird er bei Red Bull Racing fahren. Ein bisschen wehmütig war Vettel schon, dass er sein bisheriges Team verlassen muss. "Wir sind durch dick und dünn gegangen. Wir haben eine schöne Zeit hinter uns. Die Mitte der Saison war unbeschreiblich, wir haben sogar einen Sieg geholt. Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge ins nächste Jahr, aber das Leben geht weiter."